
Deutschland ist jeder Vierte von einer Fettleber betroffen. In gesundem Zustand ist sie glatt und ohne Einfärbungen. Nach dem dauerhaften Genuss von Alkohol, ungesundem Essen bei zu wenig Bewegung kann sich daraus eine Fettleber mit gelblichen Einlagerungen entwickeln. Bei einer Umstellung des Lebenswandels kann die Leber wieder regenieren. Fotos: PSCL RDL – KI-geneiert/Paul/stock.adobe.com
Volkskrankheit Fettleber: Wie unser Lebensstil diese stille Epidemie fördert und was dagegen hilft
Haben Sie sich schon einmal Gedanken über Ihre Leber gemacht? Sie ist nach der Haut das zweitgrößte Organ des menschlichen Körpers und das größte innere Organ. Aber wen interessiert das schon, wenn sich die Leber nicht bemerkbar macht. Wenn sie sich meldet, dann haben wir oft ein ernsthaftes Problem. Über 2 Millionen Menschen sterben jährlich weltweit an einer Lebererkrankung. Allein in Europa sind es rund 300.000 Tote pro Jahr. In Deutschland ist die Fettleber eine unterschätzte Volkskrankheit.
Die Erkrankung bleibt lange unbemerkt
Die Leber ist ein lebenswichtiges Organ und zuständig für unseren Stoffwechsel. Sie ist sehr widerstandsfähig, kann sich phasenweise regenerieren und auch bei Schäden lange funktionsfähig bleiben. Doch wir haben nur eine davon.
Die Fettleber ist die verfärbte, angeschwollene Version, die ihre lebenswichtigen Aufgaben nicht mehr in vollem Umfang erfüllen kann. Irgendwann kommt der Punkt, an dem es nicht mehr weitergeht. Und genau da liegt das Problem: Weil sich Lebererkrankungen in der Regel unbemerkt entwickeln, gehen die Betroffenen häufig erst dann zu ihren Ärzten, wenn es zu spät ist. Die Schädigungen an der Fettleber sind dann irreversibel – oft ist eine Transplantation die einzig verbleibende Therapieoption.
Stille Epidemie: Jeder Vierte in Deutschland ist betroffen
Weltweit leiden rund ein Drittel der Erwachsenen an einer Fettleber. Viele davon können bei früher Diagnose selbst etwas für die Regeneration tun, ihren Lebenswandel umstellen, bewusst lebergesund leben. Aber für rund 1,5 Milliarden Menschen weltweit sind chronische Lebererkrankungen eine durchaus lebensbedrohliche Gefahr. Darunter sind zwar Leberentzündungen in Folge einer viralen Hepatitis-Infektion, aber eben auch die Fettleber durch Übergewicht, Diabetes oder Alkoholkonsum.
In Deutschland ist jeder Vierte von der Fettleber betroffen. Diese unterschätzte Volkskrankheit gilt auch als stille Epidemie, weil nur nur ein Bruchteil der Betroffenen davon weiß. Die Fettleber macht kaum Symptome. Sie wird meist zufällig entdeckt – bei erhöhten Leberwerten im Blut oder durch eine Ultraschalluntersuchung. Und selbst dabei bleibt sie im Frühstadium oft unbemerkt. Warnsignale gibt es kaum. Müdigkeit und Antriebslosigkeit gelten als mögliche Hinweise, sind aber unspezifisch.
So wie sich Fettleber nach ungesundem Essen und Bewegungsmangel anhört, denken viele daran, dass nur dicke Menschen so ein Gesundheitsproblem haben. Das ist nicht ganz falsch, aber das Tückische an einer Fettleber ist eben auch, dass schlanke Menschen betroffen sein können. Erstens hat nicht jeder Alkoholtrinker als potenzielles Fettleber-Opfer einen weithin sichtbaren Bierbauch. Und zweitens begünstigen genetische Faktoren wie eine Mutation des PNPLA3-Gens die Erkrankung auch bei schlanken Menschen.

