Über 180.000 Patienten aus dem Ausland haben sich 2022 in deutschen Kliniken behandeln lassen. Der deutsche Gesundheitssektor hat damit 880 Millionen Euro erwirtschaftet. Foto: Matthias Stolt/stock.adobe.com
Medizintourismus erholt sich aus der Krise: Umsatz deutscher Kliniken steigt
Im Jahr 2022 haben sich nach Erhebungen der Forschungsstelle Medizintourismus an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS) rund 182.200 Patienten aus dem Ausland in Deutschland behandeln lassen. Das entspricht einem Anstieg um 17,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der deutsche Gesundheitssektor hat mit den Behandlungen einen Umsatz von schätzungsweise 880 Millionen Euro erwirtschaftet. Hinzu kommen Einnahmen in zweistelliger Millionenhöhe für Tourismusangebote und den Handel.
„Hauptgrund für den Anstieg sind zunehmende Patientenzahlen aus Kuwait, aber auch aus Staaten wie Usbekistan oder Kasachstan“, sagt Mariam Asefi, die den Forschungsbereich Medizintourismus leitet.
Deutsche Kliniken im Ausland begehrt
Insgesamt reisten im Jahr 2022 Patienten aus 149 Ländern für eine Behandlung nach Deutschland. Den Erhebungen der Hochschule zufolge stammen weiterhin drei Viertel davon aus Nachbarländern. Den Spitzenplatz nimmt hier erneut Polen ein. Die Zahl von 11.270 Behandlungen bedeutet einen Anstieg um 8,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das größte Nachfrageplus zeigte Dänemark mit 46 Prozent (insgesamt 880 stationäre Patienten).
Zahlen für 2023 und 2024 gibt es noch nicht. Die Studie der Hochschule beruht auf eigenen Erhebungen und den Daten des Statistischen Bundesamtes. Diese liegen immer erst mit einer Verzögerung von etwa anderthalb Jahren vor.
So profitiert der Tourismus von Kliniken
80 Prozent der touristischen Wertschöpfung kommt aus den Schömberger Kliniken (Kreis Calw). „Da hängt ganz viel dran, was für unsere Bürger leider nicht immer so sichtbar wird“, sagt die Schömberger CDU-Gemeinderätin Ulrike Mayrhofer. Rein rechnerisch geht Ulrich Döbereiner, Leiter Touristik und Kur Schömberg, davon aus, dass zwischen 800.000 und 900.000 Tagestouristen jährlich nach Schömberg kommen. Grundsätzlich sei die Tourismusintensität im Vergleich mit dem gesamten Schwarzwald in Schömberg beinahe dreimal so hoch.
2023 wurden knapp 175.000 Übernachtungen in Schömberg registriert. Davon rund 29.000 im freien Fremdenverkehr, der Rest sei aus den Kliniken gekommen, so Döbereiner. Mehr dazu lesen Sie auf PZ-news.de. pm/Yvonne Dast-Kunadt (PZ)/tok