Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) schlägt Alarm: Am Mittwoch wurden flächendeckend in Deutschland viel zu hohe Werte für bodennahes Ozon (O³) gemessen. Ozon ist ein Schadstoff, der Reizungen und Erkrankungen verursachen kann und in Deutschland für Tausende Todesfälle verantwortlich ist. Foto: Corri Seizinger und VectorGalaxy/stock.adobe.com

Zu viel Ozon gemessen: Gesundheitsschädliche Grenzwerte in allen Bundesländern deutlich überschritten

Inmitten der aktuellen Hitzewelle meldeten Ozon-Messstationen am vergangenen Mittwoch in ganz Deutschland gefährlich hohe Werte. Die am stärksten belasteten Bundesländer waren Nordrhein-Westfalen (Spitzenwert: Marl, 223 µg/m³), Hessen (Spitzenwert: Frankfurt am Main, 176 µg/m³), Bayern (Spitzenwert: Neustadt an der Donau, 167 µg/m³), Niedersachsen (Spitzenwert: Braunschweig, 165 µg/m³) und Baden-Württemberg (Spitzenwert: Mannheim, 164 µg/m³).

Gefahr für den Menschen und landwirtschaftliche Betriebe

Deutschlandweit lagen die Tageshöchstwerte der 271 Messstationen durchschnittlich bei 138 µg/m³. Das liegt weit über dem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen maximalen 8-Stunden-Mittelwert von 100 µg/m³. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) warnt eindringlich und sieht Grenzwerte für Ozon nach WHO-Empfehlungen bis 2030 als dringend notwendig: Die Ozon-Peaks stellen eine massive Doppelbelastung für die menschliche Gesundheit sowie die wirtschaftliche Existenz von landwirtschaftlichen Betrieben dar.

Die DUH fordert zudem die sofortige Reduktion von Methan und Stickoxiden (NOx). Methan stammt in Deutschland vor allem aus der industriellen Tierhaltung, während Stickoxide hauptsächlich durch Verbrennungsprozesse vor allem im Verkehr verursacht werden. Dies sind die wichtigsten Vorläuferstoffe für bodennahes Ozon. Aktuell gibt es in Deutschland keine gesetzlichen Grenzwerte für Ozon.

DUH: „Landwirte erleben katastrophale Ernteausfälle“

„Die aktuelle Ozonbelastung muss ein Weckruf sein. Das Reizgas Ozon ist eine ernsthafte Gesundheits- und Umweltgefahr. Es führt zu eingeschränkter Lungenfunktion und entzündlichen Reaktionen in den Atemwegen. In der Folge leiden insbesondere Kinder und ältere Menschen unter zu hohen Ozonwerten. Landwirtinnen und Landwirte erleben katastrophale Ernteausfälle, EU-weit in Milliardenhöhe“, sagt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH.

Und er legt nach: „Wir fordern eine drastische Reduktion der verantwortlichen Vorläuferstoffe Methan sowie Stickoxide. Das bedeutet konkret: Schluss mit der industriellen Tierhaltung im Fleischexportland Deutschland, um die Methan-Emissionen zu senken, und eine konsequente Aufarbeitung von Dieselgate. Nach wie vor sind etwa acht Millionen betroffene Dieselfahrzeuge mit illegalen Abschalteinrichtungen und extrem hohen Stickoxidemissionen auf deutschen Straßen unterwegs.“

Bodennahes Ozon entsteht durch Reaktion mit Stickoxiden und Methan

Bodennahes Ozon wird nicht direkt ausgestoßen, sondern entsteht größtenteils durch die Reaktion von Stickoxiden und Methan unter starker Sonneneinstrahlung und hohen Temperaturen – Bedingungen, die durch die Klimakrise immer häufiger auftreten. Die DUH fordert deshalb die Reduktion der entscheidenden Ozon-Vorläuferstoffe Methan und Stickoxide.

Rund drei Viertel aller Methan-Emissionen in Deutschland entstehen in der Landwirtschaft, vor allem durch die Verdauung von Rindern sowie durch die Lagerung und Ausbringung von Gülle bei der Rinder- und Schweinehaltung. Dabei produziert Deutschland mit einem Selbstversorgungsgrad von rund 120 Prozent viel mehr Fleisch, als hierzulande gegessen wird. Bei den Stickoxiden ist der Verkehr mit 39 Prozent der größte Verursacher, insbesondere Dieselfahrzeuge.

Baden-Württemberg ist Ozon-Hochburg

Die Ozonwerte des offiziellen staatlichen Luftqualitätsmessnetzes werden mehrfach täglich veröffentlicht. Die oben im Artikel angesprochenen Werte hat die DUH am Mittwochnachmittag, 13. August 2025, abgerufen. Die Messwerte finden Sie online hier.  

Baden-Württemberg verzeichnet besonders im Mittleren Neckarraum und entlang des Oberrheingrabens regelmäßig hohe Ozonwerte. In der Vergangenheit traten Spitzen über 200 µg/m³ auf, die Informationsschwelle von 180 µg/m³ wird im Sommerhalbjahr immer wieder überschritten.

In Pforzheim zum Beispiel misst die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) an der Station an der Wildbader Straße kontinuierlich Ozonkonzentrationen. Auch hier liegen die Tageshöchstwerte meist am Nachmittag, zwischen 14 und 18 Uhr. In der jüngsten Hitzeperiode lag das Tagesmaximum bei 79 µg/m³ – ein vergleichsweise niedriger Wert. Doch an heißen Sommertagen kann Pforzheim auch deutlich höhere Konzentrationen erleben, oft über dem sogenannten MIK-Wert von 120 µg/m³, von dem an gesundheitliche Effekte wissenschaftlich nachweisbar sind.  pm/tok

So lesen Sie Ozonwerte

MIK-Wert (120 µg/m³): Ab hier ist eine gesundheitlich nachweisbare Wirkung möglich.

Informationsschwelle (180 µg/m³): Die Bevölkerung wird informiert; besonders empfindliche Gruppen sollten körperliche Belastung im Freien meiden.

Alarmschwelle (240 µg/m³): Die Alarmierung wird selten erreicht. Dann werden besondere Vorsichtsmaßnahmen empfohlen.

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Tipps für heiße Ozontage

Sportliche Aktivitäten in Morgen- oder Abendstunden verlegen.

Fenster nachmittags geschlossen halten.

Bei Asthma/COPD ärztliche Rücksprache halten, Medikation bereithalten.

Aktuelle Werte abrufen: www.lubw.baden-wuerttemberg.de
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