Selbst geringe Mengen Alkohol können schaden
Die Leber steuert unseren gesamten Stoffwechsel. Sie verarbeitet Fette, Proteine und Kohlehydrate, produziert lebenswichtige Eiweiße und filtert viele giftige Stoffe heraus, die über die Galle ausgeschieden werden. Lagert sie zu viel Fett ein, verliert sie ihre Funktion. Ursachen gibt es viele. Alkohol gehört dazu, selbst in Mengen, die gesellschaftlich als normal gelten. Wer regelmäßig unter der Woche trinkt und am Wochenende gerne einmal über die Stränge schlägt, ist ein klassischer Fettleber-Kandidat. Im Grunde genommen ist das regelmäßige Feierabendbier und die zwei Rotwein-Viertele am Samstagabend beim Italiener schon deutlich zu viel Alkohol. Schließlich schädigt dieses Zell- und Nervengift Körperzellen und Organe wie Leber und Herz, beeinträchtigt die Gehirnfunktionen. Bei regelmäßigem Konsum sind chronische Schäden vorprogrammiert.
Doch noch häufiger sind ungesunde Ernährung, Zucker in Limonaden und Fertigprodukten sowie Bewegungsmangel die Auslöser. Diabetes und Bluthochdruck sind weitere Risikofaktoren. Unser Essen, das wir der Einfachheit halber schon vorgekocht und vorgebacken aus der Tiefkühltruhe holen, ist für den Körper und insbesondere die Leber ganz und gar nicht einfach zu verarbeiten. Hochprozessierte Lebensmittel sind industriell hergestellte Produkte, die viele Verarbeitungsschritte durchlaufen haben und oft viele Zucker, Fette, Salz und Zusatzstoffe enthalten. Als einfache Faustregel kann gelten: Je länger die Zutatenliste ist und je mehr die aufgeführten Zusatzstoffe an die Bestandsliste eines Chemiebaukastens erinnern, desto weniger sollte man solche Lebensmittel zu sich nehmen.
Der große Mix aus diversen Ursachen, die unseren Lebensstil prägen, führt zu einer schleichenden Verfettung der Leber. Diese lässt Zellen blockieren, kann Entzündungen auslösen und die Leber nach und nach vernarben. Am Ende droht eine Zirrhose – also ein vollständiger Umbau des Organs – bis hin zu einem totalen Versagen aller lebenswichtigen Funktionen des großen Stoffwechselorgans. Auch Leberkrebs ist denkbar.

Lebererkrankungen sind vermeidbar
Die gute Nachricht: Die Leber ist extrem widerstandsfähig und ein Meister der Regeneration. Bei Schädigungen ist sie über weite Strecken in der Lage, sich selbst zu regenerieren und kann noch lange ihre Funktionen aufrechterhalten. Wer früh gegensteuert, kann eine Fettleber vollständig zurückbilden. Manche Schätzungen gehen davon aus, dass 90 Prozent der Lebererkrankungen vermeidbar wären – etwa über eine ausgewogene Ernährung, Bewegung, weniger Alkoholkonsum oder auch durch Impfungen als Schutz vor Hepatitis A und B.
Schon mehr Bewegung, kleine Gewichtsverluste und eine gesündere Ernährung machen viel aus. Studien zeigen, dass bereits 1000 zusätzliche Schritte pro Tag spürbare Effekte haben. 5 Prozent weniger Körpergewicht reichen oft aus, um eine frühe Fettleber zu heilen. Gesunde Ernährung, weniger Zucker und Alkohol sind entscheidend. Entspannung und erholsamer Schlaf unterstützen die Leber zusätzlich.
Hoffnung für Leberkranke durch neues Medikament
Medikamente spielen erst in schweren Fällen eine Rolle. In den USA ist seit 2023 Resmetirom zugelassen, in Deutschland wie in der EU folgte die Zulassung im August 2025. Resmetirom dient der Behandlung der schweren Fettlebererkrankung NASH (nichtalkoholische Steatohepatitis) mit Fibrose (Lebervernarbung). Es ist ein Schilddrüsenhormon-Agonist, der die Fettspeicherung in der Leber reduziert, die Fibrose verringert und den Stoffwechsel der Leber verbessert. Die Markteinführung in Deutschland ist ab dem vierten Quartal 2025 zu erwarten. Auch Abnehmspritzen wie Semaglutid (Ozempic/Wegovy) zeigen Wirkung.
Doch Experten warnen: Viel besser ist es, es gar nicht so weit kommen zu lassen. Bewegung, gesunde Ernährung und ausreichend Schlaf sind die wirksamsten Medikamente – und kosten nichts. tok
FAQ zur Fettleber
Kann sich eine Fettleber wieder zurückbilden?
