Kanadische Forscher werteten Gesundheitsdaten von fast 300.000 Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren aus, die zwischen 2007 und 2013 bei einer HPV-Impfung erfasst worden waren. Ihr Fazit: Die Impfung ist hochwirksam und sicher. Foto: Prostock-studio/stock.adobe.com

Häufigste sexuell übertragene Infektionskrankheit durch sichere HPV-Impfung bei Jugendlichen ausbremsen

Es ist so einfach – und auch nachgeprüft sicher: Mit einer HPV-Impfung für Jungen und Mädchen kann man Krebserkrankungen durch HPV im Erwachsenenalter vorbeugen. Und damit verliert die häufigste sexuell übertragene Infektionskrankheit ihren Schrecken.

Gemeinsam betonen der Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF) und die Nationale Lenkungsgruppe Impfen (NaLI) anlässlich der diesjährigen Europäischen Impfwoche die Wichtigkeit der präventiven Schutzimpfung gegen Humane Papillomviren (HPV). Sie kann Frauen und Männer vor HPV-bedingten Krebsvorstufen und -erkrankungen bewahren. Dabei senkt die Impfung nicht nur das individuelle Risiko für eine spätere Erkrankung deutlich, sondern verhindert auch indirekt Infektionen bei zukünftigen Sexualpartnern. Sie ist hochwirksam und sehr sicher, wie kanadische Forscher bewiesen haben. So berichtet es das DeutschesGesundheitsportal (DGP).

Das Ziel der Impfung gegen Humane Papillomviren ist es, Menschen vor HPV-Infektionen und ihren möglichen Folgen zu schützen und somit die Krankheitslast durch HPV-assoziierte Tumoren zu senken. In Deutschland erkranken jährlich rund 6250 Frauen und etwa 1600 Männer an Krebs durch HPV. Den größten Anteil hat dabei der Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) bei Frauen – mit jährlich rund 4500 neuen Erkrankungen.

Frauen überproportional von Krankheitslast durch HPV betroffen

Die Krankheitslast durch HP-Viren ist bei Frauen insgesamt deutlich höher, da bereits Zellveränderungen oder Krebsvorstufen medizinische Diagnostik, Eingriffe und eine engmaschige Überwachung für sie zur Folge haben. „Im Jahresdurchschnitt werden bei Frauen über 56.000 operative Eingriffe am Gebärmutterhals, so genannte Konisationen durchgeführt, um HPV-bedingte Krebserkrankungen zu verhindern oder zu behandeln“, erklärt Dr. Marianne Röbl-Mathieu vom Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF) und Vorsitzende der AG Masern/Röteln/HPV der Nationale Lenkungsgruppe Impfen (NaLI).

Und, so Röbl-Mathieu: „Der Großteil dieser Operationen erfolgt im gebärfähigen Alter.“ Die Eingriffe können in der Folge das Risiko für Früh- und Fehlgeburten erhöhen und damit die Lebensperspektive von Frauen und ihren Partnern und Partnerinnen beeinträchtigen.

Unzureichende HPV-Impfquoten bei Jugendlichen in Deutschland

Die Impfquoten stiegen in Deutschland in den letzten Jahren, aber die Inanspruchnahme der Impfungen bleibt nach wie vor im Vergleich mit anderen Ländern zu niedrig. „Leider haben immer noch viele Mädchen und Jungen keinen Schutz vor diesen schwerwiegenden Erkrankungen, wobei gerade bei der HPV-Impfung der rechtzeitige Impfschutz eine wichtige Rolle spielt“, betont Dr. Klaus Doubek, Präsident des BVF.

Eine wichtige Maßnahme zum Abbau von strukturellen Impfhindernissen bzw. zur Förderung von Impfstrategien ist aus Sicht des BVF die ärztliche Impfberatung durch eine adäquate Honorierung besser zu unterstützen. „Insgesamt gewinnen in der gynäkologischen Praxis Impfungen immer mehr an Bedeutung. Ihr Potential zur Prävention von impfpräventablen Infektionen bei Mädchen, Frauen und insbesondere auch Schwangeren mit Ihrem Umfeld und den Babys sind wichtige Bestandteile der Gesundheitsvorsorge von Frauen“, ergänzt der Präsident des BVF.

