
Schnell gemacht und sättigend: Fertigpizzas sind beliebt, aber als ultrahochverarbeitetes Nahrungsmittel bergen sie, wie alle anderen industriell aus vielen Zutaten und vor allem Zusatzstoffen gefertigten Lebensmittel, diverse Gesundheitsrisiken. Foto: Goffkein/stock.adobe.com
Lust auf Tiefkühlpizza und Energydrinks? – So riskieren Sie den Abbau Ihrer Denkleistung
Eine aktuelle Metaanalyse hat sich mit dem Zusammenhang zwischen dem Konsum ultrahochverarbeiteter Lebensmittel und neurodegenerativen Erkrankungen wie Multipler Sklerose, Parkinson und kognitiven Beeinträchtigungen beschäftigt. Die Metaanalyse von 28 Studien zeigte ein erhöhtes Risiko für mehrere Erkrankungen bei hoher Aufnahme ultrahochverarbeiteter Lebensmittel, jedoch nicht für Demenzerkrankungen wie die Alzheimer-Krankheit.
Was sind ultrahochverarbeitete Lebensmittel?
Mittlerweile gilt jedes zweite Produkt aus dem Lebensmittelhandel als ultrahochverarbeitetes Lebensmittel („ultra processed food“). Diese Nahrungsmittel weisen einen sehr hohen Grad an industrieller Verarbeitung auf, enthalten fünf oder mehr Zutaten plus eine Vielzahl an Zusatzstoffen, zu denen Aromen, Farbstoffe oder Konservierungsmittel zählen, aber auch Stoffe, die die Konsistenz des Nahrungsmittels zum Beispiel besonders cremig machen.
Das trifft auf Fertigprodukte, Fast Food und Tiefkühlgerichte zu, gilt aber auch für kleine Snacks, Süßigkeiten oder Limonaden. Der oft künstlich erzeugte Geschmack, der sich nicht unbedingt nur am Produkt, sondern insbesondere auch an den Kundenerwartungen oder einem Durchschnittsgeschmack orientiert, verdeckt die anderen negativen Seiten der ultrahochverarbeiteten Lebensmittel: Sie sind energiereich, sind mit viel Salz und Zucker hergestellt und dafür auch noch arm an Nähr- und Ballststoffen.
Das gilt für Fertigsuppen und Tiefkühlpizza, Hamburger und Chicken Nuggets, Instant-Nudeln, Wurstwaren, Gebäck, Süßigkeiten, Fertigsaucen und -dressings, Limonaden und Energydrinks und vieles andere mehr. Selbst vermeintlich als gesund erachtete Lebensmittel wie Joghurt, Müsli oder Fleischersatzprodukte können industriell gefertigtes „ultra processed food“ sein. Und diese Produkte sind mit erhöhten Risiken für diverse Gesundheitsprobleme verbunden.
Ultrahochverarbeitete Nahrung und neurodegenerative Erkrankungen
Wie das DeutschesGesundheitsPortel DGP) berichtet, haben Wissenschaftler aus dem Iran die Beziehung zwischen der Aufnahme ultrahochverarbeiteter Lebensmittel (UPF) und neurodegenerativen Erkrankungen untersucht. Dabei betrachteten sie Erkrankungen wie Multiple Sklerose (MS), Parkinson-Krankheit, Alzheimer-Krankheit, kognitive Beeinträchtigungen und weitere Demenzerkrankungen.
Die Autoren führten hierzu einen systematischen Review in den Datenbanken Scopus, PubMed/MEDLINE und ISI Web of Science durch. In einer Metaanalyse bestimmten sie das relative Risiko für die jeweilige Erkrankung abhängig von der individuellen Aufnahme ultrahochverarbeiteter Nahrungsmittel.
Die Metaanalyse von 28 Studien ergab, dass eine höhere UPF-Aufnahme signifikant mit einem erhöhten Risiko für MS, Parkinson-Krankheit und kognitive Beeinträchtigungen (verminderte Denkleistung) verbunden war, jedoch nicht mit dem Risiko für die Alzheimer-Krankheit oder sonstige Demenzerkrankungen.
MS: Relatives Risiko, RR: 1,15; 95 % Konfidenzintervall, KI: 1,00 – 1,33; I2 = 37,5 %; p = 0,050; n = 14
Parkinson-Krankheit: RR: 1,56; 95 % KI: 1,21 – 2,02; I2 = 64,1 %; p = 0,001; n = 15
Kognitive Beeinträchtigungen: RR: 1,17; 95 % KI: 1,06 – 1,30; I2 = 74,1 %; p = 0,003; n = 17
Die Autoren stellten fest, dass eine Erhöhung der UPF-Aufnahme um 25 g mit einem um 4 % höheren Risiko für MS (RR: 1,04; 95 % KI: 1,01 – 1,06; I2 = 0,0 %; p = 0,013; n = 7) verbunden war. Die Dosis-Wirkungs-Beziehung wies auf einen positiven nichtlinearen Zusammenhang zwischen UPF-Aufnahme und dem Risiko für MS hin (PNichtlinearität = 0,031; PDosis-Wirkungs-Beziehung = 0,002). Dieser Zusammenhang wurde beim Risiko für die Parkinson-Krankheit nicht beobachtet (PNichtlinearität = 0,431; PDosis-Wirkungs-Beziehung = 0,231).
Die Ergebnisse der Studie weisen darauf hin, dass ein dauerhafter übermäßiger Konsum von ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln neurodegenerative Erkrankungen begünstigen kann. Insbesondere im Alter kann dies zu einer Verschlechterung der Lebensqualität und einer verringerten Unabhängigkeit der Betroffenen führen. DGP/HealthCom/tok