„Die meisten Brustkrebspatientinnen haben eine gute Prognose“, teilt das Deutsche Krebsforschungszentrum mit. Durch das Mammographie-Screening wird Brustkrebs bei vielen Frauen früh erkannt und ist dadurch in der Regel heilbar. Foto: Peakstock/stock.adobe.com
Mehr Brustkrebs-Fälle erwartet, aber Sterblichkeit sinkt deutlich
Eine Studie aus England zeigt: Es ist der Medizin gelungen, die Sterberate in Folge einer Brustkrebserkrankung deutlich zu senken. Dazu wurden in einer Kohortenstudie die Daten von über 500.000 Frauen ausgewertet. Seit den 1990ern ist das Sterberisiko fünf Jahre nach Diagnose von 14,4 auf 4,9 Prozent gesunken.
Die Studie wurde im renommierten British Medical Journal veröffentlicht, wie pharma-fakten.de berichtet.
In England gibt es den National Disease Registration Service (NDRS); die Behörde erhebt, sammelt und analysiert Gesundheitsdaten von Menschen mit Krebs oder seltenen Erkrankungen. Erstmals wurden auf der Insel 1947 Daten von Krebspatienten erfasst – zunächst regional, später dann zentralisiert. Die Datensammlung ist eine Schatztruhe für Gesundheitsexperten, die zum Beispiel wissen wollen, ob sich die Fortschritte in der Behandlung bestimmter Erkrankungen auch wirklich als solche erweisen. Und sie sind eine wichtige Informationsquelle für Menschen mit Krebs, die von ihren Ärzten wissen wollen, wie ihre Chance ist, die Krankheit zu überleben.
Sterberisiko für Frauen deutlich gesenkt
Im Fall von Brustkrebs konnte das Team um die Onkologin Professor Carolyn Taylor an der Uni Oxford die Daten von 512.447 Frauen auswerten, die zwischen Januar 1993 und Dezember 2015 eine Brustkrebsdiagnose bekamen. In der digitalen Medizin sind große Datenmengen sehr wertvoll, weil sie genauere Auswertungen möglich machen. Die Grafik zeigt, wie sehr sich das Leben der Frauen mit Brustkrebs in den vergangenen 30 Jahren verändert hat: Lag das Sterberisiko Anfang der 1990er-Jahre fünf Jahre nach der Diagnose noch bei 14,4 Prozent, sank es in der Periode zwischen 2010 und 2015 auf 4,9 Prozent.
Das Team aus Oxford schreibt dazu: „Neue systemische Therapien wurden klinischer Standard, Chirurgie und Strahlentherapie wurden zielgerichteter. Diese Entwicklungen sind für einen Teil des Rückgangs der Krebssterblichkeit verantwortlich.“ Auch der positive Effekt von Trastuzumab für Frauen mit Brustkrebs mit einer HER2-Überexpression – der Antikörper kam Anfang 2000 im klinischen Alltag an – lässt sich aus der Studie herauslesen.
Die Sterblichkeitsrate variiert und ist abhängig von Tumortyp und -größe, Alter und Gesundheitszustand der Patientin oder von der Anzahl der Knoten. Mit der Studie gibt das Team um Carolyn Taylor Behandlern die Möglichkeit an die Hand, das individuelle Risiko von Patientinnen besser einzuschätzen und eine genauere Prognose abzugeben.
Brustkrebs ist der häufigste Krebs bei Frauen
Von allen Krebsarten, die eine Frau bekommen kann, ist Brustkrebs mit Abstand die häufigste – weltweit sind jedes Jahr mehr als zwei Millionen betroffen. In Deutschland sind es ungefähr 70.000 Patientinnen. Etwa 13 von 100 Frauen erkranken im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs – oder rund jede achte Frau in Deutschland.
