Typisch für eine Sonnenallergie sind juckende, manchmal auch brennende Hautveränderungen wie Rötungen, Bläschen oder Knötchen, die Stunden bis Tage nach intensiver Sonnenexposition auftreten. Foto: Tigran Gasparyan/stock.adobe.com

Mehr als nur eine Sonnenallergie: Was tun bei polymorpher Lichtdermatose?

Endlich Sonne, endlich raus, doch plötzlich juckt und brennt die Haut. Viele Menschen kennen diese unangenehme Reaktion nach den ersten sonnigen Tagen im Jahr: die Sonnenallergie. Was steckt dahinter, warum ist sie eigentlich keine klassische Allergie und wie können sich Betroffene schützen?

Unser Ratgeber erklärt, wie Beschwerden vorbeugt werden kann und was hilft, wenn die Haut doch rebelliert.

Das Kind jammert und beklagt sich über stark juckende Ohren, die infolge des Kratzens nun auch noch schmerzen. Auf der Oberkante der Ohrmuschel, der Helix, finden sich eine Vielzahl von kleinen Knötchen unter der Haut, sogenannte Papeln. Eine allergische Reaktion? Die Eltern sind sich unsicher und suchen eine Kinderarztpraxis auf. Ein Blick genügt: Ein typischer Fall von Sonnenallergie. Dr. Utta Petzold, Dermatologin bei der BARMER erläutert: „Was allgemein als Sonnenallergie bezeichnet wird, ist in der Regel eine polymorphe Lichtdermatose. Ob es sich dabei überhaupt um eine echte Allergie handelt, ist zudem keineswegs sicher.“

Was ist die polymorphe Lichtdermatose?

Die polymorphe Lichtdermatose (PLD) ist die häufigste durch Licht verursachte Hauterkrankung in Mitteleuropa. Typisch sind juckende, manchmal auch brennende Hautveränderungen wie Rötungen, Bläschen oder eben Knötchen, die Stunden bis Tage nach intensiver Sonnenexposition auftreten, meist an den ersten sonnigen Frühlingstagen und vor allem an exponierten Hautstellen, die nach dem Winter erstmalig wieder Licht abbekommen. In der Regel klingen diese Symptome innerhalb weniger Tage ab, sofern die Sonne zunächst gemieden wird.

Auch wenn der Begriff Sonnenallergie weit verbreitet ist, ist noch unklar, ob es sich wirklich um eine echte Allergie handelt. „Das Immunsystem reagiert wie bei einer Allergie, aber das erforderliche Allergen ist nicht bekannt. Sicher ist, dass die Beschwerden überwiegend durch UV-A-Strahlen entstehen“, sagt Petzold. Die genaue Ursache ist noch nicht vollständig geklärt.

Wer ist betroffen von PLD?

„Statistisch sind vor allem junge Frauen und Menschen mit heller Haut von einer polymorphen Lichtdermatose betroffen, aber auch Kinder leiden häufiger unter diesen Hautveränderungen“, weiß die Dermatologin. PLD trete häufig im Frühjahr oder bei Urlaubsreisen in sonnige Regionen auf. Mit zunehmender Gewöhnung der Haut im Laufe des Sommers nehmen die Beschwerden dann ab. Dieser Effekt wird als „Hardening“ bezeichnet.

„Die polymorphe Lichtdermatose ist zwar unangenehm, aber meist harmlos und gut in den Griff zu bekommen. Wer seine Haut langsam an die Sonne gewöhnt, konsequent Sonnenschutz verwendet und auf Warnsignale achtet, kann die sonnigen Tage meist unbeschwert genießen.“, sagt Dr. Petzold.

Was tun, wenn es zu spät ist?

  • Symptome lindern
    Es gilt die betroffenen Hautstellen mit feuchten Umschlägen oder kühlenden Gels zu kühlen. Leichte, nicht fettende Lotionen können den Juckreiz zusätzlich mildern. Bei starkem Juckreiz kann die Behandlung mit rezeptfreien Antihistaminika oder kortisonhaltigen Cremes versucht werden. Diese sollten aber nur kurzfristig und nur nach ärztlicher Rücksprache angewendet werden.
  • Sonne meiden
    Bis die Symptome abgeklungen sind, ist eine weitere Sonnenexposition zu vermeiden. Bei schweren oder anhaltenden Beschwerden sollte eine Hautärztin oder Hautarzt aufgesucht werden, um andere Ursachen ausschließen zu können und die Therapie anzupassen.

So schützen sich Betroffene vor der polymorphen Lichtdermatose

  • Langsame Gewöhnung an die Sonne!
    „Geben Sie Ihrer Haut Zeit, sich an die Sonne zu gewöhnen. Vermeiden Sie intensive Sonnenbäder zu Beginn der Saison und steigern Sie die Aufenthaltsdauer im Freien langsam“, rät die Expertin.
  • Konsequenter Sonnenschutz!
    „Verwenden Sie Sonnenschutzmittel mit einem hohem UV-B-Schutz, mindestens Lichtschutzfaktor 30, besser 50. Ganz wichtig ist der UV-A-Schutz, erkennbar an einem Kreis mit den Buchstaben „UV-A“ darin. Cremen Sie alle unbedeckten Hautstellen großzügig und regelmäßig nach, besonders nach dem Baden oder Schwitzen“, sagt Petzold. Spezielle UV-Schutzcremes mit Antioxidantien oder Infrarot-Schutz können zusätzlich helfen.
  • Schutz durch Kleidung
    „Tragen Sie lichtdichte, langärmlige Kleidung und Kopfbedeckungen und meiden Sie die intensive Mittagssonne zwischen 11 und 15 Uhr“, so die Dermatologin.
  • „Hardening“ – gezielte Lichtgewöhnung
    „Unter ärztlicher Anleitung kann eine Lichttherapie, auch bekannt als Photohardening, helfen, die Haut langsam an ursächliche UV-Licht zu gewöhnen. Diese Behandlung wird meist vor Beginn der sonnigen Jahreszeit durchgeführt und ist besonders für Menschen mit schweren Beschwerden geeignet“, sagt BARMER-Dermatologin Petzold.     pm