
Um die eigene Gesundheit zu schützen, ist es für Kaffee trinkende Patienten, die regelmäßig Tabletten einnehmen müssen, wichtig, sich über mögliche Wechselwirkungen rechtzeitig zu informieren und bei Unsicherheiten fachlichen Rat von Arzt oder Apotheker einzuholen. Foto: The 2R Artificiality – Ki-generiert/stock.adobe.com
Genuss mit Nebenwirkungen? Was bei Kaffee und Medikamenten zu beachten ist
Viele Menschen beginnen den Tag häufig mit einer Tasse Kaffee. Dabei kann der Deutschen liebster Wachmacher unter Umständen die Wirkung bestimmter Medikamente beeinflussen. In diesem Ratgeber erfahren Patienten unter anderem, wie das beliebte schwarze Getränk mit Arzneimitteln interagieren kann, welche Kombinationen aus ärztlicher Sicht eventuell problematisch sind und was bei dem Thema sonst noch beachtet werden sollte.
Kaffee enthält viele Substanzen. Der bekannteste Wirkstoff ist Koffein. Es wirkt anregend auf das zentrale Nervensystem, steigert kurzfristig die Aufmerksamkeit und kann Müdigkeit vertreiben. „Gleichzeitig beeinflusst Koffein aber auch die Aufnahme, den Abbau und die Wirkung verschiedener Medikamente im Körper“, sagt Dr. André Breddemann, Arzneimittel-Experte bei der BARMER.
So kann Kaffee die Wirkung von Medikamenten verändern
Kaffee kann auf unterschiedliche Weise die Wirkung von Medikamenten beeinflussen. So regen die in ihm enthaltenen Bitterstoffe die Magen-Darm-Bewegung an, was dazu führen kann, dass Medikamente schneller oder langsamer aufgenommen werden.
Zudem wird das im Kaffee enthaltene Koffein in der Leber über ein Enzym abgebaut, das auch an der Verstoffwechselung vieler Medikamente beteiligt ist. Dadurch kann Kaffee den Abbau bestimmter Wirkstoffe hemmen oder beschleunigen. In der Folge kann sich die Wirkung von Medikamenten verstärken oder abschwächen, was entweder zu Nebenwirkungen oder zu einer unzureichenden Wirkung führen kann.
Problematische Kombinationen von Medikamenten und Kaffee
- Psychopharmaka: Antidepressiva und andere Psychopharmaka können sich durch Kaffee in ihrer Wirkung verändern. „So kann Koffein etwa die Wirkung bestimmter Antidepressiva verstärken und zu Nervosität, Schlafstörungen oder Herzrasen führen“, sagt Breddemann.
- Asthmamedikamente wie zum Beispiel Theophyllin, ein älteres Medikament gegen Asthma, hat eine ähnliche Struktur wie Koffein. Breddemann warnt: „Wird es gemeinsam mit Kaffee eingenommen, kann es zu einer Überdosierung mit Nebenwirkungen wie Zittern, Unruhe oder Herzrhythmusstörungen kommen.“
- Einige Antibiotika hemmen den Abbau von Koffein in der Leber. Dadurch bleibt das Koffein länger im Blut, was unter Umständen zu Nebenwirkungen wie Schlaflosigkeit, Herzklopfen oder Angst führen kann.
- Schilddrüsenmedikamente wie Levothyroxin, ein häufig eingesetztes Schilddrüsenhormon, kann schlechter aufgenommen werden, wenn es zusammen mit Kaffee geschluckt wird. „Es wird daher von Medizinern empfohlen, das Medikament etwa 30 Minuten vor dem Frühstück mit klarem Wasser einzunehmen“, sagt Breddemann.
Tipps für Kaffeetrinker für den sicheren Umgang mit Arzneimitteln
Damit Patienten, die Kaffee trinken, ihre Medikamente sicher einnehmen können, sollten aus Sicht von Breddemann folgende Hinweise unbedingt beachtet werden:
- Kaffee in Maßen trinken: Zwei bis drei Tassen pro Tag sind in der Regel unproblematisch, bei bestimmten Medikamenten kann aber selbst das schon zu viel sein. Breddemann rät: „Patientinnen und Patienten sollten über das Thema mit ihrer Ärztin, ihrem Arzt oder mit ihrer Apothekerin und ihrem Apotheker sprechen. Wenn Medikamente regelmäßig eingenommen werden und gerne Kaffee getrunken wird, sollte die behandelnden Personen darüber informiert sein.“
- Zeitlichen Abstand beachten: Medikamente sollten möglichst immer mit ausreichend Abstand zu Kaffee oder koffeinhaltigen Getränken eingenommen werden. In der Regel sind das nach Einschätzung von Breddemann mindestens 30 bis 60 Minuten.
Kaffee ist für viele Menschen ein alltäglicher Genuss. Doch in Kombination mit bestimmten Medikamenten kann er unerwünschte Wirkungen hervorrufen. Um die Gesundheit zu schützen, ist es wichtig, sich über mögliche Wechselwirkungen rechtzeitig zu informieren und bei Unsicherheiten fachlichen Rat einzuholen. „Mit etwas Achtsamkeit lässt sich Kaffee dann auch weiterhin sicher genießen“, sagt BARMER-Arzneiexperte Breddemann. pm
Wer hilft bei Neben- und Wechselwirkungen von Medikamenten?
Jeder siebte Deutsche muss langfristig oder dauerhaft mindestens fünf Medikamente einnehmen. Manchmal führt der Medikamentenmix (Polymedikation) dazu, dass sich Wirkstoffe gegenseitig beeinträchtigen. Auch Kaffeegenuss kann die Wirkung der Medikamente beeinflussen. Dr. Holger Isensee von der Pregizer Apotheke in Pforzheim klärt auf Vital-Region.de über Probleme bei der Polymedikation auf und zeigt, was die Medikationsberatung in Apotheken leisten kann.
„Man muss sich vor Augen führen, dass sich ein Laie schwertut, die Gewichtung von Nebenwirkungen im Beipackzettel vorzunehmen. Bei Wechselwirkungen ist ein Patient eigentlich chancenlos. Da braucht es schon den Apotheker als Arzneimittelfachmann, um eine aussagekräftige Aussage bezüglich der Verträglichkeit zu treffen. Eine Analyse der Medikation stellt nach meiner Erfahrung für die Patienten in vielerlei Hinsicht eine große Hilfe dar“, so Isensee. Jeder Krankenversicherte, der ständig fünf und mehr Medikamente einnimmt, hat Anspruch auf eine Polymedikationsberatung in der Apotheke. tok
