Dieses bleierne, lähmende Gefühl, wenn einem der Job keinen Spaß macht und man darin auch keinen Sinn sieht – am Ende können daraus psychische Probleme erwachsen, die in einem Burnout oder in einer Depression enden. Foto: Dannchez/stock.adobe.com
Wenn einem der eigene Job als sinnlos für die Gesellschaft vorkommt
Eine soziologische Studie der Universität Zürich bestätigt, dass ein beträchtlicher Anteil von Erwerbstätigen ihre Arbeit als sozial nutzlos empfinden. Arbeitnehmende in Finanz-, Verkaufs- und Managementberufen kommen dabei tendenziell öfter zum Schluss, dass ihre Jobs der Gesellschaft wenig nützen.
„Bullshit-Job“ oder miese Arbeitsbedingungen
Studien der vergangenen Jahre zeigten bereits, dass viele Berufstätige ihre Arbeit als gesellschaftlich nutzlos erachten, wie das DeutschesGesundheitsPortal berichtete. Für das Phänomen wurden unterschiedliche Erklärungen vorschlagen. Die viel diskutierte „Bullshit-Job-Theorie“ des amerikanischen Anthropologen David Graeber besagt etwa, dass einige Arbeitsplätze objektiv nutzlos seien und dies in bestimmten Berufsfeldern häufiger vorkomme als in anderen.
Andere Studien gehen davon aus, dass die konkreten Berufe für die negative Einschätzung der Arbeitnehmenden nicht relevant sind und Menschen ihre Jobs als sozial nutzlos empfinden, wenn sie unter schlechten Arbeitsbedingungen und Entfremdung leiden. Dies ist jedoch nur ein Teil der Wahrheit, wie eine neue Studie des Soziologen Simon Walo von der Universität Zürich nun zeigt. Sie stützt die Relevanz der Berufsfelder erstmals quantitativ.
Bürojobs fast doppelt so häufig betroffen
In seiner Studie analysierte Walo Umfragedaten von 1811 Personen in den USA, die in 21 verschiedenen Berufen tätig sind und gefragt wurden, ob ihre Arbeit ihnen das „Gefühl vermittle, einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten“ und ob sie „das Gefühl hätten, nützliche Arbeit zu leisten“. Die Umfragedaten aus dem Jahr 2015 zeigen, dass 19 Prozent der Befragten über alle Berufe hinweg diese Fragen mit „nie“ oder „selten“ beantworten.
Walo analysierte diese Daten, indem er Berufstätige mit ähnlichen Arbeitsbedingungen miteinander verglich. Dabei stellte er fest, dass die Berufsfelder durchaus einen Einfluss auf die empfundene Sinnlosigkeit hatten, wenn die Arbeitsbedingungen als Faktor ausgeschlossen wurden. So wiesen Arbeitnehmende in Berufen, die Graeber als besonders nutzlos eingestuft hatte, die meisten negativen Antworten auf. Erwerbstätige in Finanz- und Verkaufsberufen gaben beispielsweise mehr als doppelt so häufig wie andere an, dass sie ihre Jobs als gesellschaftlich nutzlos erachten. Ebenfalls klare Abweichungen fanden sich bei Managern und Büroangestellten (1,6 bzw. 1,9-mal häufiger als andere).
Jobs im Privatsektor häufiger als nutzlos empfunden
„Die ursprünglichen Daten, die Graeber präsentiert hat, waren hauptsächlich qualitativer Natur, was es schwierig machte, das Ausmaß des Problems zu bewerten“, erklärt Walo. „Diese Studie erweitert bestehende Analysen, indem sie auf einen umfassenden, noch wenig genutzten Datensatz aus den USA zurückgreift. Sie ist damit die erste Studie, die statistische Evidenz dafür liefert, dass auch das Berufsfeld für die Einschätzung von Sinnhaftigkeit ausschlaggebend sein kann.“
Zudem stellte Walo fest, dass der Anteil der Arbeitnehmenden, die ihre Jobs als sozial nutzlos betrachten, im Privatsektor höher ist als im Non-Profit oder im öffentlichen Sektor.
„Bullshit Jobs“ – ein komplexes Phänomen
Walos Studie bestätigt aber auch andere Faktoren, welche die Wahrnehmung der eigenen Arbeit beeinflussen, darunter etwa Entfremdung, ungünstige Arbeitsbedingungen oder soziale Interaktion. „Die Einschätzung der Arbeitnehmenden, ob ihre Arbeit als sozial nutzlos empfunden wird, ist ein sehr vielschichtiges Thema, das aus verschiedenen Blickwinkeln angegangen werden muss“, kommt der Autor deshalb zum Schluss. „Sie hängt von verschiedenen Faktoren ab, die nicht zwingend etwas mit der von Graeber behaupteten tatsächlichen Nützlichkeit der Arbeit zu tun haben. So kann es vorkommen, dass Menschen ihre Arbeit auch deshalb als gesellschaftlich nutzlos ansehen, weil ungünstige Arbeitsbedingungen sie als sinnlos erscheinen lassen.“
So macht ein sinnloser Job krank
Aber was passiert, wenn Menschen mit ihrem Job unzufrieden sind? Wer keinen Sinn in seiner Arbeit sieht, fühlt sich wohl eher unausgefüllt oder gar bedeutungslos. Und ohne Sinn und Spaß wird der Job oft als lästiger, bedrückender Stress erlebt. Dass beruflicher Stress psychisch und dann auch physisch krank machen kann, ist inzwischen weithin bekannt. Wer nichts dagegen unternimmt, treibt in Richtung Burnout oder Depression. Und am Ende können auch schwere körperliche Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen entstehen.
Was können Anzeichen für eine Unzufriedenheit mit dem Job sein, welche Beschwerden können die Folge eines Sinnlosigkeitsgefühl sein? Da gibt es viele verschiedene Zeichen, die dann möglicherweise auf eine psychische Belastung durch den ungeliebten, scheinbar sinnlosen Job hinweisen, wenn diese Symptome vor dem Arbeitsantritt auftreten, eventuell schon am Sonntagabend oder am Montagmorgen. Darauf sollte man achten:
- Bauchschmerzen
- Kopfschmerzen
- Rückenschmerzen
- Übelkeit
- Schlaflosigkeit
- Erschöpfung
- Fehlende Motivation
- Gereiztheit/schlechte Laune
- Innere Leere
Was tun?
Wer seinen Job als sinnlos erlebt, sollte zunächst einmal einen Blick auf sich selbst werfen. Liegt es am eigenen Verhalten? Was genau stört? Ist es wirklich so schlimm? Kann man das abstellen? Was muss man ändern, um wieder zufriedener zu werden? Ohne Eigeninitiative geht es in der Regel nicht. Und der Blick auf und in sich selbst zeigt auch, ob eine Kündigung der beste Schritt wäre. Denn im neuen Job könnten alte Gewohnheiten schnell wieder zum Standard werden und erneut zu Unzufriedenheit und einer Sinnkrise führen. DGP/tok