Bei einem Verdacht auf einen Schlaganfall bloß nicht zögern: Sofort 112 wählen! Je früher ein Schlaganfall behandelt wird, desto eher können schwerwiegende Folgen vermieden oder abgemildert werden. Foto: keBu.Medien
Wenn jede Minute zählt: Viele Schlaganfall-Patienten kommen zu spät in die Klinik
Seit Jahren kämpfen Fachleute in der Schlaganfall-Behandlung um jede Minute. Das ist wichtig, sagt die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Doch die Entscheidung über das weitere Leben der Betroffenen fällt oft vor der Klinik, wie aktuelle Auswertungen der Stiftung zeigt.
Bleibende Behinderungen
Rund 270.000 Menschen pro Jahr erleiden in Deutschland einen Schlaganfall. Er ist die häufigste Ursache für Behinderungen im Erwachsenenalter. Ein Jahr nach dem Schlaganfall sind 60 Prozent der Betroffenen weiterhin auf Unterstützung, Therapie, Hilfsmittel oder Pflege angewiesen.
Zeit ist Gehirn
In den meisten Fällen kommt es zum Verschluss eines Hirngefäßes. Das betroffene Gewebe wird nicht mehr mit Blut versorgt, Hirnzellen sterben ab. Entscheidend für den Erfolg der Akutbehandlung ist deshalb die Zeit: Je schneller die Diagnose gestellt und die Behandlung eingeleitet wird, desto weniger Funktionen gehen verloren. Durch die so genannte Thrombolyse lösen Neurologinnen und Neurologen den Verschluss medikamentös auf.
Behandlung wird immer schneller
Vor der Behandlung brauchen Fachleute jedoch eine gründliche Diagnose. Klinikteams arbeiten seit Jahren daran, diese Zeit zu verkürzen. Mit Erfolg, wie eine neue Studie aus den USA zeigt. Jedes Jahr gewinnen sie wenige Minuten. Und Zahlen deutscher Schlaganfall-Stationen belegen: Bei 96 Prozent der Schlaganfall-Betroffenen gelingt es den Klinik-Teams, die Behandlung innerhalb der ersten zwei Stunden in der Klinik einzuleiten.
Patienten kommen zu spät
Doch während Fachleute um Minuten kämpfen, gehen vor der Klinik oft Stunden verloren: Nur 25 Prozent der Patienten erreichen eine Klinik innerhalb der ersten zwei Stunden nach Symptombeginn. Darunter befinden sich auch Menschen, die hilflos und allein sind. Doch oft nehmen Betroffene die Symptome nicht ernst und warten zu lange ab, wie die Erfahrungen vieler Kliniker zeigen. Wenn es darum geht, Menschenleben zu retten und schwere Behinderungen zu vermeiden, liegt das größte Potenzial in der Aufklärung.
Symptome erkennen, richtig handeln
Die neue US-Studie hat errechnet: Jede Stunde, die Patienten später in die Klinik kommen, verringert sich die Wahrscheinlichkeit eines guten Behandlungsergebnisses um 14 %. Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe setzte den diesjährigen Welt-Schlaganfalltag am 29. Oktober deshalb unter das Motto „Jeder Schlaganfall ist ein Notfall – 112!“ Sie will aufklären über die Symptome eines Schlaganfalls und das richtige Verhalten im Notfall. Die Schlaganfall-Hilfe hat die kostenlose App „FAST-Test“ entwickelt. Mit drei einfachen Fragen lässt sich ein Schlaganfall-Verdacht überprüfen und der Notruf auslösen: www.schlaganfall-hilfe.de/app
Der FAST-Test
Die erste Zeit nach einem Schlaganfall entscheidet über das Ausmaß der Zellschäden im Gehirn. Daher ist es besonders wichtig, einen Schlaganfall und die Symptome zu erkennen. Jede Minute zählt!
Die häufigsten Symptome eines Schlaganfalls sind Sehstörungen, Sprach- und Sprachverständnisstörungen, Lähmungen und Taubheitsgefühle, Schwindel mit Gangunsicherheit sowie sehr starke Kopfschmerzen. Mit dem FAST-Test lässt sich innerhalb kürzester Zeit der Verdacht auf einen Schlaganfall überprüfen. Der Test stammt aus dem englischsprachigen Raum.
FAST steht als Abkürzung für
F ace (Gesicht)
A rms (Arme)
S peech (Sprache)
T ime (Zeit)
So prüfen Sie Anzeichen für einen Schlaganfall
Face: Bitten Sie die Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab, deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin
Arms: Bitten Sie die Person, die Arme nach vorne zu strecken und dabei die Handflächen nach oben zu drehen. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme gehoben werden, ein Arm sinkt oder dreht sich.
Speech: Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist sie dazu nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen, liegt vermutlich eine Sprachstörung vor.
Time: Zögern Sie nicht, wählen Sie unverzüglich die 112 und schildern Sie die Symptome.
Die Zeit danach und daheim
Und wie geht es nach einer Schlaganfall-Behandlung und anschließender Reha weiter? Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe hat ihren Ratgeber „Wieder zu Hause“ komplett überarbeitet und neu aufgelegt. Auf 32 Seiten gibt die kostenlose Broschüre wertvolle Tipps und Antworten auf viele Fragen, die sich Betroffenen und ihren Angehörigen oft erst nach dem Krankenhausaufenthalt stellen. Dabei geht es um die weitere Versorgung mit Hilfsmitteln, Therapien und Medikamenten, Anpassungen im Wohnumfeld, Beratungsstellen und weiterführende Hilfen. „Wieder zu Hause“ ist ein hilfreicher Ratgeber für Betroffene und Angehörige auf dem Weg zurück in ein möglichst selbstbestimmtes und zufriedenes Leben.
Der Ratgeber ist als PDF-Download erhältlich oder in gedruckter Version zu bestellen.
Internet: https://www.schlaganfall-hilfe.de/de/service/publikationen
Telefon: 05241 97700