Von der Wiese in die Hausapotheke – die Schafgarbe ist Arzneipflanze des Jahres 2025. Die traditionellen Bezeichnungen der Pflanze wie Achilleskraut, Bauchwehkraut oder Jungfrauenkraut deuten schon die Anwendungsgebiete der Schafgarbe-Produkte an. Foto: FomaA/stock.adobe.com

Bessere Verdauung, schmerzfreiere Menstruation: Darum ist die Schafgarbe die Arzneipflanze 2025

Die Schafgarbe (Achillea millefolium L.) wurde vom interdisziplinären Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde zur Arzneipflanze des Jahres 2025 gekürt. Diese seit Jahrhunderten geschätzte Heilpflanze, auch bekannt als Achilleskraut, Bauchwehkraut oder Jungfrauenkraut, rückt damit auch außerhalb der Naturheilkunde erneut in den Fokus der Aufmerksamkeit der Schulmedizin.

Botanische Einordnung und Erscheinungsbild

Die Schafgarbe gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae) und ist in Europa, Asien und Nordamerika verbreitet. Sie wächst bevorzugt auf Fettwiesen, Äckern, an Wegrändern sowie auf Brachland und Schutt. Die Pflanze erreicht eine Höhe von bis zu 80 Zentimeter und zeichnet sich durch mehrfach fiederschnittige Blätter aus, die ihr ein gefiedertes Aussehen verleihen. Die trugdoldigen Blütenstände bestehen aus zahlreichen kleinen Körbchen mit weißen bis rötlich-weißen Zungenblüten.

Wer mehr am schönen Aussehen, denn an der medizinischen Wirkung der Schafgarbe interessiert ist, findet in Gärtnereien die Arzneipflanze auch in Rot-, Orange- und Gelbtönen. Im Staudenbeet kann die Pflanze aber durch ihre kräftigen Rhizome, die knapp unter der Erdoberfläche in alle Richtungen wachsen, eventuell andere Pflanzen verdrängen.

Europäisches Arzneibuch definiert die Qualität der Droge

Für medizinische Zwecke werden die blühenden Triebspitzen der Schafgarbe verwendet, bekannt als Millefolii herba. Diese werden während der Blütezeit geerntet und anschließend getrocknet. Die Qualität der Droge ist im Europäischen Arzneibuch (EuAB) definiert, das Mindestgehalte an ätherischen Ölen (mindestens 0,2 %) und Proazulenen (mindestens 0,02 %, berechnet als Chamazulen) vorschreibt.

Schafgarbenkraut, das den Qualitätsanforderungen der EuAB-Monographie entspricht, besitzt also Arzneimittelqualität und kann als solches in Verkehr gebracht werden – zum Beispiel durch die Apotheken. Für andere Schafgarbenprodukte, etwa in Lebensmitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln, gelten diese Qualitätsnormen nicht.

Schafgarbe wird in verschiedenen Darreichungsformen angeboten. Das ermöglicht eine individuelle Anwendung je nach Beschwerdebild.
Tee: Getrocknetes Kraut wird als Aufguss zubereitet.
Tinkturen: Alkoholische Auszüge der Pflanze.
Dragees oder Kapseln: Enthalten pulverisiertes Kraut oder Extrakte.
Salben und Cremes: Für die äußerliche Anwendung bei Hautproblemen.
Sitzbäder: Bei gynäkologischen Beschwerden.

Erprobt bei Magen-Darm-Problemen und Menstruationsbeschwerden

„Die klinischen Anwendungen von Schafgarbenkraut sind in einer Monographie des HMPC (Herbal Medicinal Product Committee) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) zusammengefasst, wobei hier ein sogenannter „traditional use“ bescheinigt wird, also die langjährige dokumentierte sichere Anwendung in den im Folgenden genannten Anwendungsbereichen“, erwähnt das Institut für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie (IPBP) der Universität Münster. Für die positiven Effekte sind die in der Schafgarbe enthaltenen ätherischen Öle, Gerbstoffe und Flavonoide verantwortlich.

Die Schafgarbe wird traditionell bei verschiedenen Beschwerden eingesetzt:
Verdauungsbeschwerden: Sie wirkt krampflösend und fördert die Verdauung, was bei Völlegefühl, Blähungen und Appetitlosigkeit hilfreich ist.
Menstruationsbeschwerden: Durch ihre entkrampfende Wirkung kann sie bei schmerzhaften Regelblutungen Linderung verschaffen.
Wundheilung: Äußerlich angewendet, unterstützt sie die Heilung von kleineren Wunden und Entzündungen.

„Die Schafgarbe gilt seit jeder als Allheilmittel und soll auch gute Resultate bei Krampfadererkrankungen erzielen. Sie ist die Heilpflanze schlechthin für Frauen, sie beinhaltet Phytohormone, welche überwiegend die Wirkkraft von Progesteron haben. Ob Eierstockentzündungen, unregelmäßige Monatsblutungen, fehlende Blutungen (Amenorrhoe), Juckreiz der Scheide, Weißfluss, Gebärmuttervorfall oder Wechseljahrbeschwerden, bei all diesen Leiden steht die Schafgarben-Tinktur der Frau zur Seite“, notiert Peter Emmrich, Naturheilkunde-Experte, Biologe, Chemiker und Facharzt für Allgemeinmedizin, in seinem neuen Buch „Die Essenz der Wildkräuter – Urtinkturen für ganzheitliche Gesundheit“.

Aber auch bei Sodbrennen, Völlegefühl oder Appetitlosigkeit kann Schafgarbe zum Einsatz kommen. „Die Bitterstoffe des ,Bauchwehkrauts‘, wie die Schafgarbe auch genannt wird, wirken appetitanregend und haben eine verdauungs- und gallefördernde Wirkung. Sie unterstützen die Fettverdauung in der Leber und fördern einen geregelten Stuhlgang“, schreibt Emmrich in seinem Buch „Gesund durch Heilpflanzensäfte – Die Heilkräfte der Natur nutzen“.

Bei der Wundheilung von äußeren Verletzungen zeigt die leicht antibakteriell wirkende Schafgarbe eine vergleichbare Wirkung wie die Kamille. Daran erinnert das IPBP mit dieser Geschichte: „Einer der zahlreichen volkstümlichen Namen der Schafgarbe ist ,Zimmermannskraut‘, was auf eine Legende zurückgeführt wird: Als sich der heilige Joseph bei seiner Arbeit als Zimmermann eine blutige Wunde zuzog, kam das heilige Kind und brachte ihm Schafgarbe, um die Blutung zu stillen und die Verletzung zu heilen.“

Einschränkungen und Vorsichtsmaßnahmen

Trotz der vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten der Schafgarbe gibt es einige Einschränkungen:
Allergien: Personen mit Allergien gegen Korbblütler sollten Schafgarbe meiden.
Schwangerschaft und Stillzeit: Aufgrund unzureichender Daten wird von einer Anwendung in dieser Zeit abgeraten.
Kinder unter 12 Jahren: Die Anwendung wird nicht empfohlen.
Es ist ratsam, vor der Anwendung von Schafgarbe-Produkten einen Arzt oder Apotheker zu konsultieren. tok