Die Lage ist angespannt: Immer mehr Operationen müssen abgesagt werden, weil nicht genügend Fachkräfte zur Verfügung stehen. Bildrechte/Foto: doctari/stefanamer

Mangel an Fachkräften: Notstand in deutschen OP-Sälen spitzt sich zu

Immer mehr dringend notwendige Operationen in Deutschland müssen verschoben oder abgesagt werden, weil nicht genügend Ärzte und Pflegepersonal zur Verfügung stehen. Der Operations-Stau in den Krankenhäusern wird immer länger. Ursache für die dramatische Situation ist der Mangel an Fachkräften sowie die Sparpolitik der Kliniken in den vergangenen Jahren.

Und: Die geplante Krankenhausreform der Bundesregierung könnte die Lage weiter verschärfen.

Personalmangel: Sparkurs mit OP-Absage oder externes Personal suchen

Kliniken entscheiden sich in dieser angespannten Lage für unterschiedliche Strategien: Einige Häuser gehen auf konsequenten Sparkurs und sagen OPs ab oder sperren Betten, statt externes Personal zu buchen, das den reibungslosen Betrieb aufrechterhalten würde. Andere Kliniken setzen auf Arbeitnehmerüberlassung als notwendige Maßnahme, um OPs dennoch durchführen zu können. Letzteres zeigt sich deutlich in der Nachfrageentwicklung nach OP-Personal.

Neue Daten Insights von doctari, Deutschlands führendem Personaldienstleister für Pflegekräfte und Ärzte, bestätigen den Personalmangel. Für die ersten fünf Monate des Jahres 2024 verzeichnet doctari ein Wachstum der Anfragen von Kliniken nach OP-Pflegepersonal um 26 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Im zweiten Quartal des Jahres liegen die Zahlen zudem um fast 50 Prozent höher als noch im ersten Quartal. Die stetig steigenden Anfragen deuten darauf hin, dass sich dieser Trend auch im zweiten Halbjahr 2024 fortführen dürfte.

Schwierige Beschaffung von Fachkräften

Während die Anfragen der Krankenhäuser nach OP-Personal steigen, stellt die Beschaffung von Fachkräften eine Herausforderung dar. „Trotz steigender Nachfrage verzeichnen wir keine prozentual gestiegene Anzahl neu registrierter Fachkräfte in dem Bereich“, erklärt Susanne Grube, Leiterin der Personalvermittlung bei doctari. Fachkräfte mit einer OP-Spezialisierung sind besonders rar. Gerade sie sind deshalb sehr umworben, weil sie die verschiedenen und komplexen Abläufe während einer Operation kennen.

Umsatzeinbußen durch Ausfall von Operationen

Der Ausfall von Operationen geht für die Kliniken mit enormen Umsatzeinbußen einher. Dadurch verschlechtert sich die ohnehin schon angespannte finanzielle Lage der Kliniken wie es neulich beispielsweise das Berliner Krankenhaus Charité bekannt gegeben hatte. Auch die Charité hatte als Grund für einen Millionenverlust den Mangel an Personal genannt.

Mitte Juni hatte das Deutsche Krankenhausinstitut (DKI) eine Umfrage veröffentlicht, wonach nur noch 7 Prozent der Kliniken ihre wirtschaftliche Lage als gut einschätzen. Als Grund wurden die Auswirkungen der geplanten Krankenhausreform genannt. 61 Prozent halten ihre wirtschaftliche Lage für „schlecht“ oder „sehr schlecht“, hieß es in dem Index.

Sparen durch Zeitarbeitskräfte?

Viele Kliniken sagen Operationen ab, statt die personellen Lücken mit Zeitarbeitskräften zu schließen. Grund: Zeitarbeitskräfte kosten die Kliniken zunächst mehr Geld, da ihre Gehälter im Durchschnitt höher sind als die Gehälter festangestellter Fachkräfte nach Tarifvertrag. Deshalb wird angenommen, dass Kliniken durch den Einsatz von Zeitarbeitskräften ihre Kosten nicht mehr decken können.

Dabei sei, so doctari in einer Pressemitteilung, oft das Gegenteil der Fall: Zeitarbeit könne sowohl zum Kostenmanagement als auch zur Erlössteigerung genutzt werden. Fixkosten könnten mit dem Einsatz reduziert werden und die Deckungsbeiträge maximiert werden.

Durchschnittlich 2406 Euro pro Tag würden durch den Einsatz von Zeitarbeit auf den Deckungsbeitrag erzielt. Auch beim Einsatz mehrerer doctari-Fachkräfte könne der Deckungsbeitrag positiv sein. „Ohne den Einsatz externer Fachkräfte würden die Personalkosten bei Entfall der OPs im 4-stelligen negativen Bereich liegen“, so Cai-Nicolas Ziegler.

Info

doctari ist auf Zeitarbeit in der Medizin in Deutschland spezialisiert und vermittelt Ärzte und Pflegefachkräfte aller Fachbereiche an Einrichtungen. Dabei greift doctari auf einen Pool von über 80.000 Fachkräften zurück und vermittelt diese sowohl für den kurzfristigen, zeitweisen Einsatz, als auch in Festanstellung. Somit schließt doctari kurz- und langfristig Personallücken im medizinischen Bereich und bedient dabei insgesamt ein Netzwerk von etwa 5000 medizinischen Einrichtungen.      pm