Sie haben den „Heldentreff“ vorbereitet: Mitarbeiter von AOK Nordschwarzwald, Enzkreis, Kreis Calw und Pflegende, die seit dem Startschuss der Aktion „Helden des Alltags“ ihre Perspektive einbringen. Foto: Heilemann

Pflegende Angehörige unterstützen: Betroffene, AOK und Sozialexperten planen „Heldentreff“

Sie haben einen „Heldentreff“ im TurmQuartier der Sparkasse Pforzheim Calw mitgeplant, aber so richtig wohl fühlen sich Angela Döpfer und Silvia Roth nicht mit dem Helden-Begriff. Jede von ihnen pflegt neben Beruf und Alltag ihre Mutter, Roth noch einen weiteren nahestehenden Menschen. Doch sie sehen das als Selbstverständlichkeit. „Ich tue das einfach für meine Mama“, sagt Döpfer. Doch einfach ist in der Praxis daran oft gar nichts, erwidert Claus Bannert, Geschäftsführer der AOK Nordschwarzwald.

Pflegenden Aufmerksamkeit und Ideen schenken

Bannert betont dagegen, wie wichtig und herausfordernd das ist, was viele Menschen mit der Pflege von Angehörigen leisten. Am Ende für die gesamte Gesellschaft. Der AOK-Geschäftsführer war es, der Netzwerke anstoßen wollte, um den „Helden des Alltags“, wie er die Betroffenen bezeichnet, Aufmerksamkeit zu geben – und vor allem Hilfsangebote, die wirklich auf ihre alltäglichen Bedürfnisse und Probleme zugeschnitten sind. Katja Kreeb, Sozialdezernentin des Enzkreises unterstreicht ebenfalls die Wertschätzung für diese pflegenden Menschen: „Es gibt da wirklich viele stille Helden.“

Angela Döpfer und Silvia Roth sind zwei von mehreren Pflegenden, die im Juni vergangenen Jahres bei einem „Helden des Alltags“-Frühstück im TurmQuartier der Sparkasse Pforzheim Calw, moderiert von AOK und „Pforzheimer Zeitung“, dabei waren – und seitdem im Hintergrund weiter mitgearbeitet haben. Schließlich soll die Hilfe für pflegende Angehörige dauerhaft funktionieren. Nächster Schritt ist nun eine Messe am Samstag, 15. März, von 10.30 Uhr bis 16 Uhr erneut in den Sparkassenräumen. Der Enzkreis und der Kreis Calw sind dann mit ihren Sozialexpertinnen mit an Bord – und auch bei den Vorbereitungen voll eingebunden.

Treff und praxisnahe Infomesse

Über den Titel wird in der Arbeitsgruppe lebhaft diskutiert: „Heldentreff“ soll die Veranstaltung heißen. Aber gerade den Betroffenen ist wichtig, dass daneben deutlich wird, was sich inhaltlich dahinter verbirgt: Eine praxisnahe Infomesse – mit der Chance auf eine kleine Auszeit für pflegende Angehörige. Die sollen sich Rat holen können. Orientiert an Sorgen, die bei der Auftaktveranstaltung im Juni deutlich geworden sind, gibt es Angebote von den Pflegestützpunkten der Landkreise, vom Kreisseniorenrat. Spezialisten des Deutschen Roten Kreuzes beraten zur Gestaltung von Wohnräumen mit Pflegehilfsmitteln oder zum Hausnotruf, Essen auf Rädern und anderen Alltagsfragen. 

Das Generationsmanagement der Sparkasse erklärt wichtige rechtliche Regelungen wie die Betreuungsvollmacht. Die AOK übernimmt das Thema Versorgung und Versicherung, zeigt beispielsweise, was für sogenannte „ehrenamtliche Pflegehelfer“ an Unterstützung möglich ist. Oder erläutert die Idee der „Zeitpolster“ nach der Menschen, die andere Betreuen sich Gutschriften verdienen, selbst im Alter betreut zu werden.

Auch wie man die familiären Herausforderungen mit dem Berufsleben unter einen Hut bekommt, soll angesprochen werden. An einem schwarzen Brett soll es praktische Tipps von Betroffenen für Betroffene geben – zum Beispiel welche Freizeitziele Rollstühle, Rollatoren und andere Hilfen zur Verfügung stellen, damit man auch mit Pflegebedürftigen noch etwas unternehmen kann. Drei Mal wird in kurzen Vorträgen in die Angebote eingeführt: um 10.30 Uhr, um 12.30 Uhr und um 14 Uhr.

Zonen zum Abschalten

Wichtig ist allen Beteiligten, dass es einen Bereich zwischen den Infoständen gibt, wo Pflegende sich auch selbst ein bisschen pflegen lassen können. Mit Wellnessangeboten zum Beispiel. Mit einem Treff bei Kaffee und kleinen Imbissen – und der Chance auf Gespräche mit anderen Betroffenen. „Die waren auch vergangenen Juni sehr wichtig für uns“, sagen Döpfer und Roth. Weil man viel lerne von Menschen, die in ähnlichen Situationen stecken. Alexander Heilemann