Wenn die Zecke so festsitzt, kann es vorkommen, dass beim Abziehen oder Abdrehen des Zeckenkörpers der Kopf in der Stichwunde steckenbleibt. Wer sichergehen will, dass er gegen eine durch Zecken übertragene FSME-Erkrankung geschützt ist, sollte sich unbedingt impfen lassen. Foto: Smileus/stock.adobe.com

Kaum Lust auf FSME-Impfung: Wo sind Zeckenstiche besonders gefährlich?

Wer oft in der Natur unterwegs ist, macht früher oder später Bekanntschaft mit Zecken. Die kleinen Tiere lauern in Wäldern, im Gebüsch und in hohem Gras und saugen sich – oft unbemerkt – am Körper fest. In vielen Fällen ist ein Zeckenstich harmlos, doch er kann auch schwerwiegende Folgen haben. Denn durch Zecken können Krankheitserreger wie Borreliose-Bakterien oder FSME-Viren (Frühsommer-Meningoenzephalitis) übertragen werden.

Erschreckend schwache Impfbereitschaft

2023 wurden 475 FSME-Erkrankungen an das Robert Koch-Institut (RKI) übermittelt, die die Referenzdefinition des RKI erfüllten. Dies entspricht einer Abnahme von 16 % gegenüber dem Vorjahreswert von 565 FSME-Erkrankungen. Erschreckend, weil unnötig: 99 % der 2023 übermittelten FSME-Erkrankten waren gar nicht oder unzureichend geimpft, das heißt die Grundimmunisierung war unvollständig oder Auffrischimpfungen fehlten. „Ein hoher Anteil der auftretenden FSME-Erkrankungen könnte wahrscheinlich durch eine Steigerung der Impfquoten insbesondere in Risikogebieten mit hoher FSME-Inzidenz verhindert werden. Es sollte insbesondere in Kreisen mit hoher FSME-Krankheitslast verstärkt über den Nutzen einer FSME-Impfung aufgeklärt werden“, schreibt „Epidemiologischen Bulletin“ 9/2024.

Bei den meisten Betroffenen der FSME-Erkrankung treten grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen auf. Oft ist die Erkrankung nach wenigen Tagen überstanden, sie kann aber auch schwer oder sogar tödlich verlaufen. Spätfolgen können chronische Kopfschmerzen, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen oder Lähmungen sein.

Die gute Nachricht: Gegen FSME gibt es eine Impfung, die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen wird. 2022 ließen sich jedoch nur 3,2 Prozent der Versicherten der KKH Kaufmännische Krankenkasse gegen die Erkrankung impfen. Im Vor-Coronajahr 2019 waren es noch 3,9 Prozent (minus 17,4 Prozent). Dabei übernimmt die KKH die Kosten für die Grundimmunisierung und Auffrischungsimpfungen für Erwachsene und Kinder, die in FSME-Risikogebieten innerhalb und außerhalb Deutschlands leben oder Urlaub machen.

Zecken fast ganzjährig anzutreffen

Nach Angaben des RKI sind Zecken ab einer Temperatur von etwa 8 Grad Celsius aktiv und damit inzwischen fast ganzjährig anzutreffen. Um möglichst lange unentdeckt zu bleiben und Blut saugen zu können, stechen sie bevorzugt an geschützten Körperstellen wie Ohren, Haaransatz, Achseln, Ellenbeugen, Kniekehlen oder dem Genitalbereich. Dabei können die kleinen Tiere neben der FSME auch Borreliose-Bakterien übertragen.

Die KKH registrierte 2022 rund 8300 Borreliose-Fälle unter ihren Versicherten. Erkrankte fühlen sich häufig abgeschlagen und leiden unter Fieber und Kopfschmerzen. Typisch für eine Borreliose ist die sogenannte Wanderröte. Dabei entsteht im Bereich des Stichs eine großflächige, kreisförmige Rötung. Deshalb ist es ratsam, die Einstichstelle auch nach dem Entfernen der Zecke gut zu beobachten, um eine Borreliose möglichst früh zu erkennen. Generell gilt: Wer sich schlapp fühlt und eine ringförmige Hautrötung bei sich entdeckt, sollte zeitnah einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Denn im Frühstadium lässt sich eine Borreliose mit Antibiotika in den meisten Fällen gut behandeln.

So schützt man sich vor Zeckenstichen

„Während Forscher herausgefunden haben, dass Menschen mit einem hohen Anteil an Milchsäure auf ihrer Haut besonders attraktiv für Gelbfiebermücken sind, ist diesbezügliches für heimische Zeckenarten nicht bekannt. Vielmehr dürfte das menschliche Verhalten von weitaus größerer Bedeutung dafür sein, ob er häufig von Zecken gestochen wird oder nicht“, schreibt das RKI. Häufiger Kontakt mit niedriger Vegetation erhöhe die Wahrscheinlichkeit, eine Zecke von Gräsern oder Strauchblättern abzustreifen und einzufangen. Dies treffe, so das RKI, „naturgemäß besonders auf spielende Kinder zu“. Wer abseits von Wanderwegen durchs Gebüsch gehe, besitze ebenfalls ein erhöhtes Risiko.

Um die Natur im Sommer, aber auch zu jeder anderen Jahreszeit, unbeschwert genießen zu können und sich vor einem Zeckenstich und seinen Folgen zu schützen, rät die KKH:

  • Bei Aufenthalten im Wald oder in hohem Gras lange Kleidung tragen.
  • Anti-Insektenmittel verwenden.
  • Den Körper zu Hause nach Zecken absuchen, insbesondere Kopf, Hals, Achseln, Armbeugen, Leisten und Kniekehlen.
  • Zecken mit Hilfe einer Zeckenzange, -karte oder spitzen Pinzette dicht über der Haut greifen und langsam vollständig herausziehen, möglichst ohne sie zu quetschen, danach die Einstichstelle desinfizieren.
  • Bei unvollständig entfernter Zecke, grippeähnlichen Beschwerden oder ringförmiger Hautrötung ärztlichen Rat einholen.      

Baden-Württemberg ist Zecken- und FSME-Hochburg

In Deutschland besteht ein Risiko für eine FSME-Infektion vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen, in Sachsen und seit 2022 auch im südöstlichen Brandenburg. Einzelne Risikogebiete befinden sich zudem in Mittelhessen, im Saarland, in Rheinland-Pfalz, in Niedersachsen und in Nordrhein-Westfalen.     pm/tok