Kleine schwarze Punkte vor den Augen sind nicht wirklich ein Zeichen für eine bedrohliche Augenkrankheit und noch kein Grund zur Panik. Bei anderen Symptomen ist es jedoch ratsam, einen Augenarzt aufzusuchen. Und: Die regelmäßige Messung des Augeninnendrucks und die Begutachtung des Sehnervs durch den Augenarzt können frühzeitig auf den Grünen Star (Glaukom) hinweisen. Foto: InsideCreativeHouse/stock.adobe.com

Schwarze Punkte oder rote Schleier vor Augen? – Wann sollte man zügig zum Augenarzt?

Kleine schwarze Flecken oder Pünktchen, die leicht zeitversetzt mitwandern, wenn man die Blickrichtung ändert? Diese Phänomene, die in der Fachsprache als Mouches volantes (fliegende Mücken) bezeichnet werden, sind minimale Verschleißerscheinungen in der Glaskörperflüssigkeit des Auges. Und diese Pünktchen sind kein Grund zur Panik. Aber wann ist eigentlich ein Besuch beim Augenarzt dringend angeraten?

Warum uns diese winzigen, absolut ungefährlichen Kollagen-Klümpchen als schwarze Flusen erscheinen, erklärt Dr. Barbara Mergenthaler, Hausärztin in einer Gemeinschaftspraxis in Renningen bei Stuttgart, im „HausArzt-PatientenMagazin“: „Durch sie können Lichtstrahlen nicht durchdringen. Die Strahlen werden gebrochen, was zu dem Eindruck führt, dass dunkle Pünktchen vor unseren Augen umherschwirren.“ Es gibt aber auch Sehprobleme, bei denen man schnellstens zum Augenarzt gehen sollte.

Hinweise auf Netzhautschädigung

Während Mergenthaler bezüglich der Mouches volantes Entwarnung gibt, fragt sie bei Erscheinungen, die man als Rußregen bezeichnet, ganz genau nach. „Dieses Symptom lasse ich mir teils sogar skizzieren“, sagt die Hausärztin. „Falls mich die Zeichnung beunruhigt, schicke ich den Patienten schnellstens zum Augenarzt, da dann ein Verdacht auf eine Schädigung der Netzhaut besteht, das ist das Nervengewebe im Inneren des Auges.“

Auch Lichtblitze könnten darauf hinweisen. Ebenso, wenn Patienten gerade Linien als Bogen oder Wellen wahrnehmen.

Körperliche Ursachen können Sehstörungen provozieren

Rote Schleier im Auge müssen ebenfalls vom Experten abgeklärt werden, weil sie auf Blutungen hinweisen können. Manchmal hört Barbara Mergenthaler auch von einer vernebelten Schleiersicht. Dabei hängt es davon ab, ob der Schleier vor dem ganzen oder dem halben Auge auftaucht, ob nur die obere oder untere Hälfte betroffen ist. „Je nachdem gehe ich dann eher von einem Problem aus, das das Nervensystem betrifft, etwa einer Durchblutungsstörung im Gehirn, oder einer Augenkrankheit wie einem grauen Star – einer Linsentrübung“, so Mergenthaler.

Auch körperliche Ursachen jenseits des Auges können sich durch Sehstörungen äußern. Ein niedriger Blutdruck kann zum Beispiel dafür sorgen, dass es einem Patienten schwarz vor Augen wird. Manchmal treten Augenflimmern oder dunkle Punkte auch im Rahmen eines Infekts auf.

Schleichende Verschlechterung

Warum man auch ohne Pünktchen oder Schleier vor den Augen einmal einen Besuch beim Augenarzt machen sollte, erklärt der Pforzheimer Apotheker Dr. Holger Isensee. Der Grüne Star (Glaukom) ist eine tückische Augenerkrankung. Darunter versteht man bleibende Schäden am Sehnerv, die in 90 % der Fälle durch Druckerhöhungen und Druckschwankungen im Auge hervorgerufen werden. „Die Schäden führen zu einer Einschränkung des Sehfelds. Im Laufe der Zeit breiten sich diese eingeschränkten Wahrnehmungen unbemerkt aus, und zwar vom Rand dessen, was man sieht, zur Mitte hin. Bleibt ein Glaukom unbehandelt, so erblindet das Auge. Der grüne Star ist deshalb so gefährlich, weil die Verschlechterung der Sehfähigkeit ganz langsam fortschreitet und daher gar nicht unbedingt bemerkt wird“, schreibt Isensee in einem Apothekertipp auf Vital-Region.de.

Sein Rat: „Nur eine regelmäßige Messung des Augeninnendrucks durch den Augenarzt unter Begutachtung des Sehnervs kann die Krankheit so früh aufdecken, dass eine Behandlung die Sehkraft erhält. Ein Drittel der Betroffenen weiß nicht einmal, dass sie von der Krankheit betroffen sind. Daher kommt es, dass der Grüne Star die häufigste Erblindungsursache in den Industrienationen darstellt.“

Info

Das „HausArzt-PatientenMagazin“ gibt der Deutsche Hausärzteverband in Kooperation mit dem Wort & Bild Verlag heraus. Die Ausgabe 1/2024 wird bundesweit in Hausarztpraxen an Patienten abgegeben.   pm/tok