Die RKH Gesundheit erwartet für das Jahr 2024 einen Verlust von rund 60 Millionen Euro. Hauptursachen des gestiegenen Defizits sind ein Rückgang der stationären Leistungen, der Fachkräftemangel, hohe Kosten für Leiharbeitskräfte sowie inflationsbedingte Kostensteigerungen. Das betrifft unter anderem auch die Enzkreis-Krankenhäuser in Mühlacker (Foto) und in Neuenbürg. Foto: RKH Gesundheit
RKH Gesundheit plant ein Konsolidierungsprogramm für alle Kliniken
Die RKH Gesundheit steht mit ihren Klinikgesellschaften in den Landkreisen Ludwigsburg, Enzkreis und Karlsruhe wie alle Kliniken in Deutschland vor erheblichen wirtschaftlichen Herausforderungen: Unter Anrechnung der vom Land Baden-Württemberg gewährten Soforthilfen in Höhe von 8,5 Millionen Euro erwartet die RKH Gesundheit für das Jahr 2024 einen Verlust von rund 60 Millionen Euro. Hauptursachen des gestiegenen Defizits sind ein Rückgang der stationären Leistungen, der Fachkräftemangel, hohe Kosten für Leiharbeitskräfte sowie inflationsbedingte Kostensteigerungen.
Aufsichtsrat will kurzfristige Stabilisierung der Finanzsituation
Deswegen hat der Aufsichtsrat der RKH Regionale Kliniken Holding und Services GmbH in seiner jüngsten Sitzung im Dezember 2024 wichtige Maßnahmen zur kurzfristigen Stabilisierung der wirtschaftlichen Situation und die Erarbeitungen einer langfristigen Unternehmensstrategie beschlossen. Zur kurzfristigen wirtschaftlichen Stabilisierung wird die Geschäftsführung beauftragt, ein strategisches Konsolidierungsprogramm mit konkreten Maßnahmen und Schritten zur Ergebnisverbesserung in den jeweiligen Klinikgesellschaften zu erstellen.
Für eine langfristige strategische Ausrichtung der RKH Gesundheit erhielt die Geschäftsführung den Auftrag, eine umfassende standortübergreifende Unternehmens- und Medizinstrategie mit dem Titel „Gemeinsam Gesundheit gestalten“ zu entwickeln. Sie legt Ziele in den Bereichen Medizin, Finanzen, Personal und Infrastruktur und den Fahrplan für die nächsten fünf Jahre fest.
Optimistischer Blick in die Zukunft
„Damit wird der Grundstein gelegt, um die wirtschaftliche Situation zu stabilisieren und die Wettbewerbsfähigkeit der RKH Gesundheit langfristig zu sichern. Unsere Krankenhäuser und Medizinischen Versorgungszentren können sich dabei auf die Unterstützung ihrer Gesellschafter verlassen. Wir blicken trotz der aktuellen Herausforderungen optimistisch in die Zukunft“, resümiert Landrat Dietmar Allgaier, Vorsitzender des Aufsichtsrats der RKH Regionale Kliniken Holding und Services GmbH.
Leistungsstruktur der Standorte anpassen
„Wir planen jetzt, im Einklang mit der aktuellen Krankenhausreform die Leistungsstruktur der einzelnen Standorte zu überprüfen und anzupassen. Ebenso werden wir verstärkt auf ambulante Leistungen setzen. Wir wollen damit einerseits die Qualität unserer Patientenversorgung weiter steigern und stärker in unseren Einzugsgebieten auf uns aufmerksam machen sowie die Wirtschaftlichkeit nachhaltig verbessern“, sagt Dr. Marc Nickel, medizinischer Geschäftsführer der RKH Gesundheit. „Diese Maßnahmen sind die Grundpfeiler für eine langfristige Sicherung des Klinikverbunds. Die RKH Gesundheit hat eine aussichtsreiche Zukunftsperspektive“, so das Fazit des Geschäftsführers.
Die RKH Gesundheit hat Klinik-Standorte in Ludwigsburg, Mühlacker (zwei Häuser), Neuenbürg, Bretten, Bruchsal, Bietigheim-Vaihingen und Markgröningen.
Neu: Klinikgeschäftsführer mit mehr Entscheidungskompetenz
Um eine moderne Führungsstruktur mit klar definierten Verantwortlichkeiten und kürzeren Entscheidungswegen zu etablieren, werden Handeln und Verantwortung zusammengeführt. Deshalb sollen für die Führung der Klinikgesellschaften die Funktion der Regionaldirektoren in Klinikgeschäftsführer überführt werden. Dies ist ein Rollenwechsel, aus dem sich ein höheres Maß an Entscheidungskompetenz und Verantwortung ergibt.
Die Klinikgeschäftsführer werden in der Holding angestellt und in die jeweilige Klinikgesellschaft entsendet. „Auf diese Weise können Entscheidungen direkt vor Ort getroffen werden“, erläutert Dr. Nickel. „Handeln und Verantwortung sind damit deckungsgleich. Das wiederum bindet auch die Mitarbeitenden vor Ort stärker ein und schafft Transparenz, Orientierung und Vertrauen.“ Abgesehen von der RKH Orthopädische Klinik Markgröningen, bei der bereits eine Geschäftsführung besteht, wird für die Klinikgesellschaften RKH Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim, RKH Enzkreis-Kliniken und RKH Kliniken des Landkreises Karlsruhe nun jeweils ein Bewerbungsprozess aufgesetzt. „Die Gesellschafter und wir begrüßen es, wenn sich unsere derzeitigen Regionaldirektoren auf die Position der Geschäftsführung bewerben“, sagt Dr. Nickel.
Nicht auf die Politik verlassen, sondern selbst handeln
Die Geschäftsführung der Dachgesellschaft RKH Gesundheit wird zudem mit zwei weiteren Verantwortungsbereichen ergänzt: So werden für den Bereich Ambulante Medizin und für den Bereich Service- und Dienstleistungen eigene Geschäftsführungen eingesetzt.
„Alle Maßnahmen zielen darauf ab, den Klinikverbund zukunftssicher und effizient zu gestalten. Es geht darum, die wirtschaftliche Stabilität der RKH Gesundheit wiederherzustellen. Und das heißt, wir müssen noch attraktiver für Patienten und Fachkräfte werden“, sagte Axel Hechenberger, kaufmännischer Geschäftsführer der RKH Gesundheit. „Dabei können wir uns nicht auf die derzeit instabile politische Situation verlassen, sondern müssen das Heft des Handelns selbst in die Hand nehmen und alles tun, was in unserer eigenen Macht steht.“ pm