Mit Blick auf die diesjährige Europäische Impfwoche vom 23. bis zum 29. April 2023 unterstreichen der BVF und die NaLI ihr gemeinsames wichtiges Ziel, die Impfquoten der HPV-Impfung weiter zu erhöhen.

Versäumte Impfungen so früh wie möglich nachholen

Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt die zweifache Impfung für Jungen und Mädchen im Alter von 9 bis 14 Jahren. Bei Nachholimpfungen ab einem Alter von 15 Jahren werden drei Impfungen benötigt – sie sollten so früh wie möglich wahrgenommen werden. Die Kosten der Impfung werden bis zum Tag vor dem 18. Geburtstag standardmäßig von den Krankenkassen übernommen.

Häufigste sexuell übertragene Infektionskrankheit mit sicherer Impfung überwinden

Die Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV) ist weltweit die am häufigsten sexuell übertragene Infektionskrankheit. Die Hälfte bis drei Viertel aller sexuell aktiven Menschen ist mit den Viren infiziert. Die Infektion selbst bleibt meist unbemerkt, die Viren können aber Genitalwarzen verursachen und erhöhen das Risiko für Gebärmutterhalskrebs und Analkrebs.

Impfung kann vor Krebserkrankungen schützen

Vor einer Ansteckung mit den Viren kann seit 2007 durch eine Impfung geschützt werden. Wurden zunächst nur Mädchen geimpft, sollen seit 2018 nun auch Jungen gegen die Viren geimpft werden. Die Vierfachimpfung schützt gegen etwa 90 % der Virusstämme, die als Verursacher von Gebärmutterhalskrebs und Analkrebs gelten.

Verschiedene Untersuchungen im Laufe der Jahre haben gezeigt, dass die Impfung auch unter Alltagsbedingungen sicher und wirksam ist. Trotzdem halten sich aber Bedenken, dass die Impfung Autoimmunerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa verursachen könnte.  

Forscher werteten Gesundheitsdaten von fast 300.000 Mädchen aus

Dieser Annahme sind kanadische Forscher auf den Grund gegangen. Sie werteten die Gesundheitsdaten von fast 300.000 Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren aus, die zwischen 2007 und 2013 erfasst worden waren. Sie untersuchten, ob Autoimmunerkrankungen nach der HPV-Impfung (sieben bis 60 Tage nach der Impfung) oder zu einem anderen Zeitpunkt bei den Mädchen auftraten. Ihre Analyse wiederholten die Wissenschaftler und bezogen ebenfalls mögliche Einflüsse von immunvermittelten Erkrankungen in der Vergangenheit und die Dauer seit der Impfung mit ein.

Kein erhöhtes Risiko für Autoimmunerkrankungen durch HPV-Impfung

Die Auswertung der statistischen Analyse der Gesundheitsdaten aller dieser Mädchen zeigte nachweislich kein erhöhtes Risiko für eine Autoimmunerkrankung infolge einer HPV-Impfung. Auch die erneute Analyse mit weiteren Faktoren änderte nichts an diesem Ergebnis. Die Forscher prüften ebenfalls das Risiko für einzelne Autoimmunerkrankungen nach und fanden ebenso kein erhöhtes Risiko für die jeweilige Erkrankung, darunter auch Gesichtslähmung, optische Neuritis und Morbus Basedow.

Die Forscher fassen zusammen, dass sie kein erhöhtes Risiko für Autoimmunerkrankungen nach der HPV-Impfung feststellen konnten. Damit trägt die Untersuchung zur Menge an Ergebnissen bei, die die Impfung als sicher und wirksam zeigen. Diese Ergebnisse sollten Eltern und Gesundheitsexperten beruhigen, schließen die Forscher. GPD/tok