
Kaffee enthält viele, positiv auf die Gesundheit einwirkende sekundäre Pflanzenstoffe. Er kann nicht nur das Gehirn beeinflussen und die Stimmung heben, er soll auch – allerdings mit Koffein und ohne Zucker getrunken – das Risiko für Erkrankungen wie Demenz oder Alzheimer senken. Foto: SYATRI RAWU – KI-generiert/stock.adobe.com
Wunderbohne fürs Gehirn: So kann Kaffee das Risiko für Demenz, Alzheimer & Co. senken
Kaffee – für die einen morgendlicher Lebensretter, für die anderen schlicht ein liebgewonnenes Ritual. Doch neben Wachmacher und Wohlfühlmoment rückt der dunkle Trunk immer stärker ins wissenschaftliche Rampenlicht. Das einst sündhafte Koffein scheint inzwischen fast schon einen Heiligenschein bekommen zu haben. Immer mehr positive gesundheitliche Aspekte werden entdeckt. Kaffee ist offenbar förderlich für unser Gehirn und kann scheinbar unser Risiko für Krankheiten wie Demenz oder Alzheimer mindern.
Wer keinen Kaffee trinkt oder ihn süßt, ist im Nachteil
Neuere Studien liefern spannende Hinweise. Besonders hervorzuheben ist eine große prospektive Kohortenstudie, die 2024 im American Journal of Clinical Nutrition veröffentlicht wurde. Beobachtungsstudien haben in der Vergangenheit bereits Zusammenhänge zwischen der Menge des Kaffeekonsums und einem geringeren Risiko für neurodegenerative Erkrankungen nahegelegt. „Die Studien berücksichtigen jedoch keine Unterschiede zwischen gesüßtem, ungesüßtem, koffeinhaltigem und entkoffeiniertem Kaffee. Eine aktuelle Studie aus China zielte darauf ab, Zusammenhänge zwischen dem Konsum verschiedener Kaffeesorten (zuckergesüßt, künstlich gesüßt, ungesüßt, koffeinhaltig und entkoffeiniert) und dem Risiko für Alzheimer, verwandten Demenzerkrankungen (ADRD) und Morbus Parkinson (PD) sowie der damit verbundenen Sterblichkeit zu ermitteln“, berichtet das DeutschesGesundheitsPortal (DGP).
Die prospektive Studie umfasste 204.847 Teilnehmer (44,7 % Männer) aus der UK Biobank. Bei einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 9 Jahren wurden in der Studie 1696 Fälle von ADRD, 1093 Fälle von PD und 419 Todesfälle im Zusammenhang mit neurodegenerativen Erkrankungen dokumentiert. In der statistischen Analyse wiesen diejenigen mit der höchsten Aufnahme von ungesüßtem und koffeinhaltigem Kaffee (mehr als 3 Tassen/Tag) im Vergleich zu Nichtkaffeetrinkern ein deutlich geringeres Risiko für Demenzerkrankungen, Morbus Parkinson und neurodegenerative Todesfälle auf. Es wurden jedoch weder in der Gruppe mit entkoffeiniertem Kaffee noch in der Gruppe mit gezuckertem/künstlich gesüßtem Kaffee signifikante Zusammenhänge festgestellt.
Die Erkenntnis aus der Studie: Wer regelmäßig ungesüßten, koffeinhaltigen Kaffee trinkt, hat ein geringeres Risiko, an oben genannten Erkrankungen leiden zu müssen. Für entkoffeinierten oder gesüßten Kaffee ließ sich dieser Zusammenhang hingegen nicht feststellen. Mit anderen Worten: Es scheint auf das Koffein und die „reine“ Zubereitung anzukommen.
Vom Calcium-Räuber zum unbedenklichen Genussmittel
Während Zucker die Kalorienbilanz hebt und scheinbar den Schutzeffekt mindert, dürfte Milch unproblematisch sein – in Maßen. Welche Effekte Kaffee mit Milch hat, ist nicht im Detail herausgefiltert worden, aber immerhin liefert „echte“ Milch eine Extraportion Calcium für die Knochen.
Auch hier spiegelt sich der Umbruch in der Wahrnehmung der Gesundheitsaspekte von Kaffee. Koffein galt einmal als Calcium-Räuber und schlecht für die Knochengesundheit, aber inzwischen gehen Spezialisten davon aus, dass der Kaffeegenuss wahrscheinlich nur einen sehr geringen Einfluss auf die Knochen hat.
