Lieferengpässe bei Kinderarzneimitteln haben zum Beispiel auch so einfache Medikamente wie Fiebersäfte betroffen. Ausgestanden ist dieses Problem wohl noch nicht. Foto: Tomsickova/stock.adobe.com

Lieferengpässe bei Kinderarzneimittel: BPI fordert nachhaltige Lösungen

Zum jüngsten Austausch im Bundesgesundheitsministerium zu befürchteten Lieferengpässen bei Kinderarzneimitteln sagt Dr. Kai Joachimsen, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI): „Die neuen Vorschläge von Prof. Lauterbach lassen zwar ein Problembewusstsein erkennen, sind jedoch nicht auf nachhaltige Lösungen ausgelegt.“

BPI fordert neue Preisstrukturen

Ein Steuerungskreis, so Joachimsen, könne das Problem der Standortsicherung für hierzulande produzierende pharmazeutische Hersteller nicht beheben, da sich die grundlegenden Probleme nicht wegadministrieren lassen würden. „Nach wie vor fehlen umfassende und strukturell tiefgreifende Maßnahmen. Es braucht dringend neue Preisstrukturen, mit denen in Europa produzierende Unternehmen Kosten kompensieren können, ohne dass sie parallel mit Nachteilen im internationalen Wettbewerb rechnen müssen. Bei allen Arzneimitteln der Grundversorgung muss der Preisdruck endlich fallen, insbesondere bei den versorgungskritischen“, so der BPI-Hauptgeschäftsführer.

Konkrete Vorschläge des BPI, wie sich beispielsweise Rabattverträge in der Breite neugestalten lassen würden, hätten sich in Ansätzen im Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) wiedergefunden. „Aber diese genügen bei weitem nicht, um das Problem der Lieferengpässe nachhaltig zu beseitigen. Wir haben weiterhin keine verpflichtende Mehrfachvergabe, nur der günstigste Hersteller kommt zum Zuge – damit wird der Anbietermarkt weiter ausgedünnt“, so Joachimsen.

Und, so legt der BPI-Hauptgeschäftsführer nach: „Wir vermissen nachhaltiges Problemmanagement. Auch die kleinsten Patientinnen und Patienten profitieren von einer Stärkung der Arzneimittelversorgung in Deutschland.“

2022 stieg die Zahl der Erstmeldungen von Medikamenten-Lieferengpässen auf ein erschreckendes Hoch. 2023 könnte die Zahl noch höher werden. Quelle: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte/Grafik: Statista.com

„Regulatorische Flickschusterei“

„Weiterhin ist keine Rede von einem umfassenden Inflationsausgleich für alle vom Preisstopp betroffenen Arzneimittel oder einer langfristigen Inflationsbereinigung des Festbetragsmarktes. Es braucht weitere Incentivierungsmodelle, um die Produktion auf sichere Beine zu stellen. Oberstes Ziel muss es sein, die weitere Abwanderung zu verhindern und den Pharmastandort in Deutschland und Europa zu fördern“, sagt Joachimsen.

Vor dem Hintergrund der letzten Jahre, insbesondere aufgrund der Erkenntnisse der letzten zwölf Monate, sei es nicht verständlich, „warum seitens des Ministers immer wieder regulatorische Flickschusterei betrieben wird, anstatt die Versorgung unserer Kinder nachhaltig zu festigen“.

In einer Situation, in der man weitere Lieferengpässe befürchte, so der BPI-Hauptgeschäftsführer, müssten alle Beteiligten auf der Grundlage einer seriösen Bedarfsermittlung miteinander ernsthafte Gespräche führen. „Wir stehen weiterhin für einen konstruktiven Dialog bereit.“