Ja. Die Leber ist ein echtes Regenerationswunder. In frühen Stadien lässt sich eine Fettleber durch mehr Bewegung, Gewichtsreduktion und gesündere Ernährung oft vollständig heilen. Bereits 5 % weniger Körpergewicht können ausreichen, um die Leber deutlich zu entlasten.
Welche Symptome hat eine Fettleber?
Meist verursacht die Fettleber keine spürbaren Symptome. Manche Betroffene berichten von Müdigkeit, Abgeschlagenheit oder einem leichten Druckgefühl im rechten Oberbauch. Sichere Hinweise liefern aber nur Blutwerte und Ultraschalluntersuchungen.
Wer ist besonders gefährdet?
Hauptrisikogruppen sind Menschen mit Übergewicht, Diabetes oder Bluthochdruck. Aber auch schlanke Personen können betroffen sein – etwa durch genetische Faktoren oder einen ungünstigen Stoffwechsel. Alkohol, zuckerreiche Getränke und Fertigprodukte erhöhen das Risiko zusätzlich.
Wie wird eine Fettleber diagnostiziert?
Oft wird die Erkrankung zufällig entdeckt, wenn Blutwerte auffallen oder ein Ultraschall gemacht wird. Im Ultraschall erscheint die Leber heller als gesundes Gewebe. In frühen Stadien bleibt die Diagnose jedoch schwierig.
Welche Rolle spielt Alkohol?
Alkohol ist eine der Hauptursachen. Schon Mengen, die gesellschaftlich als normal gelten – etwa ein Glas Wein oder ein Bier am Tag – können langfristig eine Fettleber auslösen. Auch seltenes Rauschtrinken (Komasaufen) ist sehr belastend für die Leber.
Welche Folgen hat eine unbehandelte Fettleber?
Das eingelagerte Fett blockiert die Leberzellen, löst Entzündungen aus und führt zu Vernarbungen. Später drohen Fibrose und Zirrhose – die Leber verliert ihre Funktion und kann versagen. Auch das Risiko für Leberkrebs steigt deutlich.
Wie kann ich einer Fettleber vorbeugen?
- Ausgewogene Ernährung mit wenig Zucker und wenig Fertigprodukten
- Regelmäßige Bewegung: Schon 1000 Schritte mehr am Tag wirken
- Weniger oder kein Alkohol
- Ausreichend Schlaf und Stressabbau
Gibt es Medikamente gegen die Fettleber?
Ja, aber nur für schwere Fälle. Der Wirkstoff Resmetirom wurde im August 2025 in Deutschland zugelassen. Auch Abnehmspritzen mit Semaglutid (Ozempic/Wegovy) zeigen Wirkung.

Kochbuch und Broschüren für die Lebergesundheit
Die Deutsche Leberstiftung bietet Kurzbroschüren zu den Themen „Leber und Fett“ sowie „Leber und Leberwerte“ für Betroffene und Angehörigen an. Bestellmöglichkeiten und Download auf der Serviceseite unter www.deutsche-leberstiftung.de.
Eine Hilfestellung auf dem Weg zu einer gesunden Leber ist „Das große Kochbuch für die Leber“, herausgegebenen von der Deutschen Leberstiftung. Die 122 lebergesunden Rezepte enthalten Schritt-für-Schritt-Anleitungen und Angaben zu den wichtigsten Nährwerten. Bei jedem Rezept lässt sich durch Symbole schnell und eindeutig erkennen, für welche Erkrankungen es geeignet ist. Das Kochbuch ist in Zusammenarbeit mit der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie und der Schule für Diätassistenz an der Medizinischen Hochschule Hannover sowie der Deutschen Leberstiftung entstanden. pm
„Das große Kochbuch für die Leber“, humboldt, 2022, 260 Seiten, mehr als 70 Abbildungen, ISBN 978-3-8426-3100-7, Preis: 28 Euro.
Info
Die Deutsche Leberstiftung hat das Ziel, die Patientenversorgung durch Forschungsförderung, Forschungsvernetzung und wissenschaftliche Projekte zu verbessern. Mit intensiver Öffentlichkeitsarbeit steigert die Stiftung die öffentliche Wahrnehmung für Lebererkrankungen, damit diese früher erkannt und geheilt werden können. Die Deutsche Leberstiftung bietet außerdem Information und Beratung in medizinischen Fragen. Mehr dazu unter https://www.deutsche-leberstiftung.de.