Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BFR) empfiehlt, kleine Kinder von Modeschmuck lieber fernzuhalten. Dieser kann Blei enthalten, das beim Verschlucken oder Anspeicheln zur Gesundheitsgefahr werden kann. Auch Erwachsene können auf diverse Inhaltsstoffe allergisch reagieren oder schwerere Gesundheitsfolgen riskieren. Foto: Fotoksa/stock.adobe.com
Schwermetalle, Nickel und Weichmacher: Was man mit Modeschmuck an Hand und Hals trägt
In der Adventszeit glitzert und blinkt es überall und in die Läden geht es fröhlich weiter mit dem Bling-Bling. Das ist die Zeit, in der man öfter daran denkt, Modeschmuck zu kaufen. Der ist schön anzusehen, meistens preiswert und die Auswahl ist groß. Allerdings hat Modeschmuck auch einen Haken: Regelmäßig stoßen Behörden und Verbraucherschützer in Tests auf Schadstoffe.
Worauf man beim Kauf von Modeschmuck achten sollte, hat die Aktion Das sichere Haus (DSH) den Experten Dr. Tobias Bleyer von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) befragt.
Wie groß ist das Problem mit Schadstoffen im Modeschmuck?
Dr. Tobias Bleyer: Sie kennen vielleicht das europäische Schnellwarnsystem für Verbraucherprodukte, das Safetygate-Portal. Über dieses Portal tauschen sich die Behörden in den EU-Mitgliedstaaten über gefährliche oder potenziell gefährliche Produkte aus. In den vergangenen Jahren wurden hier eben Hunderte Schmuckstücke gemeldet, die bedenkliche Chemikalien oder Metalle enthielten. Wie hoch die Dunkelziffer ist, kann man, wie so oft, eben nur schätzen. Nimmt man aber die Untersuchungen der letzten Jahre als Basis, ist davon auszugehen, dass grob geschätzt 10 Prozent der Schmuckstücke aus dem Billigsegment gegen den einen oder anderen EU-Grenzwert verstoßen haben.
Betrifft das vor allem Modeschmuck aus dem Internet?
Dr. Tobias Bleyer: Nein, eben nicht nur. Giftigen Modeschmuck bestellen sich viele, natürlich ohne es zu wissen, im Internet oder kaufen im Straßenhandel. Aber auch in den Geschäften einzelner Warenhäuser waren immer wieder auffällige Schmuckstücke dabei. Die Mehrzahl der beanstandeten Schmuckstücke, die in den letzten Jahren erfasst wurden, stammte dabei aus China.
Von welchen Schadstoffen reden wir da?
Dr. Tobias Bleyer: Gefunden werden zum Beispiel Nickel, Blei und Cadmium. Letztere sind im Schmuck grundsätzlich erstmal nicht verboten, aber bei der Herstellung eben sehr beliebt, weil sie ein hohes Gewicht haben und leicht formbar sind. Gleichzeitig gibt es in der EU aber strikte Grenzwerte, die jedoch oft drastisch überschritten werden. In einigen Fällen bestand der Schmuck zu weit über 90 Prozent aus solchen Schwermetallen.
Warum sind diese Stoffe so gefährlich?
Dr. Tobias Bleyer: Das schädliche Schwermetall Blei kann zum Beispiel die Fruchtbarkeit beeinträchtigen, außerdem das Nervensystem und ungeborene Kinder schädigen. Cadmium wirkt auf Nieren und Knochen und kann außerdem Krebs verursachen und Nickel kann zu allergischen Reaktionen führen.
Wie sieht es beim Thema Kinder und Modeschmuck aus?
Dr. Tobias Bleyer: Kinder sollte man von Modeschmuck lieber fernhalten. Das empfiehlt auch das Bundesinstitut für Risikobewertung, kurz BFR, in seiner ausführlichen Stellungnahme dazu. Da heißt es, und ich zitiere, Modeschmuck, auch der für Kinder, kann Blei enthalten. Dabei besteht die Gefahr, dass Kinder den Schmuck in den Mund nehmen, daran lutschen, knabbern und auch nur kleinste Teile verschlucken können. Sie können sich also sicherlich gut vorstellen, dass das eine erhebliche Gefahr für Kinder darstellt, weil der Körper eben diese Metalle direkt aufnimmt.
Wie sollte man sich gegenüber Modeschmuck verhalten?
Dr. Tobias Bleyer: Man muss ganz klar sagen, wer billigsten Modeschmuck, beispielsweise über das Internet, aus dem Nicht-EU-Ausland kauft, hat in der Regel keine Sicherheit darüber, dass die geltenden Grenzwerte für Schadstoffe eingehalten werden. Also beim Kauf von Schmuck, insbesondere für Kinder, sollten Sie lieber einen Händler Ihres Vertrauens oder ein Fachgeschäft aufsuchen. Bessere Alternativen zum Modeschmuck sind möglichst regional produzierte Schmuckstücke mit einem vor allem nachgewiesenen höheren Anteil an Edelmetallen. Allerdings sind die natürlich auch teurer. pm
Info
Mehr Information zu Giftstoffen in Alltagsgegenständen, Gebrauchsartikeln und Nahrungsmitteln finden Sie unter das-sichere-haus.de und unter baua.de. Im Onlinemagazin Öko-Test finden Sie einen Artikel über Gifte in Modeschmuck.
Die Aktion Das sichere Haus (DSH) informiert über Unfall- und Vergiftungsgefahren in Heim und Freizeit. Ziel der gemeinnützigen DSH ist ein besserer Unfall- und Gesundheitsschutz für alle. Mehr Infos unter https://das-sichere-haus.de