Eine Masern-Erkrankung bei Kindern und eine Jahre später folgende, immer tödlich endende SSPE muss nicht sein. Eine wirksame und sichere Impfung kann vor den Masern schützen. Und: Durch Immunisierung ist die Häufigkeit der Erkrankungen in Deutschland stark zurückgegangen. Foto: andriano_cz/stock.adobe.com

SSPE: Tödliche Komplikation einer bereits schon länger überstandenen Masern-Erkrankung

Die Zahl der Masern-Fälle weltweit ist laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) zuletzt gestiegen – die Impflücken sind zu groß. Die Viruserkrankung ist alles andere als harmlos: Es ist sogar möglich, dass noch viele Jahre nach einer Infektion Komplikationen auftreten, die tödlich enden. Die Rede ist von SSPE – eine seltene, schwere Gehirnentzündung. Dabei gibt es Impfstoffe, die vor den Masern schützen können.

Erschreckender Anstieg der Masern-Fälle in Europa

Mehr als 42.200 Masernfälle: Das meldeten allein 41 Mitgliedsstaaten der WHO-Region Europa für 2023. Im Jahr zuvor waren es 941 Erkrankungen gewesen.

Und mit Blick auf die weltweite Lage schreibt die WHO: „Nach Jahren des Rückgangs bei den Masern-Impfquoten ist die Zahl der Masernerkrankungen im Jahr 2022 um 18 Prozent angestiegen, Todesfälle haben global um 43 Prozent (im Vergleich zu 2021) zugenommen“. Insgesamt waren 2022 geschätzte 9 Millionen Menschen betroffen – 136.000 starben, die meisten davon Kinder. Weltweite Zahlen zu 2023 wurden noch nicht veröffentlicht.

Quelle: RKI/Grafik: Pharma-Fakten.de

Das Masernvirus ist gefährlich – auch Jahre später

Diese Zahlen zeigen: Das Masernvirus ist eine ernstzunehmende Gefahr. Zu Beginn „zeigen sich Beschwerden wie hohes Fieber, Husten und Schnupfen sowie Entzündungen im Nasen-Rachen-Raum und der Augen-Bindehaut“, so die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Es folgt der typische Hautausschlag. Masern schwächen vorübergehend das Immunsystem. Bei „etwa jedem zehnten Betroffenen treten Komplikationen auf“ – Mittelohr-, Atemwegs-, Lungen- oder sogar Gehirnentzündungen zum Beispiel.

Und: Im Durchschnitt 6 bis 8 Jahre nach einer Infektion mit dem Masernvirus kann eine sogenannte „Subakute Sklerosierende Panenzephalitis“ (SSPE) auftreten. Auch Manifestationen nach bis zu 27 Jahren gab es schon. SSPE ist „eine fortschreitende Entzündung des Gehirns und des Nervensystems und verläuft immer tödlich“, so die BZgA. Das Robert Koch-Institut (RKI) erklärt: „Nach Literaturangaben kommt es durchschnittlich zu 4 – 11 SSPE-Fällen pro 100.000 Masernerkrankungen.“

Doch Kinder sind besonders gefährdet: „So wurde das Risiko, eine SSPE zu entwickeln, für Kinder, die im Alter von <5 Jahren an Masern erkrankten, auf 30 – 60 von 100.000 Masernfällen, für Kinder, die im ersten Lebensjahr erkranken, sogar auf rund 170 von 100.000 Masernfällen geschätzt.“

Impfungen beenden den Masern-Terror

Eine wirksame und sichere Impfung kann vor den Masern schützen. Durch Immunisierung ist die Häufigkeit der Erkrankungen in Deutschland stark zurückgegangen. Die SSPE ist in Ländern mit guten Durchimpfungsraten äußerst selten. Trotzdem gibt es Luft nach oben – denn nicht alle Menschen sind geschützt, auch in der Bundesrepublik nicht: Im Geburtsjahrgang 2019 lag die Impfquote für die zweite Dosis im Alter von 24 Monaten bei rund 80 Prozent – angestrebt werden eigentlich mindestens 95 Prozent.

Hierzulande sterben laut RKI „jährlich etwa 3 – 7 Personen aufgrund der Masern“ – also in Folge einer Erkrankung, die als impfpräventabel gilt. Wer sein Kind schützen will, muss vorbeugen. Das ist im Kampf gegen diese Virengefahr das wichtigstes Werkzeug. Impfen kann Menschenleben retten.

Das RKI erklärt dazu: „Impfungen gegen Masern schützen vor einer hochansteckenden Viruserkrankung, die mit zum Teil schweren Komplikationen einhergehen kann. Eine Infektion mit Masern schwächt das Immunsystem und macht es über Monate bis möglicherweise Jahre anfällig für weitere Infektionen. In Deutschland wird seit über 40 Jahren gegen Masern geimpft. Seitdem sind Masernerkrankungen deutlich zurückgegangen.“ Und, so das RKI: „Hohe Impfquoten sorgen für eine Unterbrechung der Viruszirkulation. Bei einer Immunität in der Bevölkerung von etwa 95% werden auch Personen geschützt, die (noch) nicht geimpft werden können – dazu zählen beispielsweise Säuglinge, Personen mit einer Immunschwäche oder ungeschützte schwangere Frauen. Mit der Impfung schützt der Geimpfte also nicht nur sich selbst, sondern trägt auch zu einem Gemeinschaftsschutz bei.“

Wann soll geimpft werden?

Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Masern-Impfung? Das RKI schreibt dazu: „Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Masern-Impfung als MMR-Kombinationsimpfung mit insgesamt zwei Impfstoffdosen für alle Kinder. Babys und Kleinkinder sollen die erste MMR-Impfung im Alter von 11-14 Monaten erhalten. Die zweite Impfung sollte frühestens 4 Wochen nach der ersten Impfung, im Alter von 15-23 Monaten durchgeführt werden. Eine Impfung <11 Monaten ist unter bestimmten Bedingungen möglich.

Auch Erwachsenen wird seit 2010 eine einmalige MMR-Impfung als Standardimpfung empfohlen, wenn sie nach 1970 geboren sind und ihr Impfstatus unklar ist oder sie in der Kindheit keine oder nur eine Impfung erhalten haben. Lebendimpfstoffe gegen Masern werden in Deutschland seit den 1970er Jahren empfohlen. Personen, die davor geboren wurden, haben mit hoher Wahrscheinlichkeit die Masern durchgemacht und benötigen keine Impfung. Seit Januar 2020 ist eine zweimalige Masern-Impfung darüber hinaus von der STIKO auch für nach 1970 geborene Personen in besonderen beruflichen Tätigkeitsbereichen empfohlen. Hierzu zählt das Personal in medizinischen Einrichtungen, Einrichtungen der Pflege, Gemeinschaftseinrichtungen sowie in Fach-, Berufs- und Hochschulen.“ pharma-fakten/RKI/tok

Auf dieser RKI-Webseite werden die wichtigsten Fragen zur Masern und zur Schutzimpfung beantwortet. pharma-fakten/RKI/tok