Da reicht das Kleingeld aus dem Sparschwein nicht mehr aus: Die aktuelle Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) zeigt, dass die Gesamtkosten für einen Heimplatz Ende 2024 bei durchschnittlich 4701 Euro lagen. Foto: John Gomez/stock.adobe.com

WIdO-Analyse zeigt: Eigenanteile von Pflegeheimbewohnern liegen inzwischen bei mehr als 2400 Euro

Die finanzielle Belastung von Pflegebedürftigen, die im Pflegeheim leben, ist laut einer aktuellen Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) erneut gestiegen. Die durchschnittliche Gesamtbelastung der Bewohner liegt inzwischen bei mehr als 2400 Euro und damit wieder deutlich über dem Niveau des Jahres 2021, als die Politik Zuschläge zur Begrenzung der Eigenanteile an den pflegebedingten Aufwendungen eingeführt hatte.

Eine Prognose des WIdO zur weiteren Entwicklung macht deutlich, dass auch die im vergangenen Jahr erfolgte Anhebung der Zuschläge und die in diesem Jahr greifende Dynamisierung der Leistungssätze den Trend zu immer höheren finanziellen Belastungen nicht nachhaltig stoppen werden.

Heimplatz kostet im Schnitt 4701 Euro, Pflegeversicherung zahlt 807 Euro

Die aktuelle Analyse zeigt, dass die Gesamtkosten für einen Heimplatz Ende 2024 bei durchschnittlich 4701 Euro lagen. Davon zahlte die Pflegekasse im Durchschnitt 1470 Euro. Zusätzlich bekamen die Bewohner von der Pflegeversicherung durchschnittlich 807 Euro pro Monat für ihre pflegebedingten Eigenanteile in Form der nach Wohndauer gestaffelten Zuschläge erstattet.

Durchschnittlich 950 Euro mussten sie selbst für die Pflege zuzahlen, hinzu kamen im Schnitt 977 Euro für Unterkunft und Verpflegung sowie 497 Euro für Investitionskosten. Daraus ergibt sich nach Abzug der Zuschläge eine durchschnittliche Gesamtbelastung von 2424 Euro pro Monat. Sie liegt damit wieder deutlich über dem Niveau von vor der Einführung der nach Wohndauer gestaffelten Zuschläge zur Entlastung, die seit dem 1. Januar 2022 greifen.

Bei den Pflegebedürftigen mit langer Wohndauer haben die Zuschläge allerdings für eine deutliche Entlastung gesorgt. So hatten Bewohner mit einer Wohndauer von mehr als drei Jahren – dies sind rund 40 Prozent der vollstationär Pflegebedürftigen – 2024 eine Gesamtbelastung von lediglich 1913 Euro zu tragen. „Insgesamt ist der Trend zu immer höheren Eigenanteilen allerdings ungebrochen“, betont David Scheller-Kreinsen, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO.

Zuzahlungen für die Pflege im Heim steigen weiter

Mit Beginn des Jahres 2025 sind die allgemeinen Leistungssätze der Pflegeversicherung gestiegen: Statt beispielsweise bisher 1775 Euro pro Monat bei Pflegegrad 4 gibt es dann 1855 Euro (plus 4,5 Prozent). „Trotz der Zuschüsse zur Entlastung und der Dynamisierung der Leistungen steigen die Zuzahlungen für die Pflege im Heim weiter. Das hat unter anderem mit gestiegenen Lohnkosten infolge der Verpflichtung der Einrichtungen zur tariflichen Bezahlung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und den inflationsbedingten Tarifsteigerungen zu tun“, erläutert David Scheller-Kreinsen.

In einer Prognose zur weiteren Entwicklung der pflegebedingten Eigenanteile hat das WIdO verschiedene Szenarien durchgespielt. „Wenn man von einer im Vergleich zu den Vorjahren eher moderaten Steigerung der Zuzahlungen um 10 Prozent ausgeht, werden die Eigenanteile inklusive Unterkunft und Verpflegung sowie Investitionskosten im Jahr 2029 eine durchschnittliche Gesamtbelastung von 3812 Euro pro Monat ergeben“, so Scheller-Kreinsen.

Grafik: WIdO

Deutliche Unterschiede auf Landes- und Kreisebene

Die WIdO-Analyse zur Entwicklung im Jahr 2024 umfasst auch einen Vergleich zwischen den einzelnen Bundesländern. Er macht deutlich, dass die Höhe der finanziellen Belastungen der Pflegeheim-Bewohnenden in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich ist: Während die Gesamt-Zuzahlungen Ende 2024 in Nordrhein-Westfalen bei 2764 Euro pro Monat lagen, waren es in Sachsen-Anhalt lediglich 1965 Euro. Besonders groß ist die Spanne bei den Kosten für Unterkunft und Verpflegung: Während in Sachsen-Anhalt nur 774 Euro zu bezahlen sind, sind es in Nordrhein-Westfalen 1234 Euro. Auch bei regionaler Betrachtung zeigt sich eine hohe Varianz: Kreisbezogen zeigt sich eine Spanne der pflegebedingten Zuzahlungen von durchschnittlich 1321 Euro bis 616 Euro je Monat. Dabei ist ein deutliches Süd-Nord-Gefälle sichtbar.

Das drittteuerste Bundesland für Pflegeheimbewohner ist Baden-Württemberg. Während deutschlandweit 2424 Euro für pflegebedingte Eigenanteile, Unterkunft, Verpflegung und Investitionskosten nach Berücksichtigung der nach Wohndauer gestaffelten Leistungszuschläge anfallen, sind es in Baden-Württemberg 2628 Euro. Der dickste Brocken sind die pflegebedingten Eigenanteile mit 1127 Euro, die bundesweit unerreicht sind. Auch bei Unterkunft und Verpflegung liegt man im Südwesten über dem Bundesdurchschnitt. Lediglich bei den Investitionskostem nimmt man im Ländervergleich einen Mittelplatz ein.  

Sieht man auf Kreisebene etwas genauer hin, fällt auf, dass am Stichtag 9. Dezember 2024 diese Pflegeheimkosten im Stadtkreis Pforzheim und in den Landkreisen Calw und Freudenstadt im Bereich zwischen 913 Euro bis 984 Euro liegen, während man im Enzkreis schon 985 Euro bis 1066 Euro hinlegen muss. In den meisten Nachbarkreisen werden sogar 1067 Euro bis 1321 Euro berechnet.   pm/tok

Grafik: WIdO