Mit einer Adipositas-Operation können Patienten nicht nur schnell viel Gewicht, sondern auch depressive Symptome verlieren. Auch Angstsymptome und Essstörungen können reduziert werden. Aber es können sich auch negative Auswirkungen einstellen. Foto: heike114/stock.adobe.com

Adipositas-OP reduziert Angststörungen, Depressionen und Essstörungen – Nicht ganz ohne Risiko

Eine Adipositas-Operation kann laut der Ergebnisse eines Umbrella-Reviews chinesischer Autoren psychische Erkrankungen wie Angstzustände, Depressionen und Essstörungen verbessern. Allerdings wurde in Assoziation mit bariatrischer Chirurgie (Operationen, die den Magen und/oder Darm verändern, um eine Gewichtsabnahme einzuleiten) auch ein höheres Risiko für Suizid und Alkoholmissbrauch festgestellt.

Adipositas ist ein schwerwiegendes, globales Gesundheitsproblem des 21. Jahrhunderts – in den USA sind mehr als 35 % der Männer und 40 % der Frauen stark übergewichtig. Laut der Studienautoren gibt es zunehmend Hinweise auf einen wechselseitigen Zusammenhang zwischen psychischen Erkrankungen und Adipositas, insbesondere bei Kandidaten für eine bariatrische Operation, wie das DeutschesGesundheitsPortal (DGP) berichtet.

Bariatrische Operationen liefern positive Effekte und bergen Risiken

Ein aktueller Umbrella-Review aus China hat sich nun mit den Auswirkungen der bariatrischen Chirurgie auf die psychische Gesundheit der Patienten beschäftigt. Hierzu wurden die Datenbanken PubMed, Embase, Web of Science und Cochrane Library nach geeigneten systematischen Reviews und Metaanalysen durchsucht.

Die Recherche ergab 1251 Studien. Als relevant identifizierten die Autoren neun Studien und 20 Studienergebnisse zur psychischen Gesundheit. Bariatrische Operationen sind demnach mit einer signifikanten Verbesserung in Bereichen wie Angstzuständen, Depressionen und Essstörungen (einschließlich Binge-Eating) assoziiert. Es konnten aber auch Zusammenhänge mit Suizid, Selbstverletzung und einer Alkoholmissbrauchsstörung (AUD) gesehen werden.

Deutlich weniger depressive Symptome nach einer OP

Depressionen waren das am häufigsten untersuchte Ergebnis nach einer Adipositas-OP (vier Artikel). Hochwertige Evidenz belegte, dass sich der Score depressiver Symptome nach einer bariatrischen Operation innerhalb eines zweijährigen Nachbeobachtungszeitraums deutlich verbesserte. Evidenz von geringer Qualität zeigte, dass eine bariatrische Operation depressive Symptome unabhängig von Alter und BMI reduzieren kann (Odds Ratio, OR: 0,49).

Unabhängig vom postoperativen BMI gingen Angstsymptome bei Frauen über 40 messbar zurück (OR: 0,58). Eine Adipositas-Operation kann zudem, so zeigten es Studiendaten, das Auftreten von Essstörungen und Symptomen unabhängig von der Operationstechnik reduzieren.

Eine schwedische Studie zeigt, dass Magenbypass-Operationen bei schwer adipösen Jugendlichen hilfreich und sicher sein können. Foto: Henrie/stock.adobe.com

Risiko für Alkoholmissbrauch und Suizid

Es gab keine Veränderungen im Hinblick auf eine Alkoholmissbrauchsstörung während der Nachbeobachtungszeit in den ersten zwei Jahren nach einer bariatrischen Operation, im dritten Jahr stieg das Risiko für Alkoholmissbrauch allerdings an (OR: 1,825).

Das Risiko für Suizid stieg nach dieser Analyse nach bariatrischen Operationen an, auf Basis einer Analyse über drei Kohorten- bzw. Fall-Kontroll-Studien mit 132.314 Personen mit oder ohne OP über eine Nachbeobachtungszeit von acht bis zehn Jahren, mit einer recht geringen Heterogenität (15 %). Eine Analyse zu Selbstverletzungen hingegen litt an sehr hoher Heterogenität (99 %) mit Evidenz niedriger Qualität.

Bariatrische Chirurgie reduziert Ängste und Essstörungen

Die bariatrische Chirurgie kann laut der Ergebnisse des Umbrella-Reviews somit womöglich psychische Erkrankungen wie Angstzustände, Depressionen und Essstörungen positiv beeinflussen. Ärzte und Therapeuten sollten bei Adipositas auch die psychische Gesundheit im Auge behalten und speziell eventuellen suizidalen Risiken frühzeitig entgegenwirken, so das weitere Fazit der Studienautoren.    DGP