In diesen Kapseln wird Lachgas legal und frei verkauft. Mit N₂O kann man Sahne aufschäumen oder Luftballons befüllen oder sich beim Inhalieren in einen euphorischen Zustand versetzen. So wird Lachgas zur Partydroge und zu einem Gesundheitsrisiko für junge Menschen. Foto: PernilleQvist/stock.adobe.com

Partydroge Lachgas: Klingt harmlos, ist frei zu kaufen und birgt hohe Gesundheitsrisiken

Es klingt so harmlos und lustig. Vielleicht hat auch deswegen der Lachgas-Konsum in den vergangenen Jahren unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland deutlich zugenommen. Ursprünglich wurde Lachgas (Distickstoffmonoxid, N₂O) als Narkosemittel in der Medizin eingesetzt, heute wird es als Partydroge genutzt. Die einfache und legale Verfügbarkeit, etwa in Form von Sahnekapseln, trägt wohl ebenfalls zur Verbreitung bei.

Trotz hohem Gesundheitsrisiko legal und frei erhältlich

Für Alkohol, Zigaretten und Cannabis gibt es altersbedingte Verkaufs-, Nutzungs- und Besitzverbote. Für Lachgas gibt es das nicht, obwohl die Inhalation kurzfristige euphorische Zustände hervorruft. N₂O wird auch als Treibgas zum Aufschäumen von Schlagsahne oder zum Befüllen von Luftballons verwendet. Die kleinen silbernen Kapseln, gefüllt mit Lachgas, sind im deutschen Einzelhandel frei verkäuflich erhältlich, ohne Altersbeschränkung oder Ausweispflicht. So günstig und legal kommen Jugendliche sonst nicht an Partydrogen.

Wenngleich die Wirkung von Lachgas nur wenige Minuten anhält, birgt der Konsum doch erhebliche gesundheitliche Gefahren. Akute Nebenwirkungen umfassen Schwindel, Benommenheit, Orientierungslosigkeit, Kopfschmerzen und ein Kribbeln in Händen und Füßen. In größeren Mengen kann Lachgas zu Bewusstlosigkeit und Erstickungsanfällen führen, da es den Sauerstoffgehalt im Blut reduziert.

Es drohen schwere neurologische Schäden

Ein weiteres Risiko besteht darin, dass die Kartuschen sehr kalt sind, was bei unsachgemäßer Handhabung zu Erfrierungen an Lippen, Mund und Fingern führen kann. Das Einatmen direkt aus den Kartuschen oder über Ballons birgt zudem die Gefahr von Atemwegsreizungen.

Langfristig kann der Missbrauch von Lachgas zu schweren neurologischen Schäden führen. Das Gas inaktiviert Vitamin B12, das eine entscheidende Rolle bei der Myelinsynthese – der Isolationsschicht der Nervenfasern – spielt. Ohne ausreichend aktives Vitamin B12 kommt es zu einer Degeneration der Nervenzellen, insbesondere im Rückenmark. Dies kann irreversible Nervenschäden, Lähmungen, Gangstörungen und Sensibilitätsverluste verursachen. In einigen Fällen wurden sogar dauerhafte Rückenmarksschäden beobachtet, die zu Rollstuhlabhängigkeit führten. Zusätzlich können Blutbildungsstörungen auftreten, da Vitamin B12 auch für die Produktion roter Blutkörperchen essenziell ist.

Gesellschaftliche Dimension und Verbreitung

Der steigende Konsum von Lachgas unter Jugendlichen ist besorgniserregend. Die Substanz ist leicht zugänglich und wird oft als harmlos wahrgenommen. Berichte über den Verkauf von Lachgas in Süßigkeitenautomaten und an Kiosken verdeutlichen die Verbreitung im öffentlichen Raum. Viele junge Menschen unterschätzen die Risiken, da Lachgas legal erworben werden kann und die kurzfristigen Effekte als „harmloser Spaß“ empfunden werden.

Ein weiteres Problem stellt die Entsorgung der Lachgaskartuschen dar. In Städten wie Frankfurt am Main wurden bei Müllsammelaktionen große Mengen leerer Kartuschen gefunden, was auf den massenhaften Konsum hinweist. Die unsachgemäße Entsorgung führt zu Umweltbelastungen und kann in Müllverbrennungsanlagen gefährliche Explosionen verursachen.

Politische Reaktionen und Präventionsmaßnahmen

Angesichts der gesundheitlichen Risiken und der zunehmenden Verbreitung von Lachgas als Partydroge haben einige Bundesländer reagiert. Schleswig-Holstein plant ein Verkaufsverbot von Lachgas an Minderjährige, um den Zugang zu erschweren und potenzielle Schäden zu reduzieren. Auch andere Bundesländer diskutieren ähnliche Maßnahmen, um den Missbrauch einzudämmen.

Experten fordern zudem verstärkte Aufklärungsarbeit, um Jugendliche über die Gefahren des Lachgaskonsums zu informieren. Eltern und Erziehungsberechtigte sollten das Gespräch mit ihren Kindern suchen und über die Risiken aufklären. Schulen und Jugendeinrichtungen könnten ebenfalls eine wichtige Rolle in der Präventionsarbeit spielen. Der Konsum von Lachgas unter Jugendlichen ist ein ernstzunehmendes Problem mit potenziell schweren gesundheitlichen und gesellschaftlichen Folgen. Es bedarf gemeinsamer Anstrengungen von Politik, Gesellschaft und Familien, um diesem Drogentrend entgegenzuwirken.   tok