Wenn ein Baby mehrere Stunden tagsüber oder nachts schreit, rät Kinderärztin Dr. Margret Ziegler von der Münchner Sprechstunde für Schreibabys am kbo-Kinderzentrum München betroffenen Eltern dazu, sich Hilfe in einer Schreiambulanz zu holen. Foto: guruXOX/stock.adobe.com

Schreibabys: Wenn Kinder sich nicht beruhigen lassen, helfen Profis

Wütend aufs eigene Baby sein? Das kommt vor – und ist auch ganz normal, wenn Kinder viel schreien, sich nicht ablegen lassen und schlecht schlafen. Babys mit Regulationsstörungen – so der korrekte Begriff für Kinder, die gemeinhin oft „Schreibabys“ genannt werden, fordern viel Kraft von den Eltern.

„Jedes vierte bis fünfte Kind unter zwei Jahren hat ausgeprägte Schrei-, Schlaf- und Fütterprobleme. Nicht selten hängt alles zusammen. Die Babys lassen sich gerade in den ersten drei Lebensmonaten schwer oder gar nicht beruhigen“, erklärt Kinderärztin Dr. Margret Ziegler von der Münchner Sprechstunde für Schreibabys am kbo-Kinderzentrum München im Apothekenmagazin „ELTERN“.

Schreiambulanzen in der Nähe aufsuchen

Oftmals haben die Eltern die Sorge, dass das Kind schreit, weil es zu wenig trinkt. Oder weil es eine Erkrankung haben könnte. Das Schreien ist jedoch meistens ein Ausdruck dafür, dass die Babys ihr Verhalten noch nicht regulieren, sich selbst nicht beruhigen können. Wenn ein Baby mehrere Stunden tagsüber oder nachts schreit, rät Kinderärztin Ziegler betroffenen Eltern dazu, sich Hilfe zu holen. Eine Schreiambulanz in der Nähe lässt sich über den folgenden Link finden: www.a-u.de/!1088333.

Reizüberflutung meiden, Rhythmus und Rituale finden

Es ist wichtig zu verstehen, dass Schreien bei Babys normal ist und verschiedene Ursachen haben kann. Hier sind einige mögliche Maßnahmen, die helfen können:

  • Versuchen Sie herauszufinden, welcher Tagesrhythmus zu Ihrem Kind passt und von diesem als angenehm empfunden wird. In der Regel ist weniger Ablenkung, weniger Trubel ein mehr an Ruhe. Muten Sie dem Kind nicht zu viel an unterschiedlichen Reizen zu.
  • Sich immer wiederholende Rituale können ebenso hilfreich sein, wenn sie sich den Vorlieben des Säuglings anpassen und in den Tagesrhythmus passen.
  • Beruhigen Sie das Baby durch sanftes Wiegen, Tragen oder Schaukeln.
  • Versuchen Sie, die Bedürfnisse des Babys zu erfüllen, wie Hunger, Müdigkeit, Windelwechsel oder Unwohlsein.
  • Schaffen Sie eine ruhige und entspannte Umgebung für das Baby, um Reizüberflutung zu vermeiden.
  • Probieren Sie verschiedene Beruhigungstechniken aus, wie sanftes Massieren, leise Musik oder das Summen einer Melodie.
  • Ein gut geführtes Schreitagebuch kann eventuell Auskunft darüber geben, wann das Schreien besonders heftig ist. Dann kann man die auslösenden Situationen vermeiden.
  • Mit dem Schreitagebuch kann man vielleicht auch erkennen, welche Hintergrundgeräusche aufregen oder beruhigen. Am Ende ist es vielleicht ein Fön, dessen Gebläse im Hintergrund für ein ruhige Momente sorgt. Aber generell sind weniger Reize besser als zu viele.
  • Wenn das Schreien anhält oder Sie besorgt sind, konsultieren Sie einen Kinderarzt, um mögliche gesundheitliche Probleme auszuschließen.

Es ist wichtig, geduldig zu bleiben und sich selbst nicht zu überfordern. Jedes Baby ist einzigartig und es kann einige Zeit dauern, bis Sie herausfinden, was Ihrem Baby am besten hilft. 

Wichtig: Bitte das Baby nicht schütteln!

In einer Akutsituation, in der Eltern überfordert sind oder wütend werden: das Kind an einem sicheren Ort ablegen, Distanz herstellen, ruhig durchatmen, sich selbst beruhigen. Wichtig ist, eines unbedingt zu vermeiden: dass Eltern für Sekunden die Kontrolle verlieren und ihr Baby schütteln. Denn das kann lebensgefährlich sein. Vielen Eltern hilft es auch, ein Tages- und Nachtprotokoll zu schreiben – um zu sehen, dass es nicht nur schlechte Phasen gibt mit dem Baby.    pm/tok