Prof. Dr. med. Sven Lahme (Foto) stellt mit Privatdozent Dr. Jörn Witt beim „Urologischen Forum“ live aus dem OP-Saal der „Goldstadt Privatklinik“ in Pforzheim die Vorteile von Roboter-assistierten Operationen vor. Das Bild zeigt Rechts sieht man die Steuerkonsole und links die Roboterarme über dem OP-Tisch. Foto: Bernhard Friese

Goldstadt Privatklinik: Mit sechs Fingern und einem Roboter Prostatakrebs operieren

Meine Hände verschwinden im Unterteil einer Steuerkonsole, die eher wie ein klinisches Sehtestgerät anmutet. Zwei Finger von jeder Hand tauchen in Schleifen ein, die Stirn presse ich an ein Polster und mit den Augen starre ich auf zwei kleine Monitore. Mit jeder Bewegung der Fingerpaare bediene ich zwei Zangen. Damit drehe und zerre ich an einem Teil eines blauen Gummihandschuhs. Nur liegt das Teil zwei Meter von mir entfernt auf einem Operationstisch im OP-Saal Goldstadt Privatklinik in Pforzheim. Und die Zangen sind an den Enden von Roboterarmen befestigt.

Was ich als echter Grobmotoriker schon für Feinarbeit erachtet habe, rückt der Ärztliche Direktor der urologischen Spezialklinik, Prof. Dr. med. Sven Lahme, gleich wieder zurecht. OP-tauglich sind meine Bemühungen leider nicht. „Der Einsatz des da-Vinci-Operationsroboters kann als Meilenstein in der Operation von Prostatakrebs und Nierenkrebs gewertet werden,“ sagt Prof. Dr. med. Sven Lahme, Ärztlicher Direktor der urologischen Spezialklinik.

So funktionieren die Steuerknüppel in der Steuerkonsole der da-Vinci-Roboter im Operationssaal der „Goldstadt Privatklinik“ in Pforzheim: Zwei Finger in den Schlaufen bewegen Zangen und Schneidgeräte an den Roboterarmen über dem OP-Tisch, ein dritter Finger kann auf Knopfdruck weitere Funktionen auslösen. Foto: Bernhard Friese

Im Ernstfall sitzt er bei Roboter-assistierten da-Vinci-Operationen vor den flimmerfreien, dreidimensionalen Monitorbildern. Diese zeigen zum Beispiel die Prostata eines Patienten in bis zu zehnfacher Vergrößerung. Und dann heißt es mit höchster Vorsicht und Präzision im Körper eines nebenan liegenden Patienten feinste Blutgefäße oder Nerven zu umgehen – allein durch Fingerbewegungen an den unsichtbaren Steuerknüppeln in der Steuerkonsole.

Mit den Zangen und Schneidgeräten an den Roboterarmen wird der Prostatakrebs restlos entfernt, ohne viel umgebendes Gewebe zu beschädigen. Schließlich sollen bei solch einer OP die Erektionsnerven erhalten bleiben. Das kann nur der erfahrene Operateur erkennen und ausführen. Dabei wirkt die ganze minimal-invasive Operation verblüffend blutarm.

Expertenrunde live aus dem OP

Was ich als medizinischer Laie an einem Gummihandschuh testen durfte, konnten Patienten, Interessierte und Fachleute bei einer Videokonferenz übers Internet live aus dem OP-Saal der Privatklinik an der Ispringer Straße erleben – an einem Modell natürlich. „Prostatakrebs: Diagnose und Behandlung mit Roboter-assistierter da-Vinci-Operation“ hieß das Thema des „Urologischen Forums“ der Goldstadt Privatklinik. Zu Expertenvorträgen und Vorstellungen von Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeiten konnten Teilnehmer der Videokonferenz über den Moderator live Fragen stellen.

Vorgestellt wurde dabei auch Privatdozent Dr. Jörn H. Witt, ein auf 20.000 Roboter-assistierte Operationen zurückblickender Pionier dieser Behandlungstechnik, der jetzt zum Team der Goldstadt Privatklinik zählt. „Mit Privatdozent Dr. Jörn Witt ist einer der erfahrensten Pioniere der Robotik nun in Pforzheim operativ tätig“, freute sich Lahme über die Verstärkung. Als Chefarzt am Pforzheimer Krankenhaus St. Trudpert hatte Lahme dort 2008 gemeinsam mit Witt die OP-Robotik etabliert. Damals war Pforzheim erst der siebte Standort eines da-Vinci-Roboters in Deutschland. tok

Hier finden Sie mehr Infos über die Goldstadt Privatklinik.

Eine alte Villa ist das Herzstück der „Goldstadt Privatklinik“ an der Ispringer Straße in Pforzheim. Foto: Bernhard Friese