Schlechte Gerüche nerven beim Einschlafen. Allerdings riecht man diese üblen Aromen eher nicht, wenn man bereits im Tiefschlaf ist. Selbst leichter Brandgeruch könnte dann nicht wahrgenommen werden. Foto: Roman/stock.adobe.com

Gestank erschwert das Einschlafen, aber können uns Gerüche im Schlaf wecken?

Wenn etwas unsere Sinne reizt oder diese etwas Ungewohntes wahrnehmen, fällt das Einschlafen schwer. Die lauten Dolby-Surround-Weltraumschlachten im Fernseher des Nachbarn nerven ebenso wie die Leuchtreklame, die unermüdlich durchs nicht voll verdunkelte Schlafzimmerfenster blinkt. Und im Sommer, wenn das Fenster offenbleibt, wehen zuweilen Rauchschwaden der letzten Zigarette des Tages von Nachbars Balkon herüber. Aber was davon bekommen wir im Schlaf mit?

Geruchssinn ist im Schlaf nicht aktiv

Lärm kann uns auch aus dem Tiefschlaf reißen. Licht könnte uns früher aufwachen lassen. Aber können wir im Schlaf riechen? Die Antwort auf diese Frage hat Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin bei der Barmer: „Wenn ein Mensch im Schlaf durch Geräusche gestört wird, wacht er in aller Regel auf. Aber wie ist dies mit Gerüchen? Sei es, weil von draußen Gestank durchs Fenster zieht oder weil es möglicherweise sogar in der Wohnung brennt. Sicherlich wäre es sinnvoll, wenn Gerüche vor allem bei drohender Gefahr wie einem Feuer wecken würden. Aber darauf kann man sich nicht verlassen.“

Selbst der Rauchmelder an der Decke ist überfordert, wenn es sich nicht um sichtbare Rauchschwaden, sondern um giftige und unsichtbare Gase handelt. Aber warum lässt uns unsere Nase im Schlaf im Stich? „Dies liegt daran, dass der Geruchssinn im Schlaf nicht aktiv ist. Denn er ist nicht mit dem Thalamus als dem ‚Tor zum Bewusstsein‘ verbunden. Deshalb kann der Mensch Gerüche im Schlaf in aller Regel erst dann wahrnehmen, wenn sie Husten hervorrufen oder in der Nase kratzen“, sagt Marschall.

Pfefferminzaroma stört nicht, Rauchgeruch nur im leichten Schlaf

„Eine Studie US-amerikanischer Wissenschaftlerinnen der Brown-Universität in Providence aus dem Jahr 2004 untermauert dies. Sie setzten sechs schlafende Probanden dem Duft von Pfefferminz und stechend riechendem Pyridin aus. Letzteres entsteht bei Bränden. Während das Pfefferminzaroma keine der Testpersonen weckte, machte der Rauchgeruch zumindest die Testpersonen wach, wenn sie leicht geschlummert hatten. Im Tiefschlaf nahm jedoch niemand den Geruch wahr. Dies deckt sich auch mit der Erkenntnis anderer Schlafforscher, wonach der Mensch im Tiefschlaf keine Gerüche wahrnimmt“, so die Leitende Medizinerin bei der Barmer.

Aber es gibt Ausnahmen, so Marschall: „Lediglich im mitteltiefen Schlaf und am ehesten im leichten Schlaf oder bei Schlafstörungen können Gerüche dazu führen, dass man wach wird. Gerüche können uns also in der Regel nicht wecken, wenn wir tief und fest schlafen.“ pm/tok