Spitzensportler, die intensiv an Orten mit hoher Luftverschmutzung trainieren, müssen mit Hyperreaktivität und Funktionsstörungen der Atemwege rechnen. Foto: Denys Kurbato/stock.adobe.com
Luftverschmutzung am Trainingsort schadet Atemwegen von jungen Spitzensportlern
Eine kürzlich in Belgien durchgeführte Studie hat die potenziellen Auswirkungen der Luftverschmutzung auf die Atemwege von Spitzensportlern in ihrer Frühkarriere aufgezeigt. Während körperliche Betätigung bekanntermaßen die allgemeine Gesundheit verbessert, deutet die Studie darauf hin, dass intensive körperliche Aktivität in einer verschmutzten Umgebung als Stressfaktor für die Atemwegsbarriere wirken kann.
Höhere Konzentration an Fresszellen in den Lungenbläschen
Die Zusammenfassung wurde auf dem Jahreskongress der Europäischen Akademie für Allergologie und klinische Immunologie (EAACI) in Hamburg vorgestellt. Die Studie konzentrierte sich auf junge Elitesportler im Alter von 12 bis 18 Jahren und zielte darauf ab, die Exposition und Auswirkungen von Luftschadstoffen auf ihre Atemwege zu untersuchen. Die Ergebnisse liefern wertvolle Erkenntnisse über die Gesundheit der Atemwege junger Sportler und geben Aufschluss über die potenziellen Folgen intensiver sportlicher Betätigung in Gebieten mit hoher Luftverschmutzung.
Die Sputumproben der Sportler wurden analysiert und mit Proben von Kontrollpersonen verglichen, die weniger als sechs Stunden pro Woche Sport trieben. Die Ergebnisse zeigten, dass die Athleten in ihren Sputumproben im Vergleich zur Kontrollgruppe deutlich höhere Konzentrationen an kohlenstoffgeladenen Alveolarmakrophagen (AMs) aufwiesen. AMs sind Fresszellen des Immunsystems, die in den Lungenbläschen (Alveolen) zum Beispiel die Reinigung der Lunge übernehmen, indem sie sich Fremdpartikel wie Erreger, Staub oder Ruß einverleiben. Sie sind aber auch an Entzündungs- und Überempfindlichkeitsreaktionen beteiligt.
Mehr Feinstaun und Rußpartikel in der Lunge
Auch die Anzahl der Partikel in den Makrophagen und der prozentuale Anteil der von Rußpartikel besetzten Fläche waren bei den Sportlern im Vergleich zu den Kontrollpersonen deutlich erhöht. Diese Ergebnisse können auf den hohen Ventilationsbedarf der Sportler während des Trainings zurückgeführt werden, der zu einer erhöhten Belastung durch Luftschadstoffe führt.
Mittels einer multiplen linearen Regressionsanalyse, bei der Faktoren wie Luftfeuchtigkeit, Temperatur, Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index (BMI) und Atopiezustand berücksichtigt wurden, identifizierte die Studie PM10 und PM2.5 (Feinstaub) als unabhängige Prädiktoren für den maximalen Abfall des forcierten Ausatmungsvolumens in einer Sekunde (FEV1) EVH-Test (=eukapnischer freiwilliger Hyperventilationstest). Dies deutet darauf hin, dass das Ausgesetztsein der jungen Sportler gegenüber höheren Konzentrationen dieser Feinstaubpartikel zu einer erhöhten Hyperreaktivität und Dysfunktion der Atemwege bei Sportlern beitragen kann.
Erhöhte Hyperreaktivität und Dysfunktion der Atemwege
Darüber hinaus wurde in der Studie beobachtet, dass Sportler, die höheren PM10-Konzentrationen ausgesetzt waren, eine signifikant geringere Expression von Tight Junctions aufwiesen, die für die Aufrechterhaltung der Integrität der Atemwegsbarriere wichtig sind, als Sportler, die niedrigeren Konzentrationen ausgesetzt waren. Dies deutet darauf hin, dass eine erhöhte Luftverschmutzung durch die Beeinträchtigung der Atemwegsbarriere eine kurzfristige Hyperreaktivität und Funktionsstörung der Atemwege hervorrufen kann.
Janne Goossens, Doktorandin an der KU Leuven, kommentierte: „Unsere Studie unterstreicht die möglichen Auswirkungen der Luftverschmutzung auf die Atemwege von Spitzensportlern im frühen Stadium ihrer Karriere. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass intensives Training in verschmutzten Gebieten eine Herausforderung für die Gesundheit der Atemwege darstellen kann und zu einer erhöhten Hyperreaktivität und Dysfunktion der Atemwege führt. Es ist von entscheidender Bedeutung, das Bewusstsein für die potenziellen Risiken im Zusammenhang mit hoher Luftverschmutzung zu schärfen und Maßnahmen zum Schutz der Atemwege von Sportlern zu ergreifen.“
Diese Ergebnisse tragen zu den wachsenden Erkenntnissen über die gesundheitlichen Auswirkungen der Luftverschmutzung bei und unterstreichen, wie wichtig es ist, die Schadstoffwerte zu senken, um die Gesundheit der Atemwege zu schützen, insbesondere bei Personen, die sich intensiv körperlich betätigen.
Informationen zu EAACI:
Die Europäische Akademie für Allergologie und klinische Immunologie (EAACI) ist eine Vereinigung von Klinikern, Forschern und Angehörigen anderer Gesundheitsberufe, die 1956 gegründet wurde. Die EAACI widmet sich der Verbesserung der Gesundheit von Menschen, die von allergischen Erkrankungen betroffen sind. Mit mehr als 15000 Mitgliedern aus 125 Ländern und über 75 nationalen Gesellschaften für Allergologie ist die EAACI die wichtigste Quelle für Fachwissen in Europa und weltweit zu allen Aspekten der Allergie.