
Herzinsuffizienz, Herzinfarkt, Schlaganfall und Vorhofflimmern gehören zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Durch medizinische Innovationen konnte die Sterblichkeit im Zeitraum zwischen 2000 und 2022 um 43 Prozent reduziert werden. Foto: Stock Pix - KI-generiert/stock.adobe.com
Therapie-Innovationen senken Todesrate bei Herz-Kreislauf-Leiden deutlich
Herz-Kreislauf-Leiden – kein Krankheitskomplex hat mehr Menschenleben auf dem Gewissen. In den vergangenen Jahrzehnten ist es dank Arzneimittelentwicklungen allerdings gelungen, Sterblichkeit und Hospitalisierungsraten deutlich zu senken. So liegt heute das Risiko, vorzeitig an Herzinfarkt und Co. zu sterben, bei gleichem Alter um 75 Prozent niedriger als 1950. Doch es gibt noch viel zu tun – die Entwicklung neuer Therapieansätze geht deshalb weiter.
Bessere Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten
Herzinsuffizienz, Herzinfarkt, Schlaganfall und Vorhofflimmern gehören zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland – trotz der enormen Fortschritte, die es in den vergangenen Jahrzehnten gegeben hat. Weltweit haben Pharmaunternehmen seit 1990 über 4300 klinische Studien mit fast drei Millionen Patienten durchgeführt, unter anderem mit dem Ziel, Risikofaktoren wie Bluthochdruck einzudämmen. Das Ergebnis: Durch bessere Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten und die Entwicklung verschiedener Wirkstoffklassen – von Alpha- und Betablockern über Antithrombotika bis zu Lipidsenkern – ist es gelungen, das Sterberisiko durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich zu senken. Das berichtet Pharma-Fakten.de.
Das geht aus Daten hervor, die LAWG Deutschland in dem Report „Der Wert medizinischer Innovationen“ zusammengetragen hat. Der Verein, in dem 17 weltweit agierende Pharmaunternehmen organisiert sind, will damit eine Debatte fördern, die den Nutzen von Arzneimittelinnovationen für Mensch und Gesellschaft hervorhebt und von einer reinen Preisdiskussion („Was kostet das Medikament?) wegkommt.
Das „Welterbe der Pharmazie“ wirkt
Die Fortschritte sind demnach enorm. Die Sterblichkeit konnte im Zeitraum zwischen den Jahren 2000 und 2022 um 43 Prozent reduziert werden. Die Zahl ist altersstandardisiert, um eine direkte Vergleichbarkeit herstellen zu können. Auch Krankenhäuser konnten durch die Fortschritte in der Medizin erheblich entlastet werden: In Deutschland hat sich die Zahl der vollstationären Patienten seit dem Jahr 2000 halbiert. „Zwischen den 1980er- und 2000er-Jahren wurde eine Reihe innovativer Medikamente in den Markt eingeführt, die heute für sehr viele Menschen überlebenswichtig sind, beispielsweise zur Prävention von Schlaganfällen“, sagt Dr. Remo Gujer, Geschäftsführer Bristol Myers Squibb Germany.
Viele dieser Präparate sind heute generisch. Für die allermeisten der rund 20 Milliarden Tagesdosen an Herz-Kreislauf-Medikamenten, die jährlich in Deutschland verordnet werden gilt: Sie kosten weniger als 20 Cent pro Tag. Sie sind Teil des so genannten „Welterbes der Pharmazie“. Vor Jahrzehnten entwickelt, verliert die Innovation von einst ihren Patentschutz und steht der Gemeinschaft zu Centbeträgen zur Verfügung. Die Zahl patentfreier Wirkstoffe wächst ständig; durchschnittlich verlieren 40 Wirkstoffe pro Jahr ihren Patentschutz. Damit werden Ressourcen freigesetzt für den nächsten Innovationszyklus und es schafft Anreize, um die Innovation von morgen zu erforschen. „So funktioniert das Geschäftsmodell unserer Branche“, sagt Gujer. „Forschende Pharmaunternehmen entwickeln bereits heute die nächste Generation moderner Arzneimittel, etwa im Bereich neuer Ansätze der Antikoagulation oder zur Erforschung und Behandlung genetisch bedingter Herzerkrankungen.“

Großer Bedarf an neuen Therapien
Der Bedarf ist da. Bei vielen Erkrankungen ist noch Luft nach oben, um die Betroffenen besser und gezielter zu behandeln. Forschungen laufen etwa bei der nächsten Generation von Blutgerinnungshemmern oder im Bereich erblich bedingter Herzerkrankungen wie zum Beispiel der hypertrophen Kardiomyopathien (HCM). Andere Ansätze sind vor allem die Klasse der RNA-basierten Wirkstoffe (siRNA) und der Antisense-Oligonukleotide (ASO), von denen Herzmedizin.de schreibt, dass sie eine „neue Ära markieren“ könnten. Auch sogenannte Inkretinmimetika können demnach „das kardiovaskuläre Risiko bei Patientinnen und Patienten mit HFpEF (eine Art von Herzinsuffizienz) und Adipositas senken.
Hinter Herzmedizin.de stehen unter anderem die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) und der Bundesverband Niedergelassener Kardiologen (BNK). So genannte PCSK9-Hemmer, sie werden halbjährlich injiziert, senken das LDL-Cholesterin langfristig und stellen in den Studien die Wirkung von Statinen weit in den Schatten. Ebenfalls langfristig wirkende, halbjährlich zu injizierende Blutdrucksenker sollen die Therapietreue erhöhen, weil weltweit nur etwa ein Viertel der Betroffenen die Blutdruckzielwerte erreichen. Dadurch leben sie mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse.
Entlastung für das Gesundheits- und Sozialsystem
Unnötiges Leid, frühzeitiger Tod und exorbitante gesamtgesellschaftliche Kosten sind die Folge. Allein Schlaganfälle kosten das deutsche Sozialsystem mindestens 17 Milliarden Euro im Jahr, so die Oxford-Studie „Economic Impact of Stroke“ (die Zahl ist von 2017). Die Deutsche Schlaganfallhilfe rechnet damit, dass die Ausgaben bis zum Jahr 2040 um 30 Prozent steigen werden. Auch hier zeigt sich: Der konsequente Einsatz von bestehenden und die gezielte Entwicklung von neuen Therapien sowie das Ausrollen von flächendeckenden Präventions- und Früherkennungsprogrammen würden das Gesundheits- und Sozialsystem massiv entlasten.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu über 80 Prozent vermeidbar
Über 80 Prozent aller Herz-Kreislauf-Erkrankungen wären vermeidbar, sagen die Experten. Spätestens jetzt müssen nicht nur Gesundheits-, Wirtschafts- und Sozialminister, sondern auch Krankenkassenmanager leuchtende Augen bekommen: Investitionen in eine bessere Versorgung von Herz-Kreislauf-Betroffenen sind mittel- und langfristig ein milliardenschweres Konjunkturprogramm für eine Gesellschaft, die gesund altern will. Besser: Die gesund altern muss, will sie ihren Wohlstand erhalten.
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