Laut einer forsa-Umfrage ist bei den Gesundheitsmaßnahmen der neuen Bundesregierung für die nächsten Jahre die Bekämpfung des Fachkräftemangels in der Kranken- und Altenpflege am wichtigsten (79 Prozent). Foto: unai/stock.adobe.com

Umfrage zur Bundestagswahl: Gesundheit und Pflege für Deutsche das wichtigste Handlungsfeld der Regierung

Was liegt den Deutschen am Herzen? Was wünschen sie sich von einer neuen Bundesregierung? Eine repräsentative forsa-Umfrage im Auftrag des AOK-Bundesverbandes zeigt: Als wichtigstes politisches Handlungsfeld für die nächste Bundesregierung nennen die Deutschen den Bereich Gesundheit und Pflege (48 Prozent).

Dahinter teilen sich dann Wirtschaftliche Lage (46 Prozent), Innere Sicherheit und Kriminalbekämpfung (40 Prozent), Bildung (40 Prozent) und Rente- und Alterssicherung (32 Prozent) die nächsten Plätze auf der Wunschliste.

Quelle: forsa-Befragung im Dezember 2024 im Auftrag des AOK-Bundesverbands

Topthema Gesundheit im Wahlkampf unterrepräsentiert

„Im aktuellen Wahlkampf spielt das Thema Gesundheit und Pflege bislang eine untergeordnete Rolle – mit Blick auf die forsa-Ergebnisse allerdings völlig zu Unrecht. Das Thema muss von den Parteien viel stärker priorisiert werden“, sagt Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes.  Obwohl das Thema Gesundheit und Pflege von den Befragten als wichtigstes Handlungsfeld benannt wurde, gaben nur 7 Prozent an, gut über die Positionen und Vorhaben der verschiedenen Parteien in diesem Bereich Bescheid zu wissen.

Laut Reimann liegt eine Ursache auch darin, dass die öffentliche Debatte im Bereich Gesundheit und Pflege im aktuellen Wahlkampf sehr stark verengt und von populistischen ad-hoc-Forderungen geprägt ist, wie etwa nach unbezahlten Karenztagen im Krankheitsfall oder dem Abschaffen der telefonischen Krankschreibung. Reimann: „Solche Schnellschüsse bringen uns nicht weiter, lenken von den eigentlichen Effizienzproblemen im Gesundheitswesen ab und gehen auch an den Sorgen und Wünschen der Wählerinnen und Wähler völlig vorbei. Es geht darum, dass das Gesundheits- und Pflegesystem wieder besser funktioniert und gleichzeitig die finanziellen Belastungen der Menschen und der Wirtschaft nicht weiter steigen.“ Die AOK-Gemeinschaft hatte Anfang der Woche hierzu im Rahmen eines Positionspapiers Vorschläge gemacht.

Sorge um Fachkräftemangel in Kliniken und Altenheimen

Laut forsa-Umfrage sind bei den Maßnahmen für die nächsten Jahre die Bekämpfung des Fachkräftemangels in der Kranken- und Altenpflege am wichtigsten (79 Prozent), gefolgt vom Zugang zur ärztlichen Versorgung auch in benachteiligten Regionen (72 Prozent) und von der Verbesserung der Arbeits-bedingungen im Krankenhaus, besonders für das Pflegepersonal (70 Prozent).

Unzufriedenheit mit Qualität der Gesundheitsversorgung besonders im Osten

Gefragt nach der Zufriedenheit mit der Qualität der Gesundheitsversorgung, gaben nur 10 Prozent der Befragten an, sehr zufrieden zu sein. 45 Prozent sind eher zufrieden, während 34 Prozent weniger und 11 Prozent gar nicht zufrieden sind. Besonders groß ist die Unzufriedenheit im Osten Deutschlands: Insgesamt 53 Prozent gaben an, weniger oder gar nicht zufrieden damit zu sein, in den westdeutschen Bundesländern sind es nur 44 Prozent. Reimann: „Zufriedenheitsbefragungen zum deutschen Gesundheitswesen hatten auch schon mal bessere Werte.“

Noch negativer ist die Einschätzung der Befragten für die medizinische Versorgung in der Zukunft: Nur 4 Prozent haben sehr großes Vertrauen darin, dass es in Deutschland gelingen wird, auch in Zukunft eine qualitativ hochwertige und bezahlbare gesundheitliche und medizinische Versorgung aller Bürgerinnen und Bürger sicherzustellen. 36 Prozent haben großes Vertrauen, während 50 Prozent eher weniger Vertrauen und 10 Prozent gar kein Vertrauen haben. Auch das ist laut AOK-Chefin alarmierend.

„Gesundheit und Pflege sind wichtige Themen auch für den Zusammenhalt der Gesellschaft und darüber hinaus aber auch ein zentraler Wirtschaftsfaktor. Ein funktionierendes und bezahlbares Gesundheits- und Pflegesystem zieht Investitionen an und fördert die Ansiedlung neuer Unternehmen in den Regionen. Auch vor diesem Hintergrund muss das Thema politisch noch viel stärker in den Fokus rücken und nicht auf einem Nebenschauplatz abgehandelt werden“, fordert Reimann.

Info

Die Befragung wurde vom 16. bis 18. Dezember 2024 von forsa bundesweit unter 1003 Befragten Erwachsenen ab 18 Jahren durchgeführt.   pm