Wandern mit Kindern kann ein besonderes Erlebnis sein – entscheidend ist die Wahl der richtigen Trage. Foto: MP Studio - stock.adobe.com

Rücken schonen: Wandern mit Kindern leicht gemacht – mit der richtigen Trage

Goldenes Licht, bunte Blätter, schöne Aussichten: Der Herbst ist die beste Jahreszeit zum Wandern. Auch wanderbegeisterte Eltern lockt es jetzt raus in die Natur. Gemeinsam mit Kindern die Berge zu erkunden, ist ein besonderes Erlebnis. Die richtige Baby- oder Rückentrage sorgt dafür, dass sowohl der Nachwuchs als auch das elterliche Kreuz die Tour gut mitmachen.

„Ein guter Sitz der Trage ist nicht nur für Eltern mit Rückenproblemen wichtig“, sagt Dr. Heike Streicher, Sportwissenschaftlerin an der Universität Leipzig. Die Expertin für Rückengesundheit bei der Aktion Gesunder Rücken (AGR) e. V. gibt Tipps, worauf Eltern achten sollten.

Kinder-Transportmittel für aktive Familien

Egal ob Jung oder Alt, im Herbst zieht es viele in die Berge. Laut Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Allensbach wandern knapp 8 Millionen Menschen in Deutschland häufig, mehr als 31 Millionen ab und zu. Sie tun damit ihrer Gesundheit viel Gutes: Wer in die Bergschuhe schlüpft, verbrennt Kalorien, beugt Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor und verbessert die Ausdauer. Auch der Psyche tut die Bewegung an der frischen Luft gut, wie eine Studie des Deutschen Wanderverbands zeigt.

Das Comeback des Wanderns ist nicht aufzuhalten, es zieht sich durch alle Bevölkerungsschichten. Doch was tun, wenn Nachwuchs die Familie bereichert? Ist es dann erst einmal vorbei mit den Wanderungen? Die Antwort lautet ganz klar: Nein! Mit ergonomisch geformten Rückentragen für Kinder ist es weiterhin möglich, sich auf Schusters Rappen zu begeben. Für aktive Familien sind sie ein wunderbares Transportmittel für die Kleinen, vorausgesetzt es wird von Zeit zu Zeit eine „bewegte Pause“ eingelegt.

Neuer Komfort und ergonomische Tragetechnik

Sobald das Kind selbstständig sitzen kann, sind Rückentragen, sogenannte Kraxen, eine sinnvolle Alternative zum Kinderwagen. Früher bestanden Kraxen nur aus einem Metallgestell mit einem Stoffsitz darin. Heute gibt es zahlreiche moderne Rückentragen auf dem Markt. Eltern sollten bei der Auswahl des richtigen Produktes vor allem auf Tragekomfort, Sitzposition des Kindes und Strapazierfähigkeit achten.

„Ein guter Sitz der Trage ist nicht nur für Eltern mit Rückenproblemen wichtig. Träger und Gurte sollten gut gepolstert sein, damit sich der Druck auf Schultern und Rücken verteilt. Durch körpernahes Tragen und einen festen Sitz um die Hüfte kann viel Last von der Wirbelsäule ferngehalten werden“, sagt Dr. Heike Streicher, Sportwissenschaftlerin an der Universität Leipzig und AGR-Expertin.

Damit sich auch das Kind wohlfühlt, sollte die Sitzposition seinem Alter und Körpergröße angemessen einstellbar sein. Auch eine Klimatisierung sollte zum Komfort für das Kind vorhanden sein. Ferner  sollten Eltern ihr Kind im Auge behalten und ihm regelmäßige Bewegungspausen gönnen. Man sollte die Dauer der Wanderungen nicht übertreiben, denn langes Sitzen ist grundsätzlich nicht positiv für die Entwicklung des Kindes.

Richtiges Aufsetzen der Rückentrage

Wichtig sei auch das richtige Aufsetzen der Kraxe, so die Expertin: „Die Rückentrage sollte bestenfalls fest auf einem Tisch stehen. Im Anschluss heben Sie das Kind hinein und schnallen es an. Dann stellen Sie sich mit dem Rücken vor die Trage, streifen die Schultergurte über und richten sich langsam auf. Achten Sie dabei auf einen festen, hüftbreiten Stand und einen geraden Rücken, sonst können schwere Rückenschäden entstehen“, sagt Sportwissenschaftlerin Streicher.

Wandern mit Baby ohne Rückenschmerzen

Babys und Kleinkinder ab etwa 3,5 kg Körpergewicht, die noch nicht sitzen können, sind beim Wandern am besten in speziellen Babytragen aufgehoben. Diese können sowohl vor dem Bauch als auch auf dem Rücken getragen werden. Auch hier sorgen ausreichend gepolsterte, einstellbare Gurte und unterschiedliche Passformen sowie ein geringes Eigengewicht dafür, dass die Tragehilfe nicht zur Qual für das Kreuz der Eltern wird.

Bei den Babys sorgt die sogenannte Anhock-Spreiz-Haltung für Wohlbefinden und eine gesunde Entwicklung der Hüftgelenke und der Wirbelsäule. Der Beinbereich sollte beidseitig gepolstert sein, eine verstellbare Kopfstütze schützt den Kopf, ohne die Sicht des Babys einzuschränken.

Die wichtigsten Kriterien für den Kraxen-Träger

  • Die Rückentrage muss beim Reinsetzen und Herausnehmen des Kindes einen festen Stand haben.
  • Eine formstabile Konstruktion des Trägerelements erleichtert das sichere Aufnehmen und Absetzen der Rückentrage.
  • Das am Rücken anliegende Teil des Trägerelements muss eine wirbelsäulenkonforme Kontur aufweisen.
  • Das körpernahe Tragen wird durch ein leicht handhabbares Gurtsystem ermöglicht.
  • Die Druckverteilung erfolgt durch etwa 6 cm breite, gut gepolsterte Gurte.
  • Ein geringes Eigengewicht verringert die zusätzliche Last für den Träger.
  • Die Sitzposition des Kindes muss leicht einstellbar sein.
  • Einstellungen müssen ohne zusätzliches Werkzeug möglich sein.
  • Bedienungselemente müssen eindeutig zu erkennen sein.
  • Mitgenommene Utensilien oder Essen können in leicht zugänglichen, geräumigen Taschen verstaut werden.

Die wichtigsten Kriterien für das Kind

  • Damit das Kind den Ausflug mit allen Sinnen genießen kann, ist eine freie Sicht nach vorn, z. B. durch eine hohe Sitzposition, erforderlich.
  • Die verwendeten Materialien müssen ein optimales Sitzklima ermöglichen.
  • Durch verschiedene, anpassbare Gurte oder ein 5-Punkt-Gurtsystem ist eine Alters- und körperproportionsgerechte Sitzposition des Kindes einstellbar

INFO

Weitere Empfehlungen zu Rückentragen für Kleinkinder, aber auch zu Babytragen, Kinderwagen und Autokindersitze sowie zu rückenfreundlichen Produkten mit dem AGR-Gütesiegel gibt es auf: www.agr-ev.de/unterwegs-kind-und-baby.

Die Aktion Gesunder Rücken (AGR) e. V. informiert und berät Verbraucher zum Thema Rückengesundheit und zeichnet als Orientierungshilfe rückenfreundliche Produkte mit dem AGR-Gütesiegel aus. Die unabhängige Prüfkommission besteht aus Ärzten sowie Therapierenden verschiedener Fachgebiete.