Orthopädie-Schuhmachermeister Ralph Fritz wird bei der Planung von Einlagen für Problemfüße von Daten von 3D-Scannern und deren Verarbeitung durch CAD-Programme unterstützt. Das traditionelle Handwerk kommt dennoch nicht zu kurz. Foto: Sislak Design/Dario De Prisco

Orthopädie-Schuhmacher verbinden traditionelles Handwerk mit modernsten Arbeitstechniken

So einzigartig jedes Paar Füße ist, so sehr muss jedes Paar Schuhe den individuellen Anforderungen entsprechen. Da reicht es nicht nur auf die Schuhgröße zu achten, da müssen auch die Schuhweite, der Fersenhalt und das Fußbett berücksichtigt werden. Und wer spezielle Fußprobleme hat, für den hat der Orthopädie-Schuhmacher die passenden, individuellen Lösungen. Das geht von Einlagen bis hin zum individuell vermessenen, handgefertigten Maßschuh.

Wie sehr sich dabei traditionelles Handwerk und modernste Materialien und Arbeitstechniken verbinden lassen, erklärt im Gespräch mit Vital-Region.de der Orthopädie-Schuhmachermeister Ralph Fritz, Geschäftsführung von H+P Gesunde Schuhe Orthopädie Schuhtechnik GmbH & Co KG in Pforzheim, Am Mühlkanal 1a.

Wie kamen Sie darauf, Schuhmacher zu werden? Aus Freude am Handwerk oder stammen Sie aus einer Schuhmacherfamilie?

Ralph Fritz: Ich wollte einen handwerklichen Beruf ausüben. Zuerst interessierte ich mich auch für den Beruf des Zimmermanns, doch wollte ich nicht immer im Freien bei jeder Jahreszeit draußen arbeiten. Da mein Bruder zu dieser Zeit im Bereich seines Studiums eine Marktanalyse zu verschiedenen Berufen mit Zukunftsperspektive durchführte, kam ich dann auf den Beruf Orthopädie-Schuhmacher. Daraus hat sich dann die Firma H+P Orthopädie-Schuhtechnik GmbH & Co. KG in Pforzheim-Brötzingen entwickelt. H+P entstand im Jahr 2004 durch den Zusammenschluss der beiden ältesten Pforzheimer Orthopädie-Schuhmacher: das im Jahr 1937 von Familie Hammer gegründete Fachgeschäft und die 1912 ins Leben gerufene, seit 1999 von meiner Frau Gerda und mir geführte Firma Pausch.

Was genau gefällt Ihnen an diesem Beruf?

Ralph Fritz: Hier kann ich handwerkliche Arbeit und technische Aspekte mit dem Kontakt zum Menschen verbinden. Dem Kunden mit einem medizinischen Problem an den Füßen kann ich als Orthopädie-Schuhmacher individuell helfen und ihm mit Maßschuhen oder Einlagen und anderen Hilfsmitteln ein Stück Lebensqualität zurückgeben. Mich reizt auch die Kombination von handwerklicher Tradition und modernsten Hightech-Materialien, denn in diesem Spannungsfeld kann ich kreativ sein und mit neuen Ideen maßgeschneiderte Lösungen finden. Ich wirke also in einer wichtigen Branche im Gesundheitswesen mit, die Einsteigern gute Zukunftsaussichten, langfristige Perspektiven und auch aussichtsreiche Karrierewege bietet.

Welche Eigenschaften und Fähigkeiten sollte man idealerweise für diesen Beruf mitbringen?

Ralph Fritz: Wie immer, wenn man Kontakt mit Kunden hat, die ein ganz persönliches Problem quält, muss man zum einen Einfühlungsvermögen und Kommunikationsfähigkeit mitbringen. Schließlich soll das Fuß- oder Gehproblem sensibel und diskret behandelt werden. Zum anderen gehört heute mehr denn je die auch die Arbeit am Computer dazu. Der Fußabdruck wird mit einem digitalen Scanner erstellt. Mit diesen Daten wird zum Beispiel am PC eine CAD-Einlage konstruiert, die optimal auf die Bedürfnisse und Einsatzmöglichkeiten der Kunden abgestimmt ist.

Wie wichtig ist Ihr Konzept einer individuellen Patientenberatung?

Ralph Fritz: Für unsere Kunden nehmen wir uns gerne die nötige Zeit. Die Füße und der Bewegungsapparat müssen genau angesehen werden. Durch unsere hochwertige Beratung finden wir stets individuelle Lösungen. Die technische Entwicklung bestimmt heute den Alltag der Orthopädie-Schuhtechnik. Es wird mit modernsten Messverfahren und Konstruktionstechniken gearbeitet. Trotzdem kann auf eine fachmännische Handarbeit nicht verzichtet werden. Für jeden Kunden gibt es je nach Verwendungszweck und Alltagsbeanspruchung oft mehrere Möglichkeiten. Daher müssen wir für jeden Patienten die gesundheitstechnisch optimale Lösung finden.

Wann benötigt man Maßschuhe?

Ralph Fritz: Wenn die Fehlstellung oder Funktionsstörung der Füße nicht mit den therapeutischen Mitteln wie Schuhkorrektur oder Schuheinlagen zu beheben sind, können orthopädische Maßschuhe helfen. Dieses spezielle Schuhwerk wird in handwerklicher Einzelanfertigung produziert. Dazu werden am individuellen, maßgeschneiderten Schuh gemäß erstellter Diagnose erforderliche Zusatzarbeiten durchgeführt. Im Ergebnis entsteht auf diese Weise der orthopädische Maßschuh. Diese Schuhe sind stets Unikate und können normalerweise nicht von anderen Personen getragen werden.

Der Leisten für die Maßschuhfertigung wird aus Holz geschnitzt. Das Auge des Meister garantiert die Passgenauigkeit. Foto: Sislak Design/Dario De Prisco

Wie lange dauert es, bis ein Paar Maßschuhe fertig ist?

Ralph Fritz: Nach einem individuellen Beratungstermin mit Fußvermessung, Bilddokumentation und anderem mehr wird dies alles bei der Krankenkasse zur Genehmigung eingereicht. Nach Anfertigung der Leisten gibt es noch diverse Voranproben des Schuhs. Bis zur endgültigen Anprobe kann es je nach Aufwand und Modell drei bis sechs Monate dauern.

In wieweit muss man als Hersteller feinster Maßschuhe mit der Mode gehen?

Ralph Fritz: Heutzutage orientiert sich natürlich auch der Maßschuh an der Mode. Es gibt die verschiedensten Ausführungen und Lederfarben. Da ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Mehr über H+P Gesunde Schuhe Orthopädie Schuhtechnik GmbH & Co KG in Pforzheim finden Sie auf https://hp-ortho.de/

Aktuell sucht das Unternehmen Verstärkung in der Werkstatt (Orthopädie-Schuhmacher) und im Verkauf. Kontaktdaten unter https://hp-ortho.de/