Der Einfluss der biologischen Uhr auf Entstehung und Therapie von Depressionen wurde bei Mäusen nachgewiesen. Bei Menschen dürfte es ähnlich funktionieren. Da das Antidepressivum Ketamin die biologische Uhr im Gehirn beeinflusst, könnten neue Erkenntnisse über die Funktionsweise des internen Zeitmesssystems zu neuen, gezielten Therapieansätzen mit Ketamin führen. Foto: ArtemisDiana/stock.adobe.com
Ketamin-Therapie optimieren: Biologische Uhr spielt wichtige Rolle bei Depressionen
Schwere Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen weltweit. Trotz zahlreicher verfügbarer Antidepressiva benötigen viele Patienten lange, um eine geeignete Therapie zu finden. Dass Störungen der biologischen Uhr mit der Entwicklung depressiver Symptome zusammenhängen und diese auch ein wirksamer Ansatzpunkt für neue Therapien sein könnten, zeigen Ärzte und Forscher des Universitätsklinikums Freiburg und des Instituts für Neurowissenschaften (INCI) Strasbourg im Tiermodell.
Die Studie wurde am 23. August 2024 im Journal „Nature Communications“ veröffentlicht.
Biologische Uhr spielt Schlüsselrolle bei Depressionstherapie
„Unsere Forschungsergebnisse legen nahe, dass die biologische Uhr im Gehirn eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung und Therapie von Depressionen spielt“, erklärt PD Dr. Tsvetan Serchov, Leiter der Studie und Forschungsgruppenleiter am Institut für Neurowissenschaften (INCI) Strasbourg und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg. „Besonders interessant ist, dass die pharmakologische Modulation der biologischen Uhr neue und gezielte Wege für Therapien eröffnen kann.“
Circadiane Rhythmen, also biologische Zyklen von etwa 24 Stunden – die sogenannte biologische Uhr, beeinflussen viele Körperfunktionen. In der aktuellen Studie wurde ein Mausmodell für stressinduzierte Depressionen untersucht. Dabei zeigten die Forscher eine Veränderung der biologischen Uhr im medialen präfrontalen Cortex, einem Hirnareal, das für die Stimmungsregulierung wichtig ist.
Interessanterweise konnte Ketamin, ein schnell wirkendes Antidepressivum, diese Störungen korrigieren. Eine solche Behandlung könnte insbesondere die glutamaterge Plastizität im Gehirn beeinflussen, die mit Lernen und Depressionen in Verbindung gebracht wird.
Positive Ketamin-Wirkung weiter optimieren
„Diese Ergebnisse unterstreichen das Potenzial für neue medikamentöse Therapieansätze, die die biologische Uhr zum Ziel haben“, sagt Prof. Dr. Claus Normann, Leiter der Sektion Psychopharmakologie an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg.
„Mit Ketamin haben wir bereits ein schnell wirksames Medikament, dessen Wirkung wir jetzt noch besser verstehen. Mit den neuen Erkenntnissen können wir die Therapie weiterentwickeln und noch gezielter einsetzen.“
Weitere Studien müssen nun die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den Menschen prüfen. pm
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Originaltitel der Publikation: „Prefrontal cortex molecular clock modulates development of depression-like phenotype and rapid antidepressant response in mice.“
DOI: 10.1038/s41467-024-51716-9
Link zur Studie: www.nature.com/articles/s41467-024-51716-9?utm_source=rct_congratemailt&utm_medium=email&utm_campaign=oa_20240823&utm_content=10.1038/s41467-024-51716-9
Was ist die biologische Uhr und wie funktioniert sie?
Die biologische Uhr des Menschen, auch als zirkadianer Rhythmus bekannt, ist ein internes Zeitmesssystem, das viele physiologische Prozesse im Körper steuert. Sie reguliert verschiedene Funktionen wie Schlaf-Wach-Zyklen, Hormonproduktion, Körpertemperatur und Stoffwechsel. Die biologische Uhr funktioniert durch die Synchronisation von biologischen Prozessen mit dem 24-Stunden-Zyklus der Erde. Sie wird hauptsächlich durch Licht und Dunkelheit beeinflusst. Licht, insbesondere das blaue Licht, spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulierung des Schlafhormons Melatonin, das in der Dunkelheit produziert wird und den Schlaf fördert. Die Hauptstruktur, die die biologische Uhr steuert, ist der (SCN) im Hypothalamus des Gehirns.
Die biologische Uhr steuert eine Vielzahl von Prozessen, darunter:
- Schlaf-Wach-Rhythmus: Bestimmt, wann wir müde sind und wann wir wach sind.
- Hormonproduktion: Reguliert die Ausschüttung von Hormonen wie Melatonin und Cortisol.
- Körpertemperatur: Beeinflusst die Körpertemperatur, die im Laufe des Tages schwankt.
- Stoffwechsel: Beeinflusst, wie der Körper Nährstoffe verarbeitet und Energie nutzt.
Die biologische Uhr kann beeinflusst werden, jedoch ist dies oft mit Herausforderungen verbunden. Faktoren, die die biologische Uhr verändern können, sind:
- Licht: Künstliches Licht, insbesondere in den Abendstunden, kann den zirkadianen Rhythmus stören.
- Reisen über Zeitzonen: Jetlag tritt auf, wenn die innere Uhr nicht mit der neuen Zeitzone übereinstimmt.
- Schichtarbeit: Unregelmäßige Arbeitszeiten können den natürlichen Rhythmus stören.
- Lebensstil: Ernährung, Bewegung und Stress können ebenfalls Einfluss auf die biologische Uhr haben.
Um die biologische Uhr zu regulieren, können Strategien wie eine regelmäßige Schlafenszeit, ausreichende Tageslichtexposition und die Vermeidung von Bildschirmzeit vor dem Schlafengehen hilfreich sein. tok