Nicht immer sind Risiken von Wechselwirkungen zwischen Brustkrebstherapien und Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) ausreichend untersucht. So beschleunigen NEM zum Beispiel den Abbau der Medikamente in der Leber oder blockieren deren Aufnahme im Körper. Foto: Nadzeya/stock.adobe.com

Riskante Wechselwirkungen zwischen Brustkrebs-Therapien und Mitteln zur Nahrungsergänzung

Während einer Brustkrebsbehandlung möchten viele Patientinnen ihr Wohlbefinden durch die Einnahme zusätzlicher Vitamine, Mineralstoffe oder pflanzlicher Präparate fördern. Doch der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums rät zur Vorsicht. Eine Kombination von Krebsmedikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) kann unerwartete Wechselwirkungen mit sich bringen und die Behandlung beeinträchtigen.

Nicht immer sind die Risiken von Wechselwirkungen zwischen Brustkrebstherapien und Nahrungsergänzungsmitteln ausreichend untersucht. Es gibt jedoch Hinweise, dass bestimmte Nahrungsergänzungsmittel die Wirksamkeit von Medikamenten verändern und so sogar die Behandlung stören können. So beschleunigen sie zum Beispiel den Abbau der Medikamente in der Leber oder blockieren deren Aufnahme im Körper. Das kann dazu führen, dass die Krebstherapie nicht so wirkt, wie sie sollte. In anderen Fällen können Wechselwirkungen Nebenwirkungen verstärken oder Gesundheitsrisiken mit sich bringen.

Nicht immer notwendig und sinnvoll

Wer sich ausgewogen und abwechslungsreich ernährt, bekommt alle Nährstoffe, die der Körper benötigt. Zusätzlich Vitamine und Mineralstoffe in Form von Nahrungsergänzungsmitteln einzunehmen, ist dann unnötig. Das gilt auch für Brustkrebspatientinnen. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes, betont: „Nahrungsergänzungsmittel sind keine geprüften Arzneimittel. Sie gelten als Lebensmittel. Das heißt, sie müssen sich im Gegensatz zu Medikamenten nicht einer aufwändigen Prüfung auf Wirksamkeit, Nutzen und Sicherheit unterziehen. Außerdem ist die Einnahme dieser Produkte nicht immer harmlos. Eine Überversorgung mit bestimmten Substanzen kann gesundheitsschädlich sein.“

Individuelle Fragen zum Thema Krebs beantworten die Ärzte des Krebsinformationsdienstes täglich von 8 Uhr bis 20 Uhr telefonisch unter 0800-4203040 oder per Mail an krebsinformationsdienst@dkfz.de. Auch unter www.krebsinformationsdienst.de stehen Informationen zur Verfügung.

Antioxidantien und Johanniskraut – im Normalfall hilfreich, bei Krebs ein Problem

Antioxidantien wie beispielsweise Vitamin C oder Vitamin E finden sich häufig in hoher Dosierung in Nahrungsergänzungsmitteln. Sie sollen sogenannte freie Radikale im Körper abfangen und unschädlich machen. Bei Krebstherapien, wie etwa der Strahlentherapie, haben solche Radikale aber die Aufgabe, bösartige Zellen zu zerstören. Fangen die hoch dosierten Antioxidantien die Radikale ab, kann dies die Wirkung einer Strahlentherapie verringern.

Ein Beispiel für ein problematisches pflanzliches Präparat, das sich auch in Nahrungsergänzungsmitteln findet, ist Johanniskraut. Es wird etwa zur Behandlung von depressiven Verstimmungen eingesetzt. Johanniskraut beschleunigt den Abbau von bestimmten Krebsmedikamenten. So kann die Wirkung von Tamoxifen abgeschwächt werden, einem häufig eingesetzten Medikament zur Behandlung von Brustkrebs. Die Krebstherapie ist dann weniger effektiv und das Risiko für ein erneutes Auftreten der Erkrankung steigt.

Abstimmung mit dem Ärzteteam: Der Schlüssel zur Sicherheit

Um mögliche Risiken zu vermeiden, ist es entscheidend, dass Brustkrebspatientinnen ihr Ärzteteam über die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln informieren. Nur so kann individuell geprüft werden, ob es zu Wechselwirkungen mit der Krebstherapie kommen kann. Ein offener Austausch ist wichtig, um sicherzustellen, dass alle Therapiebausteine optimal aufeinander abgestimmt sind.

Allgemeine Informationen zu Nahrungsergänzungsmitteln finden sich unter:

Info

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3000 Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

  • Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
  • Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 7 Standorte)
  • Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
  • Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
  • DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
  • Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)

Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.      pm