
Stillen senkt das Risiko auf eine Nahrungsmittelallergie beim Kind. Zusätzlich sollten zur Vorbeugung und Risikosenkung alle Babys regelmäßig eine vielseitige, ausgewogene und nicht auf vermeintliche Problem-Lebensmittel verzichtende Beikost bekommen. Foto: Serenkonata/stock.adobe.com
Nahrungsmittelallergien schon bei Babys vorbeugen: Das sollten Eltern wissen
Milch, Eier, Nüsse, Weizen, Fisch – und vieles andere mehr: Die Zahl der Lebensmittel, die unerwünschte Reaktionen hervorrufen können, ist hoch, ganze 160 Lebensmittel können eine Allergie auslösen. Bereits 6 % bis 10 % aller Heranwachsenden in den Industrienationen reagieren allergisch auf mindestens ein Nahrungsmittel, Tendenz steigend.
Die neue Ausgabe des Apothekenmagazins „ELTERN“ zeigt, was Eltern tun können, damit es gar nicht erst so weit kommt.
Stillen senkt das Allergierisiko
„Gerade Nahrungsmittelallergien sind so tückisch, weil sie unser tägliches Essen betreffen“, sagt „Eltern“-Mitarbeiter Marco Chwalek. Darum würden viele Eltern versuchen, einfach Lebensmittel wegzulassen, nach dem Motto: wenn mein Kind damit nicht in Kontakt kommt, kann es keine Allergie entwickeln. Inzwischen habe die Forschung aber neue Erkenntnisse und rate zu einer anderen Methode, sagt Kathrin Zinkant, Wissenschaftsjournalistin mit Diplom in Biochemie und Mitarbeiterin des Magazins „Apotheken Umschau“.
Ihr Tipp: „Erstens: Stillen senkt das Risiko. Am besten bis zum Ende des sechsten Lebensmonats. Und wenn ab dem vierten Monat die Beikost dazukommt, nichts weglassen. Im Gegenteil. Möglichst viele verschiedene Nahrungsmittel anbieten, auch Nüsse, Eier und Milch.“
Vielseitige Beikost besonders bei allergiegefährdeten Kindern
Auch deutsche und internationale Fachgesellschaften empfehlen, Kinder bis zum sechsten Lebensmonat voll zu stillen – und den Babys danach eine möglichst breite Palette anzubieten. Eier und Nüsse inklusive – diese Nahrungsmittel wegzulassen, ist ein veralteter Rat. „Alle Kinder sollten eine ausgewogene Beikost bekommen“, sagt Prof. Dr. Eckard Hamelmann, Direktor der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin in Bielefeld und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Allergologie. „Bei allergiegefährdeten Kindern ist das sogar noch wichtiger.“
„Allergiegefährdet“ bedeutet: Ein erhöhtes Risiko besteht, wenn Eltern oder Geschwister eine „Krankheit aus dem Allergiespektrum“ haben: allergisches Asthma, allergische Rhinitis, Nahrungsmittelallergien oder Neurodermitis. „Wenn ein Baby schon Anzeichen für eine Neurodermitis zeigt, sollte eine Nahrungsmittelallergie ausgeschlossen werden“, sagt Hamelmann.
Ausgewogenes Essen erzeugt Gewöhnung und Toleranz
Was ist der Vorteil der ausgewogenen, vielseitigen Beikost? „Das hat mit der Entstehung von Nahrungsmittelallergien zu tun. Sie entstehen nicht direkt durch die Ernährung. Es ist eher so, dass das Essen eine Gewöhnung, eine Toleranz gegenüber Lebensmitteln erzeugt. Lässt man eine bestimmte Sache dann weg, kann sich das Immunsystem im Darm nicht an diese Nahrung gewöhnen. Deshalb ist es gerade für Kinder mit einem erhöhten Risiko für Allergien wichtig, dass sie mit der Beikost vielfältige Lebensmittel angeboten bekommen“, sagt Kathrin Zinkant.
Um den Gewöhnungs- und Toleranzeffekt zu erzielen, ist aber eine gewisse Konsequenz nötig. „Es ist wichtig, dass die Lebensmittel regelmäßig gegeben werden. Also, nicht einmal Ei oder Erdnuss und dann wochenlang nicht, sondern immer wieder etwas hartgekochtes Ei in den Brei tun, etwas Nussmus oder Erdnussbutter. Bei Eiern ist nur wichtig darauf zu achten, dass sie durchgegart oder in Keksen oder Brot verbacken sind.“
Wichtig zu wissen: Ganze Nüsse etwa darf ein Baby nicht bekommen, wegen der Erstickungsgefahr. Und Eier wirklich nur durchgegart geben, wegen der Salmonellen. pm/tok