2021 fuhren rund 77 % der 6- bis 10-Jährigen mit Kopfschutz, über alle Altersgruppen hinweg waren es dagegen nur knapp 32 %. Das heißt: Die Erwachsenen gehen nicht wie in der Familie auf unserem Foto mit gutem Beispiel voran. Das Risiko ist hoch. Foto: Halfpoint/stpck.adobe.com

Radeln oder reiten im Urlaub: Nicht ohne Helm für Kinder und Eltern

Reiterhof, Rad- oder Klettertouren: Für viele geht’s bald los in den lang ersehnten Familienurlaub. Oft gehören Action und Abenteuer dazu – mit den entsprechenden (Unfall-)Risiken. Ein typisches Bild dabei: Die Kinder tragen brav einen Helm, während ihre Eltern lässig oben ohne unterwegs sind. Das ist riskant, wie die Unfallzahlen belegen.

Es gibt Aktivitäten, da kommen nur die wenigsten auf die Idee, auf einen Helm zu verzichten, zum Beispiel beim Klettern. Abrutschen, Fehltritte oder Steinschlag scheinen ebenso wahrscheinlich wie unkalkulierbar – vermutlich liegt die Helmtragequote mit rund 92 Prozent hier deshalb besonders hoch.

Beim Radfahren sind Eltern kein Helm-Vorbild

Ganz anders beim Fahrradfahren. Da achten Eltern bei ihren Kids penibel auf das Tragen eines Helms, verzichten aber selbst oft drauf: 2021 fuhren rund 77 % der 6- bis 10-Jährigen mit Kopfschutz, über alle Altersgruppen hinweg waren es dagegen nur knapp 32 %. Das legt den Schluss nahe, dass längst nicht alle Eltern mit gutem Beispiel vorangehen, jedenfalls was das Helmtragen angeht.

Dabei hätten sie gute Gründe, es ihrem Nachwuchs gleichzutun: Jahr für Jahr ereignen sich laut statistischem Bundesamt in Deutschland zwischen 75.000 bis 90.000 Fahrradunfälle mit Personenschaden. Und rund 25 % der dabei auftretenden Verletzungen betreffen laut Traumaregister der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie den Kopf.

Die gute Nachricht: Durch das Tragen eines Helms kann die Schwere der Verletzungen zahlreichen Studien zufolge zum Teil deutlich reduziert werden.

Kopfverletzungen drohen nicht nur beim Reiten, sondern auch im Stall

Und wie sieht es auf dem Reiterhof aus? Auch wenn die Kids hier eher die Akteure sind und Mama und Papa nicht immer selbst aufs Pferd steigen: Beim Führen, bei der Pflege, in der Stallgasse oder in der Box sind sie häufig mit dabei. Und internationale Untersuchungen zeigen, dass etwa ein Drittel aller pferdeassoziierten Verletzungen nicht beim Reiten selbst, sondern im Umgang mit Pferden passieren. Hier kann es also auch die Eltern treffen.

Als Unfallursache wird häufig das unvorhersehbare Verhalten des Pferdes genannt, eine französische Studie konnte allerdings zeigen, dass selbst bei vermeintlich einfachen Tätigkeiten eine beträchtliche Zahl von Fehlern gemacht wurden, unabhängig von der Erfahrung der Teilnehmer. Umso bedenklicher, dass laut der Studie nur 7 % von ihnen neben dem Pferd mit Kopfschutz agierten. Fazit: Ob auf oder neben dem Pferd, ob groß oder klein: Auf jeden Kopf auf dem Reiterhof gehört ein Helm.

Helmkauf – 3 Tipps für mehr Sicherheit im Familienurlaub

Es gibt viele Gründe für Eltern, bei ihren Kindern auf einen Kopfschutz zu achten, aber ebenfalls sehr gute, auch an sich selbst zu denken. In diesem Sinne, das gilt es beim Kauf und Einsatz eines Helms zu beachten:

Auf Qualität achten. In Deutschland kennzeichnet das CE-Zeichen die Einhaltung aller gesetzlicher Vorgaben bei Fahrradhelmen (GS steht zusätzlich für geprüfte Sicherheit), Reithelme sollten die Norm VG 01.040 2014-12 erfüllen, Kletterhelme wiederum die europäische Norm EN 12492. Gut zu wissen: Bei den Normen handelt es sich um Mindestanforderungen, denen ein Helm entsprechen muss. Es lohnt sich aber, auf weitere Ausstattungen zu achten, zum Beispiel hochwertige Kinnriemen, Polsterungen, Belüftungssysteme – oder das Mips® Sicherheitssystem (eine reibungsarme Schicht im Helm soll dazu beitragen, die Auswirkungen gefährlicher Rotationsbewegungen bei bestimmten Stößen zu verringern, die sonst auf den Kopf des Benutzers übertragen werden könnten).

Neu kaufen. Second Hand-Läden, Online-Marktplätze & Co. sind beliebt, auch beim Shoppen von Reit-Equipment. Wenn es um die persönliche Sicherheit geht, sollte Sparen jedoch nicht an erster Stelle stehen. Bei gebrauchten Helmen lässt sich oft nicht nachvollziehen, wie lange sie schon genutzt wurden – mit der Zeit droht Materialermüdung und damit eine verringerte Schutzwirkung. Daher empfehlen viele Hersteller, das Modell nach etwa fünf Jahren zu tauschen, bei häufigem Gebrauch sogar noch früher. Darüber hinaus kann man nicht sicher sein, ob der Helm bereits in einen Unfall „verwickelt“ war. Das ist deshalb wichtig, weil Helme nach einem Sturz umgehend ersetzt werden sollten.

Richtig einsetzen. Ein Beispiel: Fahrradhelme können Reithelme nicht gleichwertig ersetzen. Letztere sind so konstruiert, dass sie den gesamten Kopfbereich umfassen. Die Belüftungslöcher sind mit Schutzgittern ausgestattet, damit bei Ausritten keine herabhängenden Äste eindringen können usw. Mit anderen Worten: Helme sind bezüglich der Schutzwirkung für ihren jeweiligen Einsatzzweck konzipiert.

Wissenswertes über Kopfverletzungen

Bei vielen risikobehafteten Aktivitäten macht es Sinn, einen Helm zu tragen, denn Studien zufolge kann das Unfallfolgen nachweislich verhindern bzw. abmildern. Was viele nicht wissen: Meist werden Helme hauptsächlich für den Fall eines linearen Aufpralls auf ihre Sicherheit getestet. Der Aufprall des Kopfes erfolgt aber, zum Beispiel bei einem Sturz, in der Regel nicht linear, sondern in einem Winkel. Dabei können Rotationsbewegungen auf den Kopf und wirken, die ebenfalls gravierende Verletzungen zur Folge haben können. Umso wichtiger ist es, einen optimal passenden, zertifizierten Helm zu tragen. Eine Beratung im Fachgeschäft kann helfen, ein geeignetes Model zu finden.  pm