Sind Schlafstörungen bei Vollmond Realität, ein Mythos, selbsterfüllende Prophezeiung oder selektive Wahrnehmung? Foto: rai/stock.adobe.com

Natureffekt oder Einbildung? Schläft man bei Vollmond wirklich schlechter?

Viele von uns kennen das Gefühl: Der Vollmond scheint hell am Nachthimmel, und plötzlich ist es, als hätte sich der Schlaf verabschiedet. Wir wälzen uns hin und her, die Gedanken kreisen, und der erholsame Schlaf scheint weit entfernt. Doch was ist dran an der weit verbreiteten Annahme, dass der Mond unseren Schlaf beeinflusst? Kann der Motor der Gezeiten nicht nur den Meeresspiegel beeinflussen, sondern auch unsere Schlafqualität?

Der Mythos vom Mond und Schlaf

Wie wichtig der Mond für das Leben der Menschen schon seit Tausenden von Jahren ist, zeigen kulturhistorische Objekte wie die „Himmelsscheibe von Nebra“. Hier haben Menschen den Lauf des Mondes bereits vor geschätzten 3700 bis 4100 Jahren auf einer Bronzeplatte verewigt – die nach heutigem Stand älteste bekannte konkrete Himmelsdarstellung.

Auch die Vorstellung, dass der Mond unseren Schlaf beeinflusst, ist keineswegs eine moderne Erfindung. Seit Jahrhunderten ranken sich Mythen und Legenden um „Luna“, von Werwölfen bis hin zu schlaflosen Nächten bei Vollmond. Bereits im Werk „Naturalis Historia“ des römischen Arztes und Naturforschers Plinius dem Älteren, der im 1. Jahrhundert n. Chr. lebte, finden sich Hinweise darauf, dass der Mondzyklus verschiedene Aspekte des menschlichen Lebens beeinflusst, darunter auch den Schlaf.

Was Studien sagen

Tatsächlich berichten auch viele moderne Menschen, dass sie bei Vollmond schlechter schlafen. Aber lässt sich dieses Phänomen auch wissenschaftlich belegen?

In der modernen Wissenschaft wurde der Zusammenhang zwischen Schlaf und Mond erst deutlich später systematisch untersucht. Die frühesten wissenschaftlichen Studien, die explizit den Einfluss des Mondes auf den Schlaf analysierten, stammen aus den 1960er und 1970er Jahren. Seitdem gab es eine Reihe von Untersuchungen mit unterschiedlichen Ergebnissen, wobei einige einen Einfluss des Vollmonds auf den Schlaf postulierten, während andere keinen signifikanten Zusammenhang feststellen konnten.  

Eine der bekanntesten Studien stammt aus der Schweiz und wurde 2013 veröffentlicht. Die Forscher fanden heraus, dass die 33 Teilnehmer bei Vollmond im Durchschnitt 20 Minuten weniger schliefen und durchschnittlich 5 Minuten länger brauchten, um einzuschlafen. Die Phasen des Tiefschlafs waren 30 Prozent kürzer. Auch die Melatonin-Werte waren bei Vollmond niedriger. Melatonin ist dasjenige Hormon, das maßgeblich den Schlaf-Wach-Rhythmus steuert: nachts steigen die Werte im Körper, tagsüber wird weniger Melatonin gebildet.

Die Schweizer Studie erregte viel Aufsehen, doch später kamen Zweifel auf – nicht nur wegen der geringen Probandenzahl innerhalb der Studie. Eine Nachuntersuchung von Studien durch Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München fand 2014 keinen Zusammenhang zwischen gestörtem Schlaf und den verschiedenen Mondphasen.

Schlaflos – nicht nur in Seattle

Eine weitere aktuelle Untersuchung aus dem Jahr 2021, die in „Science Advances“ veröffentlicht wurde, kam wiederum zu anderen Ergebnissen. Diese Studie untersuchte das Schlafverhalten von indigenen Menschen aus Argentinien sowie Studenten aus der US-amerikanischen Stadt Seattle. Sie konnte zeigen, dass Menschen tatsächlich in den Tagen vor dem Vollmond weniger schliefen. In den drei bis fünf Tagen bis zum Vollmond benötigten alle Teilnehmer-Gruppen 30 bis 80 Minuten länger zum Einschlafen. Zudem schliefen sie insgesamt 20 bis 90 Minuten weniger.

