Mit einer gut bestückten Reiseapotheke kann man unliebsamen gesundheitlichen Überraschungen am Urlaubsort oft erfolgreich entgegenwirken. Ein extra Tipp der Pforzheimer Apothekerin Stephanie Isensee: „Manche schwören auf ein Moskitonetz, um gut und ungestört zu schlafen, statt nachts auf Schnakenjagd zu gehen.“ Foto: Stockwerk-Fotodesign/stock.adobe.com

Mit optimal bestückter Reiseapotheke ungetrübtem Ferienspaß vorsorgen

Der meteorologische Sommeranfang am 1. Juni ist nur eine unbedeutende Station auf dem Weg zum ganz großen Sommergefühl – und das stellt sich wohl am nachhaltigsten im Urlaub ein. Fortfahren. Wegfliegen. Hauptsache raus aus dem Alltag und rein in die totale Entspannung oder ins exotische Abenteuer. Doch jetzt schon gilt es, für einen ungetrübten Ferienspaß vorzusorgen, um am Urlaubsort keine unliebsamen Überraschungen zu erleben – und ohne persönliche Reiseapotheke kann das schnell passieren.

Tipp: Aus der optimalen Haus- eine Reiseapotheke machen

Das gilt übrigens nicht nur für Personen, die regelmäßig Medikamente einnehmen müssen oder besonders schutzbedürftig sind. Jeder kann sich unverschuldet und zufällig ein kleines medizinisches Problem einfangen und schon stößt man am Urlaubsort auf Schwierigkeiten. Mit einer optimal ausgestatteten Reiseapotheke kann man dem vorbeugen. Kleine Wehwehchen, kleine Unpässlichkeiten lassen sich oft mit einem Griff in die Reiseapotheke lindern oder gänzlich beheben.
Dabei muss man nicht unbedingt alles neu kaufen, um die Reiseapotheke zu bestücken. „Hitzefest verpackt, wird aus der Hausapotheke schon fast eine fertige Reiseapotheke. Es fehlt noch ein Arzneimittel gegen Reiseübelkeit“, lautet ein Tipp von Apothekerin Stephanie Isensee von der Pregizer Apotheke am Leopoldplatz in Pforzheim. Aber sie rät auch zur Umsicht: „Etwa alle drei Monate sollten Sie die Verfalldaten der Haus- und Reiseapotheke kontrollieren und abgelaufene Medikamente entsorgen.“

Wie steht es um den Impfschutz?

„Je nach Urlaubsland ist zum Beispiel eine Impfung gegen Gelbfieber Pflicht“, so Stephanie Isensee. Für jedes Reiseland gibt es online abrufbare Informationen zu empfohlenen Impfungen. Da keine Schutzimpfung gegen Malaria für Reisende zur Verfügung stehe, müsse man die Expositionsprophylaxe (Aufenthalt in moskitosicheren Räumen, Schlafen unter Moskitonetzen, lange Hosen und langärmlige Oberteile, Repellents) und die Chemoprophylaxe (Medikamente) nutzen. Informationen hierzu kann man sich auch in der Apotheke holen. Wenn noch ein wenig Platz im Koffer ist, rät Stephanie Isensee noch zu einem Accessoire, das in vielen heißen Urlaubsgegenden mit viel Wasserfläche und einem hohen Mückenstich-Risiko gute Dienste leisten kann: „Manche schwören auf ein Moskitonetz, um gut und ungestört zu schlafen, statt nachts auf Schnakenjagd zu gehen.“

Besser alles dabei: In die Reiseapotheke gehören nötige Medikamente und Hausmittel. Für weitere Auskünfte, zum Beispiel besondere Empfehlungen für Kinder, Bergsportler und Taucher, steht den ADAC Auslandskrankenschutz-Versicherten sowie ADAC Plus- und Premium-Mitgliedern auch der Reisemedizinische Informationsdienst unter Telefon 089 76 76 77 zur Verfügung. ADAC Premium-Mitglieder verfügen außerdem über die Möglichkeit einer Behandlung am Aufenthaltsort per Video und Telefon mit der ADAC Medical App (für iOS und Android). Bildrechte/Foto: ADAC SE

Regelmäßig benötigte Medikamente nicht vergessen

Wer auf bestimmte Arzneimittel angewiesen ist oder diese öfter benötigt, sollte wissen, dass diese am Urlaubsort oft nur schwer erhältlich sind. Bis man einen Arzttermin geplant hat und die Medikamente geliefert werden, kann unnötig viel Zeit vergehen. So sollte auf jeden Fall ein entsprechender Vorrat an regelmäßig benötigten Medikamenten in die Reiseapotheke gepackt werden.
Plus ein bisschen mehr, falls mal wieder unvorhergesehene Wettereinflüsse Flughäfen oder Fähren blockieren und der Urlaubsaufenthalt zwangsweise zwei, drei Tage länger dauert. Der ADAC Ambulanz-Service rät dazu, den Vorrat an regelmäßig einzunehmenden Medikamenten vor allem bei längeren Reisen 50 Prozent über der normalerweise benötigten Menge aufzustocken.

Grundausstattung für eine optimale Reiseapotheke

Bei den genannten Medikamenten handelt es sich um Wirkstoffnamen. In der Apotheke kann man sich dann beraten lassen, welches Medikament von welcher Marke in Frage kommt beziehungsweise gerade vorrätig ist. So macht es zum Beispiel einen Unterschied für Menschen, die blutverdünnende Medikamente nehmen müssen, ob man als Schmerzmittel Ibuprofen oder Paracetamol nimmt. „Wer sich die Mühe der Zusammenstellung nicht machen möchte, findet in den Apotheken natürlich auch fertig gepackte Reiseapotheken. Dazu gibt es dann noch fachmännischen Rat bei allen Fragen rund um die Nutzung und Wirkung der Medikamente“, so Stephanie Isensee.

