Die Mehrheit der Deutschen sorgt sich um gesundheitliche Probleme durch Hitzewellen: Drei von vier Befragten erwarten einen stärkeren Schutz der Bevölkerung. Foto: dvoevnore/stock.adobe.com
Jährlich bis zu 20.000 Hitze-Tote in Deutschland – Forderung nach staatlichen Sofortmaßnahmen
Abgeschlagenheit, Kreislaufprobleme, Schlafstörungen: Ein Fünftel der Deutschen hatte 2023 bereits Gesundheitsprobleme durch extreme Hitze. Bei den Über-60-Jährigen war sogar ein Viertel betroffen. Die repräsentative Erhebung wurde vom 15. bis 20. Juni 2023 durchgeführt. Inzwischen dürften die Zahlen der Betroffenen weiter angestiegen sein, zumal der Juli extrem heiß war und der August nach ein paar Regentagen inzwischen wieder auf Rekordwerte abzielt.
Laut Forsa-Umfrage im Auftrag der Krankenkasse DAK machen Hitzewellen und Extremwetter zwei Drittel der Menschen große Sorgen. Klare Erwartungen richten die Befragten an Politik und Verwaltung: 72 Prozent sind der Meinung, es müsse mehr zum Schutz der Bevölkerung vor extremer Hitze getan werden. DAK-Vorstandschef Andreas Storm begrüßt die Ankündigung von Gesundheitsminister Karl Lauterbach für einen nationalen Hitzeschutzplan und fordert Sofortmaßnahmen für diesen Sommer.
Jährlich 5000 bis 20.000 Hitze-Tote in Deutschland
„Es ist alarmierend, wie viele Menschen schon in den ersten Hitze-Wochen Gesundheitsprobleme hatten“, sagt DAK-Vorstandschef Andreas Storm. „Unser Hitzereport zeigt, dass die Mehrheit der Befragten große Sorgen haben und die bisherigen Schutzmaßnahmen nicht ausreichend finden.“ Storm begrüßte die Ankündigung von Gesundheitsminister Karl Lauterbach für einen kurzfristigen nationalen Hitzeschutzplan und eine konzertierte Aktion aus Politik, Ärzteschaft, Kommunen, Krankenkassen und Wetterexperten.
Nach Schätzung sterben jährlich zwischen 5000 und 20.000 Menschen in Deutschland in Folge von Hitze. „Es ist richtig, dass der Minister schnell handelt und hier ein breites Bündnis bildet“, so Storm. „Vor allem Kinder, Kranke und ältere Menschen müssen besser vor Hitze geschützt werden. Wir brauchen Sofortmaßnahmen für diesen Sommer.“
20 Prozent hatten schon Mitte Juni Hitze-Gesundheitsprobleme
Laut Hitzereport der DAK-Gesundheit hatten 20 Prozent der Deutschen bereits Mitte Juni Gesundheitsprobleme durch Hitze. Der Anteil bei den Älteren ab 60 Jahre lag dabei mit 25 Prozent doppelt so hoch wie bei den Jüngeren (12 Prozent). Von denjenigen mit Hitzebeschwerden, mussten zehn Prozent eine Arztpraxis aufsuchen. Weitere 18 Prozent gaben an, sie hätten auf einen Praxisbesuch verzichtet, wären aber besser zum Arzt oder zur Ärztin gegangen.
Weitere Ergebnisse des DAK-Hitzereports: 65 Prozent der Menschen sind aufgrund von Hitzewellen und Extremwetter in großer bzw. sehr großer Sorge. Drei von vier Befragten (72 Prozent) sind der Meinung, dass die bislang unternommenen Maßnahmen zum Hitzeschutz der Bevölkerung nicht ausreichen würden und mehr getan werden sollte. Vor allem die Bewohner großer Großstädte ab 500.000 Menschen erwarten einen stärkeren Schutz vor Hitzewellen (83 Prozent). Bei den 18- bis 29-Jährigen geben dies mit 89 Prozent besonders viele Befragte an.
Sorgen wegen Hitze in Pflegeheimen und Kliniken
Für manche gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereichen besteht nach Einschätzung der Befragten ein besonderen Aktionsbedarf: 89 Prozent sind der Ansicht, dass Wirtschaftszweige mit schwerer körperlicher Arbeit, wie beispielweise das Handwerk, der Bau und die Produktion besonders stark von Hitzewellen betroffen sind. Etwas mehr als drei Viertel halten darüber hinaus den Pflegebereich in Alten- und Pflegeeinrichtungen für anfällig und mehr als die Hälfte (52 Prozent) die medizinische Versorgung in Krankenhäusern.
Erste Länder und Kommunen sind bereits den politischen Vorgaben gefolgt, bis 2025 einen Hitzeschutzplan vorzulegen. „Wir können aber nicht noch zwei Jahre auf flächendeckende Lösungen warten“, sagt DAK-Vorstandschef Storm. „Wir brauchen jetzt kurzfristige Maßnahmen und ein Hitzewarnsystem. Deshalb könnte ein Stufenplan mit einem Sofortschutz und mittelfristigen Maßnahmen sinnvoll sein. Kurzfristig sollte ein besserer Hitzeschutz in Alten- und Pflegeeinrichtungen, in Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen sowie in Kliniken umgesetzt werden.“
Datenlage
Für den Hitzereport der DAK-Gesundheit wurden 1.001 Bundesbürgerinnen und -bürger ab 18 Jahren vom Forsa-Institut online befragt. Die repräsentative Erhebung wurde vom 15. bis 20. Juni 2023 durchgeführt. Der DAK-Hitzereport wurde 2022 erstmals erstellt. pm