Es gibt Hinweise darauf, dass Frühaufsteher/Lerchen im Berufsleben erfolgreicher sind als Langschläfer/Eulen, aber letztlich gibt es unterschiedliche Chronotypen. Und wenn eine Eule schon vor Sonnenaufgang aufstehen und produktiv sein will, kann das unproduktiv enden. Foto: RRF/stock.adobe.com

Lerche oder Eule – sind Frühaufsteher wirklich erfolgreicher als Langschläfer?

Heidi Klum sieht mit ihren 51 Jahren immer noch jung und frisch aus – zumindest in geschminktem Zustand. Das kann an den guten Genen liegen, an der gesunden Lebensweise oder am ausgewogenen Schlafrhythmus. Das Top-Model bevorzugt es offenbar, früh ins Bett zu gehen und früh aufzustehen. Ist sie also ein Beweis dafür, dass Frühaufsteher erfolgreicher als Langschläfer sind?

Frühaufsteher leben offenbar gesünder

„Manche Menschen sind bereits morgens um fünf Uhr putzmunter, während andere sich erst Stunden später mühsam aus dem Bett schälen. Aber sind Frühaufsteher tatsächlich erfolgreicher als Langschläfer? Frei nach dem Motto ,der frühe Vogel fängt den Wurm‘? Auch wenn es hierzu keine pauschale Antwort gibt, spricht doch Einiges für diese These“, sagt Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin bei der BARMER.

So falle es dem menschlichen Gehirn in der Regel leichter, morgens zu arbeiten anstatt nachmittags und abends. Und, so Dr. Ursula Marschall weiter: „Zudem ernähren sich Frühaufsteher deutlich besser als Langschläfer, wie Forscher des National Institute for Health and Welfare in Helsinki in einer Umfrage zu Schlaf- und Ernährungsgewohnheiten herausgefunden haben. Andere Studien haben ergeben, dass Langschläfer generell weniger aktiv sind. Zusammen mit der tendenziell schlechteren Ernährung ergibt sich so ein eher ungesünderes Gesamtbild.“

Früh zur Arbeit, mehr Geld auf dem Konto

Die BARMER-Medizinerin verweist auf eine durch das „Harvard Business Review“ veröffentlichte Studie, die herausgefunden habe, dass früher bei der Arbeit erscheinende Mitarbeiter von ihren Arbeitgebern mehr wertgeschätzt werden als Nachzügler. „Zu guter Letzt hat eine Umfrage für einen US-Matratzenhersteller herausgefunden, dass die Menschen besonders produktiv sind, die angaben, bereits um 4 Uhr morgens aufzustehen. Zudem bekam die Gruppe derer, die zwischen 4 und 5 Uhr früh aufstehen, auch das höchste Gehalt“, so Dr. Ursula Marschall.

Also müssen wir jetzt alle zu Frühaufstehern werden, um Erfolg zu haben? „Es gibt also viele Indizien dafür, dass Frühaufsteher vergleichsweise erfolgreich sind. Eine Garantie ist das allerdings nicht. Es gibt einfach den individuellen Schlaf-Wach-Rhythmus, was sich in dem gut bekannten Bild der Eulen und Lerchen widerspiegelt. Wenn also Eulen versuchen, morgens um 4 Uhr aufzustehen, kann das nur schiefgehen“, so die BARRMER-Medizinerin.

Individueller Chronotyp

Das sieht auch Schlafcoach Markus Camps so. Eule oder Lerche – was macht den Unterschied im Leben? „Wenn ich als Lerche am Vormittag sehr leistungsfähig bin, kann es sein, dass ich in einem Meeting zur späten Tages- oder gar Abendzeit keinen klaren Gedanken mehr fassen kann“, sagt der Schlafexperte. Die Arbeit im Homeoffice komme hier vielen Menschen entgegen, so Kamps: „Gerade im Homeoffice haben wir den Vorteil, dass insbesondere Lerchen und Eulen ihren Arbeitsbeginn oder ihr Arbeitsende nach ihrem eigenen Rhythmus legen können. Wenn ich weiß, welcher Chronotyp mir ähnlich ist, kann ich versuchen meinen Tag danach zu planen.“

Selbsttest: Bekomme ich ausreichend Schlaf?

Die High-Performance-Expertin Kathrin Leinweber und der Schlafcoach Markus Kamps haben gemeinsam das Buch „Der wache Vogel fängt den Wurm“ (www.wachervogel.de) veröffentlicht. In diesem Buch beschreiben sie detailliert, wie Schlaf als Erfolgsfaktor die persönliche Leistungsfähigkeit beeinflusst und liefern wertvolle Tipps, um die Schlafqualität zu verbessern, damit am nächsten Tag der Laden läuft. Von ihnen stammt dieser Selbsttest: Wenn man sich Sorgen mach, dass man nicht genug Schlaf bekommt, können die folgenden Fragen und Aussagen dabei helfen, die Schlafgewohnheiten zu überprüfen.

  • Haben Sie Schwierigkeiten einzuschlafen, wenn Sie ins Bett gehen?
  • Können Sie schlecht durchschlafen und wachen Sie nachts häufig auf?
  • Fühlen Sie sich morgens, wenn der Wecker klingelt, zu müde zum Aufstehen?
  • Brauchen Sie mehrere Tassen Kaffee, um in die Gänge zu kommen?
  • Können Sie sich tagsüber schlecht konzentrieren und den Fokus halten?
  • Spüren Sie am Nachmittag eine große Müdigkeit?
  • Rasen Gedanken durch Ihren Kopf, wenn Sie nachts aufwachen?
  • Nützen Sie Smartphones, Tablets oder Computer kurz vor dem Schlafengehen?
  • Schlafen Sie weniger als sieben bis acht Stunden die Nacht?
  • Trinken Sie regelmäßig alkoholische Getränke vor dem Schlafengehen?
  • Nehmen Sie Schlafmittel, um besser schlafen zu können?
  • Stören Kinder, Partner(in) oder Haustiere regelmäßig Ihren Schlaf?

Wenn Sie auf mindestens fünf der oben genannten Fragen mit Ja geantwortet hast, können Sie möglicherweise nicht ausreichend Schlaf bekommen oder unter Schlafproblemen leiden. Wenn Schlafprobleme anhalten oder sich verschlimmern, zögern Sie nicht, professionelle Hilfe von einem Arzt oder Schlafexperten in Anspruch zu nehmen, um die Ursache Ihrer Schlafstörungen zu ermitteln und geeignete Maßnahmen zur Verbesserung des Schlafs zu finden.     pm/tok