"Die extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) hat einen günstigen Effekt auf die Erweiterungen der Penisgefäße und verbessert damit die Erektionsfähigkeit", sagt Prof. Dr. Sven Lahme. Dies sei aber nur bei milden Formen der Erektionsstörung erfolgreich.
Urologie Forum: „Eine Erektionsstörung ist oft Vorbote einer Herz-Kreislauf-Erkrankung“
Die größte Angst der Männer sei, so eine Studie der Partnervermittlung ElitePartner, dass die Partnerin mit dem gemeinsamen Sexleben unzufrieden sein könnte. Im Urologie Forum der Goldstadt Privatklinik referieren Prof. Dr. Sven Lahme, der ärztliche Leiter der Pforzheimer Klinik, und sein Team aus Ärzten und Pflegepersonal am 9. Oktober online per Zoomkonferenz über das Thema Erektionsstörung. Im Gespräch mit Vital-Region.de erläutert der Urologe einige wichtige Aspekte eines für viele immer noch heiklen Themas.
Wie häufig und bedeutsam sind Erektionsstörungen?
Sven Lahme: Erektionsstörungen sind oft noch ein Tabu-Thema, obwohl 30 Prozent der 60-jährigen Männer davon betroffen sind. Erektionsstörungen basieren auf den gleichen Risikofaktoren wie Erkrankungen des Kreislaufsystems. Eine Erektionsstörung ist oft ein Vorbote einer Herz-Kreislauf-Erkrankung und muss von Störungen der Libido, der Ejakulation und des Orgasmusgefühls unterschieden werden.
Was sind die wichtigsten Ursachen für Erektionsstörungen?
Sven Lahme: Die häufigsten Ursachen für Erektionsstörungen sind Durchblutungsstörungen, hormonelle Ursachen und Störungen der Nervenfunktion. Oft ist eine Erektionsstörung auch ein Symptom anderer Erkrankungen, etwa bei einer Bindegewebserkrankung mit Schwellkörper-Veränderung des Penis oder bei Störungen des Fettstoffwechsels. Manchmal ist sie auch Folge einer onkologischen Behandlung durch Operation oder Bestrahlung im kleinen Becken. Auch psychogene Ursachen kommen in Betracht.
Welche Untersuchungen sind zur Abklärung nötig?
Sven Lahme: Am Anfang steht immer eine sorgfältige Erhebung der Krankheitsvorgeschichte. Die Labordiagnostik gibt Hinweise auf weitere Ursachen. In jedem Fall ist eine Ultraschalluntersuchung der Schwellkörper zu empfehlen. Diese kann durch eine Angiodynografie ergänzt werden. Hier misst man die Durchblutungsverhältnisse der Penisgefäße.
Wie können Sie Männer von ihrer Urangst befreien?
Sven Lahme: Die Behandlung der Erektionsstörung richtet sich nach der Ursache. Bei Testosteronmangel kann man Testosteron problemlos ersetzen. Gefäßbedingte Störungen werden durch extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) oder Medikamente behandelt. Bleibt der Erfolg aus, kommt eine Schwellkörperautoinjektionstherapie (SKAT) infrage. Als letzte Möglichkeit bleibt die Implantation einer Schwellkörper-Prothese. Hilfreich ist immer die Beseitigung von Risikofaktoren einer Erektionsstörung.
Kann die extrakorporale Stoßwellentherapie eine medikamentöse Behandlung ersetzen?
Sven Lahme: Die extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) hat einen günstigen Effekt auf die Erweiterungen der Penisgefäße und verbessert damit die Erektionsfähigkeit. Allerdings ist dies nur bei milden Formen der Erektionsstörung erfolgreich und kann meistens nicht als Ersatz für eine medikamentöse Behandlung eingesetzt werden.
Kann man nicht einfach zu Viagra & Co. greifen?
Sven Lahme: Ganz so einfach ist es nicht. Die Behandlung mit sogenannten PD5 Inhibitoren, zu denen auch Viagra (Wirkstoff: Sildenafil) gehört, ist in den meisten Fällen erfolgreich. Allerdings muss bedacht werden, dass zur Wirkung dieser Medikamente eine durch sexuelle Erregung ausgelöste Erektion Voraussetzung ist. Neuerdings steht Sildenafil auch als Spray zur Anwendung vor dem Geschlechtsverkehr zur Verfügung. Bei geringfügiger Einschränkung der Erektionsfähigkeit und häufigerer Frequenz des Geschlechtsverkehrs eignet sich auch eine tägliche Einnahme von 5 mg Tadalafil.
Die Zugangsdaten zur Zoomkonferenz des Urologie Forums finden Sie hier.