Eine Infektion mit dem Coronavirus kann ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Embolien, Thrombosen oder gar Herzinfarkte sein. Coronaimpfungen können dagegen diese Risiko nach einer Infektion senken. Foto: Dr_Microbe/stock.adobe.com

Coronainfektionen als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen – Impfungen können schützen

COVID-19 ist nicht nur eine Atemwegserkrankung. Nach und nach stellt sich heraus, dass das Coronavirus auch schwerwiegende und langanhaltende Herz-Kreislauf-Komplikationen, wie Herzinfarkte, Thrombosen oder Embolien verursachen kann. Selbst die Leistung unseres Gehirns kann darunter leiden. Was hilft, solche Risiken zu minimieren?

Impfungen reduzieren nicht nur das Risiko einer Infektion, sondern auch die Wahrscheinlichkeit für spätere Herzerkrankungen erheblich. Daher sind sie insbesondere für Risikopatienten, aber auch für junge Erwachsene medizinisch sinnvoll. Einen ähnlichen Effekt weist zum Beispiel die Grippeschutzimpfung auf, die nachweislich das Herzinfarkt-Risiko senkt. Noch nicht lange ist bekannt, dass eine Impfung gegen Gürtelrose auch Vorteile beim Minimieren eines Demenz-Risikos hat. Aus solchen Gründen ist eine gewisse Impfmüdigkeit in Deutschland eigentlich nicht so richtig zu verstehen. Die schlechten Impfquoten hierzulande sind im Grunde ein Armutszeugnis der Vernunft und der öffentlichen Aufklärungsbemühungen.

SARS-CoV-2 und das Herz-Kreislauf-System: Ein unterschätztes Risiko

Seit Beginn der COVID-19-Pandemie ist klar geworden, dass eine Infektion mit dem Coronavirus nicht nur die Lunge betrifft. Zunehmend belegen Studien, dass auch das Herz-Kreislauf-System stark in Mitleidenschaft gezogen werden kann. Besonders betroffen sind Patienten mit bestehenden Vorerkrankungen – doch selbst junge und zuvor gesunde Menschen entwickeln nach einer Infektion Komplikationen.

Zu den häufigsten beobachteten Problemen gehören:

  • Myokarditis (Herzmuskelentzündung)
  • Perikarditis (Herzbeutelentzündung)
  • Thrombosen und Embolien
  • Herzrhythmusstörungen
  • Langfristig erhöhtes Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte

Eine groß angelegte Studie der US-amerikanischen Veterans Health Administration (Nature Medicine, 2022) zeigte beispielsweise, dass das Risiko für Herz-Kreislauf-Komplikationen nach einer überstandenen COVID-Infektion noch mindestens ein Jahr erhöht bleibt. Selbst milde Verläufe sind dabei nicht risikofrei.

Pathophysiologie: Warum greift COVID-19 das Herz an?

Die Schädigung des Herzens erfolgt auf mehreren Wegen:

  • Direkte Virusinvasion von Endothel- und Herzmuskelzellen (über den ACE2-Rezeptor)
  • Starke Entzündungsreaktionen (Zytokinsturm), die systemischen Stress erzeugen
  • Mikrothrombenbildung durch gestörte Blutgerinnung
  • Autoimmunprozesse, die durch das Virus ausgelöst werden

Diese Mechanismen können zusammen langfristige Schäden verursachen – auch dann, wenn das Virus selbst längst verschwunden ist.

Impfung: Schutz über die reine Infektionsvermeidung hinaus

COVID-19-Impfstoffe – insbesondere mRNA-Impfstoffe – senken das Risiko für schwere Krankheitsverläufe drastisch. Doch auch darüber hinaus bieten sie einen signifikanten Schutz vor kardiovaskulären Folgeerkrankungen.

  • Studien zeigen, dass geimpfte Personen, die sich dennoch infizieren, ein deutlich geringeres Risiko für postinfektiöse Herzprobleme aufweisen.
  • Besonders die Booster-Impfungen (Auffrischungen) haben einen nachweislich besseren Schutz gegen Langzeitfolgen.
  • Impfstoffe verringern die Inzidenz von Myokarditis infolge von COVID-19 – interessanterweise ist das Risiko einer durch COVID ausgelösten Myokarditis deutlich höher als das einer impfbedingten.

Eine Analyse aus Israel und Skandinavien (Lancet, 2022) kam zu dem Schluss, dass das Herzrisiko bei Ungeimpften nach Infektion etwa 5- bis 10-fach höher liegt als das Risiko, das mit einer Impfung verbunden ist. tok