„Die meisten Brustkrebspatientinnen haben eine gute Prognose“, heißt es beim Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). „Denn Brustkrebs wird durch das sogenannte Mammographie-Screening bei vielen Frauen früh erkannt und ist dadurch in der Regel heilbar.“ Auf Frauen mit Metastasen trifft das nicht zu; metastasierter Brustkrebs gilt als nicht heilbar. „Patientinnen haben in dieser Situation aber oft noch viele Therapiemöglichkeiten und leben noch längere Zeit.“
Nur mäßig Lust auf Brustkrebsvorsorge
Möglichkeiten der Vorbeugung sind begrenzt – aber wie bei vielen anderen Krebsarten gelten auch beim Mamma-Karzinom Alkoholkonsum und Übergewicht als vermeidbare Risikofaktoren. Eine frühe Diagnose kann die Heilungschancen bei Brustkrebs erhöhen. Und doch nimmt nur jede zweite Frau regelmäßig Untersuchungen zur Früherkennung wahr, wie aus der Studie eines Biotechnologie-Unternehmens hervorgeht.
Eine repräsentative Befragung unter 1000 Deutschen im Auftrag von Amgen hatte jedoch gezeigt, dass nur 49 Prozent der Frauen regelmäßig die Angebote zur Brustkrebsvorsorge wahrnehmen. Dazu gehören etwa Tastuntersuchungen von Brustdrüsen und Lymphknoten, die Frauen ab 30 einmal im Jahr auf Kosten der gesetzlichen Krankenkassen zustehen. Zwischen 50- und 69-Jährige werden alle zwei Jahre zur Mammografie in ein spezialisiertes Untersuchungszentrum eingeladen.
Frühe Diagnose rettet Leben
Zur Behandlung von Brustkrebs stehen unterschiedliche Therapien zur Verfügung. Je nach Erkrankungsform (Subtyp) kommt eine Operation, Chemotherapie, Bestrahlung, Antihormontherapie, eine zielgerichtete Therapie (u.a. Biopharmazeutika) oder eine Kombination verschiedener Verfahren in Frage.
Je früher die Diagnose der Tumorerkrankung getroffen wird, desto besser. „Untersuchungen helfen, Brustkrebs in einem frühen Stadium zu erkennen und ihn so früher und besser behandeln zu können“, erklärt Dr. Stefan Kropff, Executive Medical Director der Amgen GmbH. „Zugleich haben innovative Therapien in den vergangenen Jahren die Heilungs- und Überlebenschancen von Brustkrebspatientinnen erhöht. Trotz steigender Rate an Neuerkrankungen sinkt die Zahl der Sterbefälle durch verbesserte Früherkennung und individuelle Therapiekonzepte.“
Gleichzeitig läuft die pharmazeutische Forschung auf Hochtouren. Das Ziel: Auch fortgeschrittenen Stadien und bislang schwerbehandelbaren Erkrankungen ihren Schrecken nehmen.
Immer mehr Brustkrebs-Fälle erwartet
Brustkrebs ist der am häufigsten diagnostizierte bösartige Tumor weltweit: Er macht rund 12 Prozent aller jährlichen Krebs-Neuerkrankungen aus. Die Zukunft verspricht keine Besserung: Ein internationales Team aus Wissenschaftlern prognostiziert in einer Studie einen enormen Anstieg der Fälle. Demnach könnten 2040 fast 41 Prozent mehr Menschen eine Diagnose erhalten als noch 2020, wie pharma-fakten.de berichtet.
Im Jahr 2020 bekamen weltweit fast 2,3 Millionen Menschen die Nachricht: „Sie haben Brustkrebs.“ Rund 685.000 Betroffene verloren ihren Kampf gegen das sogenannte Mamma-Karzinom – als wäre eine Stadt in der Größe von Stuttgart so gut wie ausgelöscht. Am häufigsten sind Frauen ab einem Alter von 50 Jahren betroffen.
Auf Basis von aktuellen Erkrankungszahlen und der erwarteten demografischen Entwicklung haben Wissenschaftler der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) und von anderen Instituten im Fachmagazin „The Breast“ eine Prognose gewagt: „Bis 2040 wird die Krankheitslast […] weiter zunehmen“. Sie gehen dann von über drei Millionen Neuerkrankungen (+40,8 Prozent im Vergleich zu 2020) und 1 Millionen Todesfällen (+51,9 Prozent) pro Jahr aus – allein schon wegen der wachsenden und immer älter werdenden Weltbevölkerung. pm