Rund drei Viertel von 1150 befragten Bundesbürgern zwischen 14 und 34 Jahren fühlen sich häufig gestresst. Mehrheitlich wird der Stress durch Arbeit, Schule oder Universität verursacht, aber für die Hälfte der Befragten gilt das auch fürs Privatleben. Foto: master1305/stock.adobe.com

Privatleben geht vor Job: Stress belastet die Work-Life-Balance junger Bundesbürger

Jungen Bundesbürgern ist eine gesunde Work-Life-Balance wichtig. Zwar ist für mehr als die Hälfte der jungen Menschen entscheidend, erfolgreich im Job zu sein, dennoch steht das Privatleben mit 85 Prozent an erster Stelle. 

Das zeigen die Ergebnisse der repräsentativen Studie „Zukunft Gesundheit 2024“ der vivida bkk und ihrer Stiftung „Die Gesundarbeiter – Zukunftsverantwortung Gesundheit“. Befragt wurden 1150 Bundesbürger zwischen 14 und 34 Jahren.

Die Mehrheit der jungen Menschen fühlt sich gestresst

Auffällig ist außerdem: 7 von 10 Befragten fühlen sich häufig gestresst. Frauen sind dabei mit 78 Prozent besonders betroffen, bei den Männern sind es 65 Prozent. „Dieser Stress wirkt sich auf die körperliche und mentale Gesundheit der Menschen und auf ihr allgemeines Wohlbefinden aus“, sagt Sina Knöpfle, Gesundheitsexpertin der vivida bkk.

Die Gründe für den Stress fallen dabei unterschiedlich aus. So verursacht das Privatleben bei der Hälfte der Befragten Stress. Mehr als zwei Drittel gaben an, dass sie durch die Arbeit, Schule oder Universität gestresst sind.

Flexible Arbeitszeitmodelle sind gefragt

„Der Wunsch nach einem ausgewogenen Lebensstil scheint oft an den Herausforderungen des Alltags zu scheitern“, resümiert die Gesundheitsexpertin. Um ihren Alltag stressfreier zu gestalten, sind für 88 Prozent der befragten Personen flexible Arbeitszeiten von großer Bedeutung. 70 Prozent legen zudem Wert darauf, zumindest teilweise von zu Hause aus arbeiten zu können.

Das Gesundheitsempfinden junger Menschen sollte nach Ansicht von Knöpfle stärker berücksichtigt werden: „Die Einstellung zu Beruf und Privatleben hat sich verändert. Im Fokus stehen nun individuell gestaltbare Arbeitsbedingungen und mehr Freiräume, wie zum Beispiel mit Teilzeit oder Homeoffice. Arbeitgeber, Bildungseinrichtungen und die Politik müssen die neuen Realitäten daher erkennen und darauf reagieren. Nur so können wir eine Balance schaffen, die die Gesundheit der jungen Generation langfristig fördert.“

„Effektiver, die Ursachen zu erkennen und Stress zu vermeiden“

Für eine gesunde Work-Life-Balance bietet die vivida bkk deshalb das „Stresstelefon“ an. In einem persönlichen, kostenfreien und vertraulichen Gespräch berät die Diplom-Psychologin Andrea Bahnsen, wie unden besser mit Herausforderungen und Stress umgehen können. Darüber hinaus unterstützt die Krankenkasse die Balloon-App. So hilft zum Beispiel der darin enthaltene Gesundheitskurs „Stressreduktion durch Achtsamkeit“, die mentale Gesundheit der Teilnehmenden durch Achtsamkeit zu stärken und ihren Alltag entspannter zu gestalten. 

Vorrangig geht es dabei um Prävention. „Es ist viel effektiver, die Ursachen zu erkennen und Stress zu vermeiden, als die gesundheitlichen Folgen zu bekämpfen“, ergänzt Knöpfle.

Das macht Stress mit uns

Langfristiger Stress kann zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen für Psyche und Körper führen, vor allem, wenn er chronisch oder sehr intensiv wird. Deshalb ist es wichtig, Strategien zur Stressbewältigung zu entwickeln. Techniken wie Achtsamkeit, regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung und soziale Unterstützung können helfen, den Stress zu reduzieren und die Auswirkungen auf den Körper zu minimieren. Hier sind einige der wichtigsten gesundheitlichen Auswirkungen

Kardiovaskuläre Probleme

Stress setzt den Körper in einen Zustand der „Kampf-oder-Flucht“-Reaktion, was die Freisetzung von Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol auslöst. Diese Hormone können die Herzfrequenz und den Blutdruck erhöhen, was langfristig das Risiko für Herzkrankheiten, Bluthochdruck, Schlaganfälle und andere kardiovaskuläre Probleme steigern kann.

Immunsystem

Obwohl kurzfristiger Stress das Immunsystem anregen kann, führt chronischer Stress oft zu einer Schwächung des Immunsystems. Das bedeutet, dass man anfälliger für Infektionen und Krankheiten wird.

Magen-Darm-Beschwerden

Stress kann den Magen-Darm-Trakt negativ beeinflussen, was zu Symptomen wie Übelkeit, Sodbrennen, Reizdarmsyndrom (IBS), Durchfall oder Verstopfung führen kann. Der Verdauungsprozess wird durch Stress oft gestört.

Muskelverspannungen und Schmerzen

Längerer Stress führt häufig zu Muskelverspannungen, besonders im Nacken-, Rücken- und Schulterbereich. Diese Verspannungen können chronische Schmerzen oder sogar Kopfschmerzen und Migräne verursachen.

Psychische Gesundheit

Stress kann die psychische Gesundheit beeinträchtigen und zu Angstzuständen, Depressionen oder Schlafstörungen führen. Chronischer Stress macht es schwieriger, emotionale Probleme zu bewältigen, und kann zu einem Gefühl der Überforderung oder Hilflosigkeit führen.

Hormonelle Veränderungen

Stress hat einen direkten Einfluss auf verschiedene Hormone im Körper. Ein häufig erhöhter Cortisolspiegel (das Stresshormon) kann langfristig zu Veränderungen im Stoffwechsel, Gewichtszunahme und sogar zu Problemen mit der Fruchtbarkeit führen.

Hautprobleme

Stress kann Hautprobleme wie Akne, Ekzeme und Psoriasis verschärfen. Auch die Hautalterung kann durch den konstant hohen Cortisolspiegel beschleunigt werden.

Schlafprobleme

Durch Stress wird oft der Schlaf beeinträchtigt. Einschlafprobleme, unruhiger Schlaf oder häufiges Wachwerden während der Nacht sind häufige Symptome. Langfristiger Schlafmangel kann die oben genannten Gesundheitsprobleme verstärken.

Reduzierte Lebensqualität

Chronischer Stress kann die Lebensqualität insgesamt beeinträchtigen, da er die Fähigkeit einschränkt, sich zu entspannen und Freude an alltäglichen Aktivitäten zu finden. Auch die Konzentration und Entscheidungsfähigkeit können leiden.

Verhaltensänderungen

Stress kann auch zu Verhaltensänderungen führen, wie zum Beispiel ungesunde Essgewohnheiten (etwa „Stressessen“), Alkohol- oder Drogenmissbrauch oder auch verminderte körperliche Aktivität. pm/tok