An Halloween als Partyspaß an Kröten lecken, um einen psychoaktiven Rausch zu erleben? Keine gute Idee. Krötensekrete enthalten Gifte, deren Dosierung und Wirkkraft nicht kontrollierbar sind und zu gefährlichen medizinischen Notfällen führen können. Foto: dramapalma – KI-generiert/stock.adobe.com

Kröten lecken an Halloween: Gefährlicher Trend mit psychoaktiven Giften

In Teilen der USA taucht immer wieder ein erstaunlicher Trend auf: Junge Erwachsene, vor allem Studierende, lecken an bestimmten Krötenarten, um einen psychoaktiven Rausch zu erleben. Was auf Social Media oft als Mutprobe oder Halloween-Spaß kursiert, ist in Wahrheit ein riskantes Spiel mit Giften und einem letztlich unkontrollierbaren LSD-ähnlichen Rauschzustand.

Woher kommt der Trend – und warum macht man das?

Der Trend des sogenannten „Toad Licking“ – also des Krötenleckens – hat seine Wurzeln in den 1980er-Jahren. Damals kursierten erste Berichte über Menschen, die Krötensekrete aufgrund ihrer halluzinogenen Wirkung konsumierten. Besonders im Fokus steht die Sonoran Desert Toad (Incilius alvarius), auch bekannt als Colorado River Toad. Diese Kröte sondert über spezielle Hautdrüsen ein milchiges Sekret ab, das die beiden stark psychoaktiven Substanzen 5‑MeO‑DMT und Bufotenin enthält.

Vor allem im Nackenbereich des Tieres sammelt sich das Sekret in konzentrierter Form. Wird es abgeleckt, stellen sich nach etwa 30 Minuten Euphorie und Verwirrungszustände ein. Farben werden ähnlich wie beim Durchlaufen eines LSD-Trips intensiv wahrgenommen.

Das Phänomen verbreitete sich über US-Collegecampusse und soziale Netzwerke, häufig im Zusammenhang mit Mutproben oder als Halloween-Gag. Manche sehen darin spirituelle Selbsterfahrungen, andere schlicht Nervenkitzel. Besonders beliebt ist der Brauch bei jüngeren Erwachsenen mit Hang zu Risikoverhalten oder Gruppendruck.

Welche Kröten werden dafür benutzt?

Am häufigsten betroffen ist die Sonoran Desert Toad, die im Südwesten der USA und Nordmexiko vorkommt. Auch in Australien wurde die Cane Toad (Rhinella marina) immer wieder im Zusammenhang mit solchen Experimenten erwähnt. Beide Arten besitzen Parotiddrüsen hinter den Augen, die die giftigen Sekrete produzieren. „Eigentlich sind die Giftstoffe in der die Krötenhaut bedeckenden Schleimschicht dafür gedacht Fressfeinde abzuhalten. Außerdem sollen sie das Wachstum von Bakterien und Pilzen unterdrücken“, erklärt Dr. Tina Hölscher, Tierärztin von aktion tier e.V., die Sinnhaftigkeit des Toxins für die Amphibien.

Wie wirken die Krötentoxine im menschlichen Körper?

Das Lecken oder Einatmen von Krötensekreten führt zu einer raschen Aufnahme der Wirkstoffe über Schleimhäute und Atemwege. Besonders 5‑MeO‑DMT gilt als eines der stärksten bekannten Psychedelika. Schon winzige Mengen können intensive Halluzinationen, Euphorie, aber auch Angstzustände und Desorientierung hervorrufen. Bufotenin wirkt ähnlich, kann aber zusätzlich schwere körperliche Reaktionen auslösen.

Medizinisch gefährlich sind die im Sekret enthaltenen Herzglykosid‑ähnlichen Substanzen wie Bufotoxin. Diese können Herzrhythmusstörungen, Blutdruckkrisen und im Extremfall Herzstillstand verursachen. Auch Erbrechen, Schwindel, Muskelkrämpfe und Atemstillstand sind beschrieben.

Grafik: Kurtz – KI-generiert
WirkstoffTypische SymptomeMedizinisches Risiko
5‑MeO‑DMTHalluzinationen, Euphorie, ZeitverlustAkute Psychosen, Bewusstseinsverlust
BufoteninÜbelkeit, Zittern, BlutdruckanstiegHerz‑Kreislauf‑Versagen
BufotoxinHerzrhythmusstörungen, AtemnotHerzstillstand, Tod

Drogenmissbrauch und Tierschutz-Problem: Ist das Lecken an Kröten strafbar?

In den USA unterliegt der Wirkstoff 5‑MeO‑DMT dem Betäubungsmittelgesetz (Schedule I). Der Besitz oder Handel ist verboten, der Konsum illegal. Auch der Fang oder die Haltung von geschützten Krötenarten kann strafbar sein. In Europa gilt Ähnliches, wobei derartige Fälle bislang kaum vor Gericht kamen.

Das sogenannte „Toad Licking“ ist alles andere als ein harmloser Spaß – weder für Menchen noch für die Kröten. Es verbindet Gesundheitsrisiken mit rechtlichen Konsequenzen und Tierschutzproblemen. Die Tiere werden in Stress versetzt, verlieren Schutzsekrete und können an Erschöpfung oder Infektionen sterben. Fachleute warnen daher eindringlich davor, Wildtiere in dieser Weise zu missbrauchen.
Aber: „In Deutschland sind diese Krötenarten leider frei verkäuflich“, verleiht Tierärztin Hölscher von aktion tier e.V. ihrer Besorgnis kurz vor Halloween Ausdruck. Das mache die Beschaffung als tierisches Party-Accessoire leicht.   tok