Eltern müssen kein schlechtes Gewissen haben, wenn sie ihrem Säugling einen Schnuller geben. Der hat sich als in vielen Fällen einsetzbares Beruhigungsmittel bewährt. Er sollte nur nicht zu lange vom Kind genutzt werden, denn aus zahnmedizinischer Sicht ist der Schnuller nicht unproblematisch. Foto: Dragana Gordic/stock.adobe.com
Tschüss Schnuller – so gelingt es, vom Beruhigungssauger zu entwöhnen
Beruhigungsmittel, Einschlafhilfe, Trostspender: Der Schnuller ist für die allermeisten Kinder mehr als ein Stück Silikon oder Latex. Halt, Geborgenheit und Ruhe finden – hinter dem Saugen am Schnuller verbergen sich wichtige Gründe. Um das Kind zu entwöhnen, sollten Eltern daher diese Bedürfnisse verstehen und andere Möglichkeiten anbieten.
Das berichtet das Apothekenmagazin „ELTERN“ 1/2024.
Beim Beruhigungssauger auf eine gesunde Form achten
Der Beruhigungssauger sollte generell kein „Allheilmittel“ sein und nur genutzt werden, wenn die Kleinen selbst durch elterliche Nähe oder Körperkontakt keine Ruhe finden wollen. Solange Eltern diese Punkte berücksichtigen, spricht aus Expertensicht nichts gegen einen Schnuller als kleinen Helfer zur Beruhigung. Das bestätigt auch Dr. Christof Metzler, Facharzt für Kindermedizin, und bezieht sich dabei auf eine Studie der Universität Minho in Portugal, die Druckbelastung und Kraft, die verschiedene Schnullerformen auf die Gaumenoberfläche ausüben, sowie mögliche Zahnverschiebungen untersucht haben.
„Es ist wichtig, den Eltern zu vermitteln, dass sie den Kindern etwas zur Beruhigung anbieten können und kein schlechtes Gewissen oder Angst haben müssen, Schaden anzurichten. (…) So sind die Ergebnisse der aktuellen Studie ein wesentliches unterstützendes Argument pro Schnuller, vor allem bei kritischen Eltern. Wenn ich hier als Arzt den Eltern zusätzlich zu meiner Meinung zeigen kann, dass es auch wissenschaftlich bewiesen ist, dass der Schnuller – zumindest wenn es der richtige Schnuller ist – eben keinen negativen Einfluss hat, dann ist das ein überzeugendes Argument.“
Schnuller ist aus zahnärztlicher Sicht ein Fremdkörper
„Nuckeln Kinder über einen langen Zeitraum oder sehr intensiv am Schnuller, können die Zahnstellung, die Atmung und die Sprachentwicklung darunter leiden“, erklärt Dr. Andrea Thumeyer, Zahnärztin aus Kriftel und Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege Hessen (LAGH). Aus zahnärztlicher Sicht ist der Schnuller ein Fremdkörper und nie kiefergerecht. Wird er intensiv und lange genutzt, stört er die Entwicklung der umliegenden Muskulatur, des Kieferknochens und der Zähne. Das führt zu erhöhter Kariesanfälligkeit und Problemen beim Sprechen und Kauen.
Der Schnuller sollte daher nur gezielt und nur in bestimmten Situationen verwendet werden – wenn es gerade nicht anders geht. Am besten ist es, die kleinste Schnullergröße bis zum Ende beizubehalten. Ab dem siebten Lebensmonat ist dann ein guter Zeitpunkt zur Abgewöhnung, denn mit dem ersten Zahn nimmt das Kaubedürfnis zu und der Saugreflex ab. Spätestens nach zwei Jahren sollte der Schnuller Geschichte sein.
In herausfordernden Zeiten Abschied vertagen
Ist es dann soweit und der Abschied vom geliebten Schnuller steht bevor, sollten sich die Eltern einig sein, dass sie das Thema wirklich angehen wollen. Erst dann folgt der zweite Schritt, nämlich die Schnullerzeit zu reduzieren. Das bedeutet konkret: den Sauger tagsüber immer wieder verschwinden lassen und ihn auch nachts und während des Mittagsschlafs nach dem Einschlafen aus dem Mund ziehen. Maximal drei Tage lang braucht das Kind laut Thumeyer sehr intensiv die Eltern, um es durch den Abschied vom Schnuller zu begleiten. Wird das Kind gerade in die Kita eingewöhnt oder kündigt sich ein Geschwisterchen an, hat wahrscheinlich niemand in der Familie den Kopf für diese zusätzliche Herausforderung frei. Dann lohnt es sich manchmal, die Entwöhnung etwas zu verschieben.
Ebenfalls wichtig: Dem Kind die Chance geben, sich ein paar Wochen vorher auf die Veränderung einzustellen. Der Zeitpunkt sollte außerdem gut gewählt sein: Steht in der Familie aber viel an wie zum Beispiel ein Umzug, ist das nicht der richtige Zeitpunkt zum Abgewöhnen. Gut ist es zum Beispiel, Kuscheltiere beim Beruhigen von Beginn an mit einzubeziehen. Nach und nach können Kinder ab etwa sechs Monaten lernen, mit Stress umzugehen und ohne Begleitung einzuschlafen. Bis dahin hat das Kuscheltier bereits eine wichtige Bedeutung bekommen: Es kann jederzeit Trost spenden.
Mit der ersten Zahnpflege schon früh beginnen
Vielen Eltern ist nicht bewusst, dass Karies ansteckend sein kann, denn die Bakterien sitzen in kariösen Zähnen und können auch von den Eltern oder anderen Personen unbewusst auf das Kind übertragen werden. Das kann zum Beispiel schon dann passieren, wenn der Schnuller mit dem Mund befeuchtet wird oder die Eltern und das Kind einen gemeinsamen Löffel benutzen. Die Bakterien können durch den Speichel übertragen werden. Daher sollten Eltern besonders auf die eigene Zahngesundheit achten sowie regelmäßig zur Zahnvorsorge gehen.
Dass man die ersten Zähne noch nicht putzen muss, gehört zu den Zahnmärchen. Milchzähne sind wichtige Platzhalter für bleibende Zähne und helfen dem Kiefer, sich gut zu entwickeln. Die ersten kommen etwa im sechsten Monat, die letzten fallen erst im zwölften Lebensjahr raus. Das ist eine lange Zeitspanne. Daher ab dem ersten Zahn mit fluoridhaltiger Kinderzahnpasta und einer Kinderzahnbürste putzen, selbst wenn noch gestillt wird. Kariesbakterien lieben den Milchzucker in der Muttermilch. Und Karies kann auch die noch im Knochen reifenden Zahnkeime schädigen oder auf Nachbarzähne übergreifen. Apothekenmagazin „ELTERN“/NUK/IKK/pm/tok