Dabei zeigten sich nur geringe Unterschiede zwischen den Stadtbewohnern, die nachts viel Kunstlicht ausgesetzt sind, und den indigenen Versuchsteilnehmern, die mehr oder weniger stark ausgeprägt ohne künstliches Licht leben.

Eine mögliche Erklärung ist eine evolutionäre Anpassung: Unsere Vorfahren nutzten das hellere Mondlicht, um Aktivitäten in der Nacht zu planen.

Wie groß ist der Einfluss des Mondes nun wirklich?

Obwohl es Hinweise darauf gibt, dass der Mond Einfluss auf unseren Schlaf haben könnte, ist der Effekt wahrscheinlich eher gering und wird von vielen anderen Faktoren überlagert. Schlafstörungen können durch eine Vielzahl von Einflüssen verursacht werden, wie Stress, unausgewogene und schlafhindernde Ernährung, Alkohol, ungeeignete Schlafumgebung, insgesamt mangelnde Schlafhygiene und individuelle biologische Rhythmen. Der Mond ist dabei wohl, wenn überhaupt, eher ein kleiner Mitspieler als der Hauptakteur.

Selbsterfüllende Prophezeiung und selektive Wahrnehmung?

Einige Wissenschaftler vermuten, dass der Glaube an den Einfluss des Mondes auf unseren Schlaf zudem eine Art selbst erfüllende Prophezeiung sein könnte. Wer davon überzeugt ist, bei Vollmond schlechter zu schlafen, achtet möglicherweise stärker auf seine Schlafprobleme bei Vollmond und verstärkt so die Wahrnehmung dieser Nächte als besonders schlafgestört.

Stimmt also die Erwartung „Vollmondnacht = schlechter Schlaf“, wird dieses Beispiel behalten und weitererzählt, Vollmondnächte mit gutem Schlaf hingegen werden nicht erinnert, nicht weitererzählt und letztlich unter den Tisch fallen gelassen oder schlicht vergessen.

Was tun bei schlaflosen Vollmondnächten?

Falls Sie zu denjenigen Menschen gehören, die bei Vollmond schlechter schlafen, gibt es keinen Grund zur Sorge. Auch wenn der Mond vielleicht einen kleinen Einfluss hat, können Sie mit ein paar einfachen Tipps und Tricks den Schlafstörungen entgegenwirken:

  • Beachten Sie die Regeln der Schlafhygiene. Halten Sie beispielsweise Ihre Schlafumgebung dunkel, kühl und ruhig.
  • Führen Sie ein Schlaftagebuch und notieren Sie unter anderem, welche Mondphase bei besonders gutem oder schlechtem Schlaf vorherrschte.
  • Meditation, Progressive Muskelentspannung, Yoga, Autogenes Training oder Atemübungen können helfen, das Gedankenkarussell zu stoppen und zur Ruhe zu kommen.
  • Wenn Sie sich vom Mond gestört fühlen, versuchen Sie, den Gedanken loszulassen. Manchmal hilft es, das Fenster zu verdunkeln oder sich autosuggestiv vorzustellen, dass der Mond Ihnen einen ruhigen Schlaf schenkt.
  • Eine ausgewogene, gesunde Ernährung wirkt sich ebenfalls positiv auf die Qualität des Schlafes aus.
  • Eine weitere Möglichkeit ist es, die schlaffördernden Eigenschaften von Heilpflanzen wie Baldrian, Melisse oder Passionsblume zu nutzen. Im pflanzlichen Schlafmittel Pascoflair® Night (rezeptfrei in der Apotheke erhältlich) sind diese bewährten Arzneipflanzen miteinander kombiniert und ergänzen sich gegenseitig.

Falls Sie also das nächste Mal bei Vollmond wachliegen, denken Sie daran: Es könnte genauso gut der späte Kaffee, der Stress im Job oder das nächtliche Scrollen auf dem Handy sein, das Sie wachhält – und nicht (nur) der Mond. Auf „Luna“ hat man keinen Einfluss, Schlafhygiene & Co. kann man hingegen aktiv selbst beeinflussen.    pm/Thomas Kammler