  • Verletzungen: Einmalhandschuhe, Heftpflaster, sterile Kompressen, elastische Binden, Wundpflaster, Wunddesinfektionsspray (ohne Jod), Pinzette und Schere aus Metall (bei Flugreisen nicht ins Handgepäck!)
  • Verletzungen: Einmalhandschuhe, Heftpflaster, sterile Kompressen, elastische Binden, Wundpflaster, Wunddesinfektionsspray (ohne Jod), Pinzette und Schere aus Metall (bei Flugreisen nicht ins Handgepäck!)
  • Schmerzen, Fieber: Ibuprofen, Paracetamol, Fieberthermometer
  • Insektenstiche, Zeckenstiche: Insektenschutzmittel, Salbe gegen Juckreiz und je nach Reiseziel ein elektrischer Insektenvernichter für die Steckdose, Mückennetz
  • Reisekrankheit: Dimenhydrinat, Domperidon, Akupressurbändchen, Reisekaugummis
  • Durchfall: Loperamid, Saccharomyces-Präparate, ORS-Elektrolytpulver, Probiotika
  • Übelkeit, Erbrechen: Dimenhydrinat, Probiotika
  • Erkältungskrankheiten, Schnupfen: Abschwellende Nasentropfen (Oxy- oder Xylometazolin), Hustenstiller, Erkältungskapseln
  • Verstopfung: Lactulose, Bisacodylpräparate
  • Allergie: Loratadin
  • Sonnenschutz: Sonnenschutzmittel, AfterSun-Produkt, Sonnenhut
  • Sodbrennen: Hydrotalcit
  • Bei Reisen in Entwicklungsländer: Sterile Nadeln und Spritzen, Trinkwasserdesinfektions-Tabletten, Malariaprophylaxe
  • Kein Muss, aber nützlich: Seife und idealerweise Handdesinfektionsmittel für zwischendurch  

Mit diesen Tipps bleibt man auf Reisen gesund

Beim Baden oder Wandern im Urlaub gibt es schnell einmal kleinere Verletzungen. Apothekerin Stephanie Isensee rät: „Jede Wunde sollte mit einem Desinfektionsmittel behandelt werden, damit sich aus einer kleinen, harmlosen Wunde keine Blutvergiftung entwickelt. Dazu eignet sich ein farbloses Wundspray, das beim Auftragen nicht brennt. Wenn die Wunde blutet, wird sie mit einem passenden Pflaster verschlossen.“
Schäl es, gar es, koch es oder vergiss es: So lautet die vorbeugende Regel gegen Durchfall auf Reisen. Deshalb zum Beispiel vermeintlich frische Säfte, die in Behältern stehen, lieber nicht trinken. Auch Eis und Fertigsalate können mit Keimen belastet sein. Vorsicht ist auch bei rohem Fleisch oder Fisch geboten. Und in vielen Ländern gilt: Finger weg vom Leitungswasser, auch beim Zähneputzen oder bei Eiswürfeln.
Wenn man sich doch etwas einfängt, rät Stephanie Isensee: „Tritt Durchfall bei einem Magen-Darm-Infekt auf, so nimmt man für einige Tage probiotische Bakterien ein, damit sich der gestörte Darm wieder regenerieren kann. In ausgeprägten Fällen können spezielle Arzneistoffe den Durchfall stoppen. Ein Elektrolyt-Präparat gleicht die Salzverluste bei starkem Durchfall aus. Gerade bei Kindern und Senioren bildet dies eine wichtige Maßnahme. Gegen Übelkeit und Erbrechen sollte man ebenfalls ausgerüstet sein.“

Kein Urlaub ohne Sonnenschutz

Ganz wichtig im Urlaub ist auch der optimale Sonnenschutz, wenngleich Sonnencreme nicht unbedingt ein typischer Inhalt einer Reiseapotheke ist. Der Tipp von Apothekerin Isensee: „Man trägt am besten etwa 20 Minuten vor dem Sonnenbaden ein geeignetes Sonnenschutzmittel auf. Männer sollten an den Schutz der Kopfhaut denken, Frauen vor allem an die empfindliche Hals- und Dekolleté-Region. Eine wasserfeste Formulierung ist empfehlenswert. Nach der Sonne leistet ein hochwertiges AfterSun-Produkt gute Dienste, damit sich die Haut wieder erholt, insbesondere wenn sich ein Sonnenbrand abzeichnet.“

Diabetiker sollten besonders umsichtig sein

Diabetiker tragen die zusätzliche Verantwortung, sich vorab über die Möglichkeiten der medizinischen Versorgung in der Urlaubsregion zu informieren. Medikamente sollten unbedingt in doppelter Menge eingepackt werden. Ein Diabetikerausweis gehört ebenfalls ins Reisegepäck. Er gibt zum Beispiel an, mit welchen Medikamenten die Behandlung erfolgt.
Prinzipiell sollten die Medikamente wasserdicht und möglichst temperaturgeschützt transportiert werden. Da einige Medikamente im Kühlschrank gelagert werden müssen, ist es ratsam, am Abend vor Reisebeginn Klebezettel an Haustür und Kühlschrank anzubringen, damit sie in der Hektik nicht vergessen werden. Ebenfalls sinnvoll ist es, den Beipackzettel der Medikamente dabei zu haben. pm/tok