
Typisch für die neue Coronavirus-Variante Nimbus ist unter anderem ein sehr schmerzhafter Hals, der als „razor blade throat“ beschrieben wird – ein Symptom, das bisher in dieser Intensität selten war. Foto: Prostock-studio/stock.adobe.com
Corona-Variante Nimbus: Was Sie jetzt über Razor-Blade-Halsweh und Immunflucht wissen müssen
Eine neue Corona-Variante verbreitet sich bislang noch relativ still, dafür aber recht zügig. Erst allmählich sorgt NB.1.8.1 (Nimbus) für Schlagzeilen. Mit messerscharfen Halsschmerzen und hoher Ansteckungsrate rollt sie möglicherweise auf uns zu – rechtzeitig zur kalten Jahreszeit. Was macht Nimbus anders? Wer sollte sich jetzt impfen lassen? Und wie gut schützen die aktuellen Vakzine wirklich?
Wir haben die wichtigsten Antworten, aktuelle Zahlen aus Deutschland und eine Einschätzung, was im Herbst auf unser Gesundheitssystem zukommen könnte.
Auffälliges Merkmal: Starke Halsschmerzen
Nimbus breitet sich derzeit zunehmend weltweit aus und wurde in Deutschland erstmals Ende März 2025 nachgewiesen. Als Untervariante von Omikron weist Nimbus mehrere neue Mutationen im Spike-Protein auf, die vor allem die Ansteckungsfähigkeit erhöhen und eine leichte Immunflucht ermöglichen. Während die Gesamtfallzahlen in Deutschland aktuell noch niedrig sind, wächst der Anteil der Nimbus-Fälle stetig und liegt mittlerweile bei über 20 Prozent. Typisch für die Variante ist unter anderem ein sehr schmerzhafter Hals, der als „razor blade throat“ beschrieben wird – ein Symptom, das bisher in dieser Intensität selten war.
Fachleute sehen aktuell keine Hinweise auf schwerere Krankheitsverläufe im Vergleich zu bisherigen Varianten, dennoch gilt Nimbus durch seine erhöhte Übertragbarkeit als potenzieller Treiber einer möglichen Herbst-/Winterwelle. Besonders gefährdet bleiben ältere Menschen, Personen mit Vorerkrankungen, Schwangere sowie Beschäftigte im Gesundheitswesen. Für diese Gruppen empfiehlt die STIKO eine Auffrischungsimpfung im Herbst, frühestens zwölf Monate nach der letzten Impfung oder Infektion. Die derzeit zugelassenen mRNA-Impfstoffe – insbesondere jene, die auf die Omikron-Sublinie JN.1 abzielen – zeigen laut WHO und ECDC weiterhin eine gute Schutzwirkung gegen schwere Verläufe, auch bei einer Infektion mit NB.1.8.1.
Unterschiede zu früheren Varianten
- Omikron-Sublinie mit Spike-Mutationen
NB.1.8.1 ist eine Omikron-Untervariante, die im Januar 2025 erstmals identifiziert wurde. Sie zeigt mehrere neue Mutationen im Spike‑Protein, die vermutlich sowohl die Ansteckungsfähigkeit als auch eine leichte Immunflucht gegenüber Vorgängervarianten erhöhen. - Schnellere Verbreitung
Der Anteil globaler Fälle stieg binnen eines Monats von etwa 2,5 Prozent auf rund 10 bis 11 Prozent (April bis Mai 2025). In einigen Regionen wie etwa Kalifornien wächst Nimbus deutlich schneller als LP.8.1. - Leichte Immunflucht
Laborstudien zeigen eine um rund 1,5‑ bis 1,6‑fach erhöhte Immunflucht gegenüber LP.8.1. Das ECDC rechnet dennoch nicht mit einem signifikanten Effekt auf die Wirksamkeit gegen schwere Verläufe. - Kein Hinweis auf erhöhte Schwere
Weder WHO, ECDC noch RKI sehen Hinweise auf schwerere Krankheitsverläufe oder höhere Hospitalisierungs- bzw. Sterblichkeitsraten.
Häufigkeit in Deutschland
- Erstnachweis und Ausbreitung
Das RKI bestätigte den ersten Fall in KW 13 (Ende März 2025) in Deutschland. - Anteil an neuen Fällen
- Im Zeitraum Ende März bis Ende April lag der Anteil bei rund 6 Prozent.
- Bis 25. Mai stieg er auf etwa 21 Prozent.
- Mitte Mai lag der Anteil laut Onmeda bei rund 16,7 Prozent.
- Niedriges Fallniveau insgesamt
Trotz dieser relativen Zunahme bleibt die absolute Infektionslage in Deutschland insgesamt niedrig, also zum Beispiel unter 700 Fällen/Woche und bei der 7‑Tage‑Inzidenz unter 2 Fällen pro 100 000.
Potenzial für Herbst/Winter
- Saisonaler Anstieg bereits im Sommer
Nimbus folgt dem üblichen Muster mit Sommer- und auch Winterwellen. Kalifornien verzeichnet derzeit steigende Positivraten im Sommer. - Mögliche Herbst-Welle
Fachleute warnen, dass Nimbus im Winter erneut Wellen auslösen könnte – gestützt durch seine erhöhte Übertragbarkeit, Immunflucht und die Tatsache, dass bei vielen Menschen seit ihrer Impfung oder Infektion schon mehr als sechs Monate vergangen sind. - Typische Symptome weiterhin im Vordergrund
Neben Fieber, Husten, Muskelschmerzen und Schnupfen zeigen Infizierte auffallend oft starke Halsschmerzen – als „razor blade throat“ beschrieben. - Gesundheitsrisiken
Auch bei milden Verläufen bleibt das Risiko von Long-COVID und Hospitalisierungen besonders bei älteren oder vulnerablen Personen bestehen – selbst bei funktionierenden Basisimmunitätssystemen.
Impfempfehlungen: Wer sollte sich impfen lassen?
- STIKO-Empfehlung aktuell
- Personen ab 60 Jahren
- Menschen mit Vorerkrankungen
- Beschäftigte im Gesundheitswesen. Frühestens 12 Monate nach der letzten Impfung oder Infektion, idealerweise im Herbst.
- Weitere sinnvolle Zielgruppen
- Schwangere (zum Schutz von Mutter und Kind)
- Personen in Gemeinschaftseinrichtungen mit nahem Kontakt zu vulnerablen Menschen
- Menschen mit geschwächtem Immunsystem
- Bei steigenden lokalen Inzidenzen
Wirksamkeit der Impfstoffe
- Schutz gegen schwere Verläufe
Laut WHO, ECDC und STIKO bieten die aktuellen Impfstoffe weiterhin guten Schutz gegen Hospitalisierung und Tod bei Nimbus-Infektionen. - Neutralisation in Laborversuchen
Serum von JN.1-mRNA-geboosterten Personen neutralisiert NB.1.8.1 im Labor. - Booster-Anpassung und Impfstoffe in Entwicklung
- Derzeit eingesetzter Impfstofffokus: JN.1 bzw. LP.8.1
- FDA diskutiert angepasste Booster, aber weiterhin gilt die Empfehlung, aktuelle Freigaben zu nutzen und gegebenenfalls JN.1-angepasst zu boostern.
- Kein Durchbruch bei Infektion
Auch wenn die Impfstoffwirkung bei einer Infektionsprävention leicht eingeschränkt sein kann, bleibt der zentrale Nutzen der Verhinderung schwerer Erkrankungen erhalten. tok