Durch eine Darmspiegelung (Koloskopie) kann Darmkrebs oder eine Krebsvorstufe in über 95 % der Fälle erkannt werden. Wenn Darmkrebs in einem frühen Stadium entdeckt wird, liegen die Heilungschancen bei über 90 %. Foto: Issara/stock.adobe.com

AOK sieht Trend in Baden-Württemberg: Weniger Neuerkrankungen an Darmkrebs

Die Inzidenz bei Darmkrebs ging bei Versicherten der AOK Baden-Württemberg in den letzten Jahren leicht zurück. Von 2019 bis 2023 waren im Durchschnitt 4,2 Prozent weniger Versicherte der Südwestkasse neu an Darmkrebs erkrankt.

Darmkrebs ist in Deutschland bei Frauen die zweithäufigste und bei Männern die dritthäufigste Krebserkrankung (Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum). Prävention und Früherkennung sind darum besonders wichtig. Bei der AOK Baden-Württemberg haben Männer ab 50 Jahren, Frauen ab 55 Jahren (ab April 2025 ebenfalls ab 50 Jahren) Anspruch auf eine Darmspiegelung. Wird nichts Auffälliges gefunden, steht die nächste Untersuchung zur Darmkrebsvorsorge nach zehn Jahren an.

In Deutschland gibt es ein strukturiertes Vorsorgeprogramm zur Früherkennung von Darmkrebs. Dazu gehören der Test auf verborgenes Blut im Stuhl (iFOBT – immunologischer Test auf okkultes Blut im Stuhl) und die Koloskopie (Darmspiegelung). Falls Polypen oder andere Veränderungen gefunden werden, kann die nächste Untersuchung früher empfohlen werden. „Mit Stuhltest und Darmspiegelung können wir Darmkrebs-Vorstufen wie Polypen früh erkennen und behandeln. Eine frühe Diagnose verbessert immer auch die Heilungschancen“, erklärt Dr. med. Berndt Birkner, Gastroenterologe und Präsident des Netzwerks gegen Darmkrebs.

Was kann der Arzt bei einer Darmspiegelung erkennen?

Eine Koloskopie dient nicht nur der Früherkennung von Darmkrebs, sondern auch der Diagnose weiterer Darmerkrankungen, darunter:

  • Darmkrebs (Kolorektales Karzinom)
  • Darmpolypen (Vorstufen von Krebs, die entfernt werden können)
  • Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED)
    Morbus Crohn
    Colitis ulcerosa
  • Divertikelkrankheit (Divertikulose, Divertikulitis)
  • Infektionen und Darminfektionen (zum Beispiel durch Bakterien, Viren oder Parasiten)
  • Reizdarmsyndrom (wird durch Ausschluss anderer Erkrankungen diagnostiziert)

Durch eine Darmspiegelung kann Darmkrebs oder eine Krebsvorstufe in über 95 % der Fälle erkannt werden. Wenn Darmkrebs in einem frühen Stadium entdeckt wird, liegen die Heilungschancen bei über 90 %. Falls Darmpolypen (potenzielle Krebsvorstufen) gefunden und entfernt werden, kann die Entstehung von Darmkrebs oft vollständig verhindert werden.

Maßnahmen zur Vorbeugung von Darmkrebs im Alltag

Es gibt einige Dinge, die man im Alltag umstellen oder vermeiden kann, wenn man Darmkrebs vorbeugen möchte. Das ist besonders ratsam, wenn es innerhalb der Familie schon solche Vorfälle gab und man von einer Vorbelastung ausgehen kann. In solchen Fällen ist es wichtig, sich mit dem Hausarzt abzusprechen, die Vorsorgemöglichkeiten zu nutzen und sich mit Gesundheitstipps auseinanderzusetzen, die auf eine Veränderung der Ernährungs- und Lebensweise abzielen.

Gesunde Ernährung: Angesagt sind mehr ballaststoffreiche Kost (Vollkornprodukte, Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte) und weniger rotes und verarbeitetes Fleisch (Wurst). Hilfreich sind auch gesunde Fette, zum Beispiel aus Fisch, Nüssen, Olivenöl.

Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität (mindestens 150 Minuten pro Woche) hilft dem Darm und senkt das Risiko. Bereits 30 Minuten Aktivsein am Tag sind hilfreich, wobei es nicht immer gleich ein ambitioniertes sportliches Training sein muss. Öfter das Auto stehen lassen und längere Strecken gehen dient ebenfalls als Vorbeugungsmaßnahme.

Normales Körpergewicht halten: Übergewicht und Adipositas erhöhen das Darmkrebsrisiko, stehen aber auch in Verbindung mit anderen schweren Krankheiten. Was Abnehmen so wichtig macht: Fast jeder vierte Darmkrebsfall resultiert aus Übergewicht. Das Darmkrebsrisiko steigt ab einem Body-Mass-Index von 25 signifikant an.

Alkoholkonsum reduzieren: Ein hoher Alkoholkonsum ist ein Risikofaktor für Darmkrebs und auch für Probleme im weiteren Verlauf des Verdauungstraktes bis hin zur Speiseröhre. Wer als gesunder Erwachsener noch risikoarm Alkohol genießen möchte, dem sollten in der Woche ein bis zwei kleine Flaschen Bier (insgesamt 0,66 Liter) oder ein bis zwei kleine Gläser Wein (insgesamt 0,28 Liter) genügen. Nicht rauchen: Rauchen steigert das Risiko für verschiedene Krebsarten, darunter auch für Darmkrebs.

Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen nutzen: Besonders bei familiärer Vorbelastung frühzeitig mit dem Arzt sprechen

Mehr Teilnehmer bei Untersuchungen zur Krebs-Früherkennung

Die Teilnahmeraten an den Krebs-Früherkennungsuntersuchungen für gesetzlich Versicherte haben sich in Baden-Württemberg sehr positiv entwickelt. Das zeigen die Ergebnisse einer Analyse der AOK Baden-Württemberg und des Krebsverbands Baden-Württemberg. Danach waren 2023 bei der Teilnahme an Koloskopien zur Darmkrebsvorsorge (plus 18,1 Prozent), am Mammographie-Screening zur Früherkennung von Brustkrebs (plus 8 Prozent) sowie an den Untersuchungen zur Früherkennung von Hautkrebs (plus 5,3 Prozent) und von Prostatakrebs (plus 4,7 Prozent) deutliche Anstiege gegenüber dem Vergleichsjahr 2019 zu erkennen. Die Ergebnisse sind im „Früherkennungsmonitor 2024“ des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) zusammengefasst. Lediglich bei der Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs (minus 2 Prozent im Vergleich zu 2019) lag die Teilnahmerate noch leicht unter dem Niveau vor der Corona-Pandemie. Auch die jüngsten Daten des Früherkennungsmonitors für das erste Quartal 2024 bestätigen das insgesamt positive Bild.

„Die Einbrüche der Pandemiejahre gehören endgültig der Vergangenheit an“, sagt Ulrika Gebhardt, Geschäftsführerin des Krebsverbands Baden-Württemberg. „Die vielen Appelle der letzten zwei Jahre, versäumte Untersuchungen nachzuholen, scheinen zu fruchten.“

Die frühe Erkennung von Krebs oder von Krebs-Vorstufen könne die Chancen auf Heilung deutlich erhöhen. „Daher trommeln wir weiter gemeinsam für die Teilnahme an den Untersuchungen – zumal es trotz des positiven Trends bei sämtlichen Krebsvorsorge-Untersuchungen noch erhebliches Steigerungspotenzial gibt“, sagt Dr. Ralph Bier, Mediziner bei der AOK Baden-Württemberg. Die Teilnahmequoten am Hautkrebsscreening sind deutschlandweit im Vergleich zu den anderen Früherkennungs-Untersuchungen am geringsten. Aber: Bei der Inanspruchnahme der Hautkrebsvorsorgeuntersuchung steht Baden-Württemberg bundesweit an der Spitze. In den Jahren 2021 bis 2023 waren 41,1 Prozent der GKV-Versicherten in Baden-Württemberg mindestens einmal bei der Hautkrebsvorsorge. pm/tok