Auch wenn die Meisten einen Schlaganfall überleben, leiden etwa vier von zehn Betroffenen danach dauerhaft unter Beeinträchtigungen wie Lähmungen, Spastik, Schluck- und Sprach- oder Sprechstörungen und psychischen Problemen. Schnelles Erkennen der Situation und ein sofortiger Notruf können Leben retten. Foto: Viacheslav Yakobchuk/stock.adobe.com

So erkennt man einen Schlaganfall frühzeitig

In Deutschland erleiden jedes Jahr circa 270.000 Menschen einen Schlaganfall. Um bleibende gesundheitliche Schäden zu verhindern, ist schnelles Handeln erforderlich. Die ersten Anzeichen, die auf einen Schlaganfall hinweisen können, sind Lähmungen, Taubheitsgefühle, Sprach-, Seh- und motorische Störungen, Schwindel sowie starke Kopfschmerzen.

Eine schnelle und einfache Methode, einen Schlaganfall zu erkennen, ist der FAST-Test:

Face

> Betroffene sollten versuchen zu lächeln – hängt ein Mundwinkel, kann das ein Hinweis auf eine halbseitige Lähmung sein.

Arms

> Kann der Betroffene beide Arme gleichzeitig nach vorne heben und die Handflächen nach oben drehen? Falls nicht, deutet das auf motorische Störungen hin.

Speech

> Anwesende sollten die betreffende Person bitten, einen einfachen Satz nachzusprechen. Ist das nicht mehr möglich oder dieser nur noch schwer verständlich, kann das ein Signal für eine Sprachstörung sein.

Time

> Wer Auffälligkeiten bei einem der drei Schritte bemerkt, sollte umgehend 112 wählen und das medizinische Personal über die Symptome und den Verdacht auf einen Schlaganfall informieren.

Erste Hilfe bei Schlaganfällen

Die Zeit, bis der Notarzt eintrifft, gilt es mit Erste-Hilfe-Maßnahmen zu überbrücken. Am wichtigsten ist es dann, Betroffene zu beruhigen und nicht alleine zu lassen. Außerdem kann es helfen, den Oberkörper hoch zu lagern und die Atmung zu optimieren.

Essen und Trinken sind zu vermeiden, da aufgrund der motorischen Störungen die Gefahr steigt, sich zu verschlucken.

Bei Bewusstlosigkeit sollte der Betroffene auf der gelähmten Seite in stabile Seitenlage gebracht werden. Besteht ein Herz- oder Atemstillstand, sollten Anwesende sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen.


Rund 40 Prozent der Betroffenen leiden dauerhaft

Anlässlich des Welttages des Gehirns (World-Brain-Day) am 22. Juli rufen Experten zu mehr Aufmerksamkeit für den Schlaganfall auf. Auch wenn die Meisten dieses Ereignis überleben, leiden etwa vier von zehn Betroffenen danach dauerhaft unter Beeinträchtigungen wie Lähmungen, Spastik, Schluck- und Sprach- oder Sprechstörungen oder psychischen Problemen.

Neben der sofortigen, gezielten Behandlung in einer dafür geeigneten Klinik mit einer Schlaganfallspezialstation (Stroke Unit) sei die Vorbeugung durch einen gesunden Lebensstil die beste Strategie gegen den Schlaganfall und gefäßbedingte Demenz, rät Prof. Dr. Joachim Röther, Chefarzt der Neurologie in der Asklepios Klinik Altona.

Sieben Lebensregeln zur Schlaganfall-Prävention

„Das Schlaganfallrisiko lässt sich durch sieben Lebensregeln sehr effektiv beeinflussen“, erklärt Schlaganfallexperte Röther. „Dazu gehören die Ausschaltung der fünf durch den Lebensstil beeinflussbaren Risikofaktoren Bluthochdruck, Rauchen, erhöhte Blutfette, Zuckerkrankheit und Übergewicht sowie körperliche Aktivität mit mindestens dreimal pro Woche 30 Minuten Sport und eine gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse.“ Außerdem sollte jeder die häufigsten Symptome eines Schlaganfalls kennen, um im Ernstfall sofort den Notruf 112 zu alarmieren.

Schnelle, gezielte Behandlung  

Beim Verdacht auf einen akuten Schlaganfall sei es besonders wichtig, dass die Betroffenen so schnell wie möglich in einer dafür geeigneten Klinik untersucht und behandelt werden, betont Priv.-Doz. Dr. Jan-Hendrik Buhk, Chefarzt der Neuroradiologie in den Asklepios Kliniken St. Georg und Wandsbek. Um keine Zeit zu verlieren, sollten sie deshalb keinesfalls selbst in die nächste Klinik gefahren, sondern immer die Notrufzentrale alarmiert werden.

„Mit einem Katheter können wir in der Neuroradiologie die verschlossenen Gefäße wieder eröffnen. Diese Verfahren werden immer weiter verbessert und lassen sich auch längere Zeit nach dem Beginn der Symptome und in kleineren Hirngefäßen einsetzen.“ Parallel würden Medikamente verabreicht, die das für den Gefäßverschluss verantwortliche Blutgerinnsel auflösen. „Beide Methoden ergänzen sich“, so Buhk. Die akute fachübergreifende Schlaganfallbehandlung sei aber nur ein Baustein der sogenannten neurologischen Komplexbehandlung. Dabei arbeiten Neurologen und Spezialisten für (Früh-)Rehabilitation eng zusammen, um die Folgen des Schlaganfalls so gering wie möglich zu halten. „Auch nach dem Schlaganfall wird hier niemand zurückgelassen, das ist uns ganz wichtig“, so Buhk.     pm