Kaffee hebt die Stimmung und unterstützt die kognitive Leistungsfähigkeit
Es gibt verschiedene Theorien, warum schwarzer, ungesüßter Kaffee die Hirngesundheit positiv beeinflusst. Koffein wirkt im Gehirn als Gegenspieler des Botenstoffs Adenosin, der uns müde macht. Blockiert Koffein diese Rezeptoren, bleiben wir wacher, konzentrierter – und möglicherweise wird damit auch ein schützender Effekt auf Nervenzellen ausgelöst. Hinzu kommen antioxidative Substanzen wie Chlorogensäuren, die im Kaffee reichlich vorhanden sind. Sie wirken wie kleine Schutzschilder gegen oxidativen Stress, der eine wichtige Rolle bei Alterungsprozessen und neurodegenerativen Erkrankungen spielt.
Aber nicht nur das Risiko für Krankheiten steht im Fokus. Eine aktuelle Publikation in Scientific Reports von 2025 zeigt, dass Koffeinkonsum mit einer gesteigerten positiven Stimmung im Tagesverlauf einhergeht. Negative Gefühle werden dadurch zwar nicht gebremst – aber offenbar trägt der Kaffee dazu bei, dass wir uns insgesamt besser fühlen. Ein positiver Nebeneffekt, der ebenfalls die kognitive Leistungsfähigkeit unterstützen kann.
3 bis 4 Tassen am Tag sind genug – am Vormittag ist er am gesündesten
Heißt das nun: Je mehr Kaffee, desto besser? Ganz so einfach ist es nicht. Experten empfehlen in der Regel 3 bis 4 Tassen am Tag – das scheint den größten Nutzen zu bringen, ohne dass Herz, Magen oder Schlaf darunter leiden. Wer seinen Kaffee allerdings literweise trinkt oder ihn spät am Abend genießt, riskiert Schlafstörungen und innere Unruhe – Faktoren, die dem Gehirn wiederum schaden können.
Es konnte in einer weiteren Studie gezeigt werden, dass der Zeitpunkt des Kaffeetrinkens, unabhängig von der Menge des Kaffeekonsums, mit dem Gesamtsterblichkeitsrisiko und dem kardiovaskulären Sterblichkeitsrisiko verbunden ist. Insbesondere deuten die Ergebnisse darauf hin, dass Kaffeetrinken am Morgen mit einer geringeren Sterblichkeit verbunden ist als Kaffeetrinken später am Tag. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung der Berücksichtigung des Trinkzeitpunktes von Kaffee. Eine mögliche Erklärung für die Studienergebnisse, so die Autoren, wäre, dass der Konsum von Kaffee am Nachmittag oder Abend die zirkadianen Rhythmen des menschlichen Körpers sowie den Spiegel des Schlafhormons Melatonin stören könnte.
Unterm Strich gilt: Kaffee ist für das Gehirn mehr als ein Wachmacher. Er liefert Inhaltsstoffe, die Nervenzellen schützen, die Stimmung heben und möglicherweise sogar das Risiko für Demenz und Parkinson senken. Vorausgesetzt, man bleibt bei der ungesüßten, koffeinhaltigen Variante – und genießt das Ganze in Maßen. tok
Kaffee-Funfacts
Kaffee als „Währung“: Im 17. Jahrhundert wurde Kaffee in der Türkei so hochgeschätzt, dass Frauen im Falle einer schlechten Versorgung mit Bohnen sogar die Scheidung einreichen durften.
Der erste Webcam-Einsatz weltweit: Die allererste Webcam wurde 1991 in Cambridge installiert – um eine Kaffeemaschine im Auge zu behalten.
Kaffee im Weltall: Astronauten trinken inzwischen Espresso in speziellen Zero-Gravity-Bechern.
Der teuerste Kaffee der Welt: Bis zu 1000 Euro pro Kilo zahlt man für „Kopi Luwak“ aus Indonesien. Die Kaffeebohnen gehen zunächst einmal durch den Verdauungstrakt einer Zibetkatze und werden dann aus den Exkrementen herausgefischt.
Italienische Espresso-Gesetze: In Italien gibt es festgelegte Normen, wie viel ein Espresso maximal kosten darf.