Männer, die erlebt haben, dass eine Erektion trotz Lustgefühl nicht garantiert ist, leiden oft unter der Angst, wieder zu versagen. Aber eine erektile Dysfunktion bedeutet nicht das endgültige Aus aller sexuellen Aktivitäten. Foto: RealPeopleStudio/stock.adobe.com
Was Männer über Potenzmittel und Erektionsprobleme wissen sollten
Seit der Wirkstoff Sildenafil Ende der 1990er-Jahre auf den Markt kam, setzen viele Männer mit Potenzproblemen Hoffnung in entsprechende Präparate. Doch die positive Wirkung, die an intimer Stelle einsetzen kann, bleibt in anderen Bereichen des Körpers nicht immer ohne negative Folgen. Dann kann die Lust schon einmal in Frust umschlagen.
Warum diese Mittel nie ohne ärztliche Rücksprache eingenommen werden sollten, erklärt das „HausArzt-PatientenMagazin“.
Mögliche Ursachen abklären lassen
Männer, die erlebt haben, dass eine Erektion trotz Lustgefühl nicht garantiert ist, leiden oft unter der Angst, wieder zu versagen. „Dabei ist das völlig normal“, beruhigt Dr. Philip Kampmann, Hausarzt aus Oberbayern. Von einer Erektionsstörung, die Medizin spricht von erektiler Dysfunktion, bleibt kaum ein Mann sein Leben lang verschont. Auch das Lebensalter hat Einfluss.
Doch einfach abtun sollte man das Phänomen nicht – gerade wenn es öfters vorkommt. „Wenn Erektionsstörungen häufiger auftreten, kann das ein Hinweis auf eine ernst zu nehmende Erkrankung sein.“ Daher ist es wichtig, mögliche Ursachen abklären zu lassen. Erste Anlaufstelle ist die Hausarztpraxis.
Sind alle relevanten Gesundheitsfaktoren gecheckt und liegen keine Gegenanzeigen vor, dann können sogenannte PDE-5-Hemmer infrage kommen. Wirkstoffe wie Sildenafil, Vardenafil, Tadalafil oder Avanafil sorgen dafür, dass die glatten Muskelzellen im Penis erschlaffen und so genügend Blut hineinfließen kann – die Erektion ist wieder da.
Am Anfang steht ein Gespräch mit dem Hausarzt
Das mag für viele Männer verführerisch klingen, die hoffen, so schnell wie möglich wieder unbeschwert Sex genießen zu können. Und wie gelangt man an ein für ihn passendes Potenzmittel? Jedenfalls nicht übers Internet, warnt Hausarzt Kampmann: „Zu riskant!“
Denn die Mittel sind alle aus gutem Grund rezeptpflichtig. Was man ohne Rezept im Internet bekommt, ist meist gefälscht. An einem Gespräch in der Arztpraxis führt also kein Weg vorbei. Dabei kann der Hausarzt sehr genau auf den Patienten eingehen und mit ihm gemeinsam auswählen, wie man in die Therapie einsteigt, auch bei einer eventuell vorhandenen Erkrankung.
Beschwerden und Nebenwirkungen mit Arzt besprechen
Dann gilt es, das Mittel zu testen: Hat es gut funktioniert? Gab es Nebenwirkungen wie Schwindel, Herzrasen, Kopfschmerzen oder andere Dinge? Rückmeldungen sind wichtig, da Mittel oder Dosis angepasst werden können.
Nicht zuletzt gibt es weitere Maßnahmen, um die Potenz zu fördern, wie therapeutische Beratung, Lebensstiländerung, eine Potenz-App oder mechanische Mittel. Wichtig: Wer Potenzmittel nimmt, sollte beim Auftreten akuter Beschwerden, etwa bei Herzproblemen, den Notarzt über die Einnahme informieren.
Geht es auch ohne Tabletten?
Eine Erektionsstörung sorgt bei vielen Männern sehr schnell für eine Identitätskrise. Gerade deshalb fällt es einem großen Teil der Betroffenen nicht leicht, über ihr Leiden zu sprechen. Die sexuelle Problematik lässt sich aber nur schwer verdrängen und sie belastet die Partnerschaft. Die Folge sind Versagensängste, die das Problem noch verschärfen und letztlich in einen Teufelskreis führen. „Der Sex wird zu Prüfungssituation“, erklärt Gavin Sexton, Gründer der Lovebetter GmbH.
„Aber wer wird schon entspannt in eine Prüfung gehen? Anstatt nun die Ursachen zu klären, setzen viele auf Nahrungsergänzungsmittel, Beckenbodentraining, verschreibungspflichtige Medikamente oder zwielichtige Mittel aus dem Internet. Das ist zumeist der falsche Weg, denn all diese Problemlösungsversuche setzen auf körperlicher Ebene an. Das zentrale Problem ist aber meist mental“, sagt Sexton.
Erektionsstörungen sind nicht das alleinige Problem
Und, so legt er nach: „Die sexuellen Probleme der Männer beschränken sich im Übrigen nicht auf die Erektionsstörung. Mindestens genauso häufig sind ein zu frühes Kommen und Orgasmushemmungen. Die Ursachen für diese Leiden sind in der überwiegenden Zahl vielschichtig, ganz selten aber nur körperlich. Die Psyche, wie auch eine neuronale Fehlkonditionierung spielen häufig eine große Rolle. Selten sind die Leiden rein körperlicher Natur.“
Sexton begleitet seit über sieben Jahren Männer aus ihren sexuellen Problemen und gilt als Experte, wenn es um das zuverlässige Auflösen von Erektionsproblemen, zu frühem Kommen oder Orgasmushemmungen geht. „Die Defizite liegen meist auf mehreren Ebenen“, erklärt er. „Und deshalb müssen wir auch wirklich alle Ebenen angehen.“
Der erste Schritt zur Lösung eines sexuellen Problems liegt sicherlich darin, sich einzugestehen, dass es ohne professionelle Hilfe nicht geht. Nun fällt es vielen Männern nicht leicht, über ihre Versagensängste oder ihren vorzeitigen Samenerguss zu sprechen. „Wir wissen, dass viele Männer sich erst überwinden müssen, mit uns ins Gespräch zu gehen.“
Mehr über das Fünf-Ebenen-Modell von Gavin Sexton lesen Sie hier: https://lovebetter.de