Die Zahlen der deutschen Krankenhäuser sehen nicht gut aus. Neben 84 Prozent der öffentlichen Kliniken weisen auch 71 Prozent der privat geführten Krankenhäuser für 2023 negative Jahresabschlüsse aus. Es drohen Insolvenzen. Foto: Creativa Images/stock.adobe.com

Zahl der Kliniken mit defizitären Jahresabschlüssen steigt massiv – Erschreckende Insolvenz-Gefahr

Die wirtschaftliche Lage der deutschen Krankenhäuser hat sich weiter verschlechtert: Insgesamt haben 70 Prozent von ihnen das Geschäftsjahr 2023 mit einem Defizit abgeschlossen – nochmals rund 20 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Laut der Roland Berger Krankenhausstudie 2024 ist bei mehr als 50 Prozent der Häuser die Liquidität gefährdet, was kurzfristige Akutmaßnahmen nötig macht.

Schlechtere Bilanzen bei Kliniken von öffentlichen Trägern

Besonders schlecht stehen Häuser in öffentlicher Trägerschaft da: Nur 8 Prozent von ihnen konnten ein positives Jahresergebnis verbuchen, 84 Prozent schrieben Verluste, 21 Prozentpunkte mehr als 2022. Am besten geht es Kliniken in freigemeinnütziger Trägerschaft: Immerhin 24 Prozent konnten ein positives Jahresergebnis ausweisen, allerdings waren auch von ihnen 58 Prozent defizitär. Zu diesen Ergebnissen kommt die Roland Berger Krankenhausstudie 2024, für die über 650 Führungskräfte im deutschen Krankenhausmarkt befragt wurden.

Zudem zeigt die Studie, dass die seit vielen Jahren anhaltende Ergebniskrise mehr und mehr auch zu einer Liquiditätskrise wird: 53 Prozent der Führungskräfte sehen die Liquidität ihres Hauses aktuell gefährdet. Im Durchschnitt stufen die Befragten 28 Prozent der Krankenhäuser kurzfristig als insolvenzgefährdet ein.

Gruselige Vorstellung: Die Einschätzung befragter Führungskräfte zum Anteil der Krankenhäuser, die bis Ende 2024 insolvenzgefährdet sein könnten, macht wenig zuversichtlich, was die deutsche Kliniklandschaft betrifft. Bildrechte/Foto: Roland Berger

Branchenweites Phänomen

Neben 84 Prozent der öffentlichen Kliniken weisen auch 71 Prozent der privat geführten Krankenhäuser für 2023 negative Jahresabschlüsse aus. „Das zeigt, dass die dramatische Situation der deutschen Krankenhäuser nicht nur einzelne Trägerschaften oder Versorgungsstufen betrifft, sondern ein branchenweites Phänomen ist“, sagt Peter Magunia, Partner bei Roland Berger. Und: „Die Defizite gefährden zunehmend auch die Liquidität und schränken dadurch die Gestaltungsräume der Häuser für unternehmerisches Handeln immer stärker ein.“

Das betrifft insbesondere die Krankenhäuser der Regel- und Schwerpunktversorgung: 72 Prozent von ihnen sehen ihre Liquidität als gefährdet oder sogar stark gefährdet. Bei den Grundversorgern und Maximalversorgern sind es 38 beziehungsweise 42 Prozent. „Um Insolvenzen zu vermeiden, müssen die Kliniken kurzfristig und entschlossen handeln“, mahnt Magunia. „Langwierige Entscheidungsprozesse werden der aktuellen Situation nicht mehr gerecht.“

Konsolidierung des Markts berücksichtigen

Potenzielle Insolvenzen und eine daraus resultierende Konsolidierung des Markts, aber auch die angekündigte Krankenhausreform wirken sich auf die mittel- bis langfristigen Erwartungen der befragten Führungskräfte aus. Vor allem Maximalversorger blicken etwas optimistischer in die Zukunft: Für das laufende Jahr erwarten zwar nur 17 Prozent von ihnen eine Verbesserung ihres Jahresergebnisses, doch für den weiteren Verlauf bis 2029 prognostizieren schon 53 Prozent eine positive Entwicklung ihrer Jahresergebnisse. Dagegen gehen kleinere Krankenhäuser auch langfristig von einer eher negativen Ergebnis- und Liquiditätsentwicklung aus.

Das ist kein Widerspruch, meint Janes Grotelüschen, Partner bei Roland Berger: „Größere Krankenhäuser gehen davon aus, dass die zu erwartende Marktbereinigung Chancen für sie schafft.“ Dementsprechend verschieben sich auch die Aktivitäten der Kliniken zur Verbesserung ihrer Wirtschaftlichkeit: Arbeiten derzeit noch über 70 Prozent der befragten Führungskräfte an Maßnahmen zur Ambulantisierung und Konsolidierung des stationären Leistungsportfolios, verlieren diese Punkte in der Zukunftsplanung der Häuser an Relevanz. Dafür halten 58 Prozent der Befragten Kooperationen und Fusionen zukünftig für ein zentrales Instrument.

Früh Partnerschaften und Fusionen etablieren

In diese Richtung zielen auch Grotelüschens Empfehlungen: „Um die aktuelle Ergebnis- und Liquiditätskrise zu überwinden, ist unternehmerisches Handeln und das Nutzen sämtlicher betriebswirtschaftlicher Steuerungsansätze unverzichtbar. Gleichzeitig gilt es mit Blick auf die Zukunft frühzeitig Partnerschaften und Fusionen zu etablieren, um mittelfristig medizinische und wirtschaftliche Synergien zu realisieren. So können die Chancen, die sich aus dem zu erwartenden Wandel des Gesundheitssystems ergeben, genutzt werden.“

Die vollständige Studie können Sie hier herunterladen.

Info

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