Es ist so einfach, Menschen vor Krebserkrankungen durch humane Papillomviren (HPV) zu schützen. Seit über 15 Jahren kann man Kinder und Jugendliche dagegen impfen. Unverständlich ist daher die magere Impfrate in Deutschland, die in anderen europäischen Ländern deutlich größer ist. Foto: Kt Stock/stock.adobe.com

Welt-HPV-Tag: Gegen humane Papillomviren impfen verhindert Krebs

In Deutschland wird die Impfung gegen humane Papillomviren (HPV) nach wie vor nur sehr zögerlich angenommen. Damit verpasst unsere Gesellschaft die Gelegenheit, junge Menschen vor bestimmten Krebserkrankungen zu schützen.

Vision Zero e.V., der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen (BVKJ) und die Deutsche Gesellschaft für integrierte Versorgung (DGIV) fordern im Einklang mit „Europe’s Beating Cancer Plan“ daher Maßnahmen, mit denen sich die HPV-Impfraten deutlich verbessern lassen.

Seit über 15 Jahren eine Impfung gegen Krebs

Eine Impfung gegen Krebs! Was nach einer Utopie klingt, ist bei einigen bösartigen Erkrankungen tatsächlich schon länger Realität. Denn seit über 15 Jahren stehen Vakzine zur Verfügung, die gegen bestimmte Typen der humanen Papillomviren (HPV) entwickelt wurden; indem sie einer Infektion mit diesen Krankheitserregern vorbeugen, können sie auch mehrere Krebserkrankungen verhindern.

Dazu zählen insbesondere das Zervixkarzinom, daneben auch Karzinome der Vagina, der Vulva, des Penis, des Anus sowie Karzinome in Mund und Rachen. In Deutschland erkranken rund 500.000 Menschen jährlich an Krebs, rund 40 % dieser Neuerkrankungen ließen sich verhindern, wenn wir bei der Prävention konsequenter wären. Impfen gegen HPV-indizierte Krebserkrankungen ist dabei ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg.

Tausende erkranken in Deutschland unnötig an Krebs durch HPV

Vor dem Hintergrund, dass in Deutschland jährlich etwa 6250 Frauen und 1600 Männer neu an HPV-assoziierten Karzinomen erkranken ist die Tatsache, dass im Jahr 2022 rund 25 % weniger Kinder und Jugendliche geimpft worden sind, ausgesprochen besorgniserregend.

„Hier besteht dringender Handlungsbedarf“, betont Michael Hubmann vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen. Michael Meyer von der Deutschen Gesellschaft für integrierte Versorgung ergänzt: „Wir haben der jungen Generation gegenüber eine große Verpflichtung darauf zu achten, dass sie nicht unnötigerweise an HPV-indizierten Tumoren erkranken.“

Hohe Impfraten im Ausland, niedrige in Deutschland

In Studien senkte die Impfung das Risiko für die Vorstufen des Zervix- und des Analkarzinoms um über 90 %, beziehungsweise um über 75 Prozent und das Risiko eines Zervixkarzinoms zwischen 63 und 88 %, bei Studienteilnehmerinnen, die sich vor dem Alter von 17 Jahren impfen ließen. In England wurde das Zervixkarzinom bei nach dem 1. September 1995 geborenen Frauen durch ein nationales Impfprogramm sogar nahezu eliminiert.

Wichtig: Die Impfung sollte vor dem ersten Sexualkontakt erfolgen. Die Empfehlung nationaler und internationaler Institutionen, Mädchen und Jungen zwischen 9 und 14 Jahren, spätestens jedoch bis zu 18 Jahren gegen HPV zu impfen, sind wissenschaftlich gut begründet.

In zahlreichen europäischen Ländern wird diese Empfehlung auch sehr erfolgreich umgesetzt, so etwa in Schweden, Portugal, Großbritannien oder Norwegen, wo zwischen 80 und 91 % der 9- bis 14-jährigen Mädchen vollständig geimpft sind. Im Gegensatz dazu beträgt die Impfrate bei gleichaltrigen Mädchen in Deutschland lediglich 54 %, bei Jungen sogar nur 26,5 %.

Info Vision Zero

Bei Vision Zero e.V. kann man die Broschüre „Verantwortung übernehmen, Jugend vor HPV schützen!“ herunterladen. Weitere Informationen und Impulse zum Thema hat der Verein seiner Website www.vision-zero-oncology.de veröffentlicht. „Ziel von Vision Zero e.V. ist es, die Zahl der vermeidbaren krebsbedingten Todesfälle gegen null zu bringen“, sagt Professorin Dr. Angelika Eggert, Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats (Klinik und Forschung) von Vision Zero e.V. „Bei den HPV-assoziierten Krebserkrankungen könnten wir diesem ambitionierten Ziel mit der Impfung sehr nahekommen!“   pm